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Wirbel um gesenktes TempolimitManche Blitzer auf der Kölner Zoobrücke sind fast seit einem Jahrzehnt defekt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Tempo-50-Schild auf der Kölner Zoobrücke.

Auf der Zoobrücke gilt seit dem 1. Oktober Tempo 50. Die Blitzanlagen der Stadt Köln funktionieren aber nicht.

Das Verkehrsdezernat hat das Tempo auf der Verkehrsader von 80 auf 50 gedrückt – nur kontrolliert werden kann das nicht.

Die Kritik war deutlich, als das städtische Verkehrsdezernat am vergangenen Sonntag das Tempolimit auf der Zoobrücke von 80 auf 50 heruntersetzte, weil damit die Hauptschlagader des Autoverkehrs in Köln gedrosselt wurde. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: Die Stadt ist überhaupt nicht dazu in der Lage, sicherzustellen, dass die Autofahrer das neue Tempolimit auch tatsächlich einhalten.

Kölner Zoobrücke: Blitzanlagen sind seit fast einem Jahrzehnt defekt

Alle vier Blitzanlagen auf der Brücke sind defekt – und das zum Teil bereits seit fast einem Jahrzehnt. Das bestätigte die Stadtverwaltung am Donnerstag auf Anfrage. Die Anlage in der Mitte der Brücke in Fahrtrichtung Kalk ist demnach seit Januar 2014 dauerhaft außer Betrieb – die Anlage auf der gegenüberliegenden Seite seit Juli 2014. Die Sensoren der Anlage in Höhe Auenweg, Fahrtrichtung Kalk, sind seit Oktober 2020 (rechte Spur), Januar 2023 (mittlere Spur) und Juni 2023 (linke Spur) defekt, und die Sensoren in Fahrtrichtung linksrheinisch funktionieren seit Oktober 2020 (rechte Spur), August 2023 (mittlere Spur) und September 2022 (linke Spur) nicht mehr.

Ungeachtet dessen hatte die Stadt vor der Änderung der Höchstgeschwindigkeit angekündigt, sofort am selben Tag auch die Blitzanlagen auf Tempo 50 umzustellen. Und die Stadt setzte diese Ankündigung auch in die Tat um. „Alle Anlagen wurden auf Tempo 50 umgestellt, lösen jedoch aufgrund der defekten Sensoren nicht mehr aus“, sagte eine Stadtsprecherin. Lediglich ein Blitzer in Höhe der Amsterdamer Straße in Fahrtrichtung Innenstadt funktioniere noch und sei erfolgreich auf Tempo 50 umprogrammiert worden.

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„Wir prüfen derzeit, ob eine Reparatur möglich ist oder ob wir neue Blitzanlagen anschaffen müssen“, sagte die Stadtsprecherin. Die bisherigen Anlagen sollen aber mittelfristig auf jeden Fall gegen moderne, laserbasierte Anlagen ausgetauscht werden. Diese Modernisierungen seien an den Standorten in Höhe Amsterdamer Straße, in Höhe des Lentparks sowie hinter dem Kalker Stadtautobahntunnel vom Kreuz-Köln-Ost kommend in Fahrtrichtung Ehrenfeld bereits abgeschlossen. Das Amt für öffentliche Ordnung und das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau stünden seit dem Ausfall der letzten Anlage im August dieses Jahres „in enger Abstimmung“.

Stadt Köln kann Tempolimit zurzeit nicht kontrollieren

Die Stadt kann somit aktuell nicht kontrollieren, ob die Autofahrer das neue Tempolimit einhalten. Der Einsatz mobiler Fahrzeuge zur Geschwindigkeitsmessung ist der Stadt auf der Zoobrücke im Gegensatz zur Polizei nicht erlaubt. Nur festinstallierte Anlagen dürfen vonseiten der Verwaltung zum Einsatz kommen. „Das Amt für öffentliche Ordnung wird mit der Bitte um verstärkte Kontrolle auf die Polizei zugehen“, sagte die Stadtsprecherin.

Das Verkehrsdezernat hatte die Höchstgeschwindigkeit am 1. Oktober von Tempo 80 auf Tempo 50 gedrosselt, und die Reduzierung damit begründet, dass die Schutzelemente, die den Autoverkehr von Radfahrern und Fußgängern trennen, nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen würden. Zur Gefahrenabwehr müsse daher Tempo 50 eingeführt werden, um die Sicherheit zu erhöhen.

Veraltete Schutzelemente nach Lkw-Unfall entdeckt

Dass die 60 Jahre alten Schutzelemente nicht mehr zeitgemäß sind, sei erst vor wenigen Wochen nach einem Lkw-Unfall aufgefallen, so die Stadt. „Weiterentwicklungen, wissenschaftliche Forschungsergebnisse oder auch Ableitungen aus neuen Erkenntnissen“ hätten seitdem eine Vielzahl von Veränderungen und Fortschreibungen der Normen und Richtlinien nach sich gezogen, argumentierte das Verkehrsdezernat.

Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hatte die Schutzeinrichtungen für Radfahrer und Fußgänger untersucht, nachdem ein Lkw diese durchbrochen hatte. Dabei habe sich herausgestellt, dass diese nicht mehr den heutigen Regeln der Technik entsprechen. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit müsse die Stadt deshalb Tempo 50 einführen.

Die Maßnahme sei allerdings für eine doppelt so lange Strecke angeordnet worden als die eigene Begründung diese abdecke, kritisierte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck den Vorgang. Die Stadt hatte Tempo 50 nicht nur parallel zu den mit hohen Bordsteinen abgetrennten Radwegen zwischen den Auf- und Abfahrten zur Rheinuferstraße und nach Deutz gedrosselt, sondern auch auf dem Abschnitt bis zum Kalker Stadtautobahntunnel – dort gibt es keine Radwege.

Kölner Politik will mittelfristig Tempo 80 wieder zurück

„Passive Schutzeinrichtungen sind verkehrssichernde Ausstattungen eines Brückenbauwerks“, sagte ein Stadtsprecher. Darunter würden neben Schrammborden (Bordsteine) unter anderem auch Schutzplanken und Geländer fallen. Die Geschwindigkeitsreduzierung beziehe sich auf alle Bereiche der Zoobrücke, in denen die passiven Schutzeinrichtungen nicht dem Stand der Technik entsprechen – dazu gehören laut Aussage der Stadt auch die Schutzplanken und Geländer, neben denen sich kein Fußgänger- und Radweg befindet.

Wann die Stadt die Schutzelemente erneuert, damit das Tempolimit wieder von 50 auf 80 Kilometer pro Stunde hochgesetzt werden kann, ist unterdessen weiterhin unklar. Eine Verbesserung der Schutzelemente sei mit teilweise „erheblichen baulichen Eingriffen“ verbunden. Aktuell sei es nicht möglich, „Angaben bezüglich des Ausführungszeitraumes zu machen“, teilte das Verkehrsdezernat mit. Die Politik hat bereits gefordert, die veralteten Schutzelemente auszutauschen.