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Renovierung abgeschlossenKölner Sartory-Säle sind zum 75. Geburtstag in früherer Eleganz zurück

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist der große Sartory-Saal, welche renoviert wurde.

Der große Sartory-Saal wurde renoviert.

Im November feiern die Kölner Sartory-Säle 75-jähriges Jubiläum. Nun wurde die Location, die für Karnevals-Events bekannt ist, renoviert.

Auf den ersten Blick werden die Festgäste die Veränderungen im großen Sartory-Saal womöglich gar nicht bemerken. Auf den ersten Tritt schon eher. Der über 30 Jahre alte Laminatboden ist verschwunden. Stattdessen wurde auf einer Fläche von nahezu 1000 Quadratmetern ein Echtholzboden verlegt. Das neue Eichenparkett ist das Herzstück der gerade abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten. Die Holztreppen wurden ersetzt – jede Stufe war eine Einzelanfertigung – und die Holzvertäfelung der Kassettenwände restauriert. Das sieht alles sehr gelungen aus. Der Charme des historischen Saales ist geblieben, das leicht Abgewetzte ist verschwunden.

Im November gibt es die Sartory-Säle seit 75 Jahren. „Zum Jubiläum sollte der große Saal glänzen und möglichst originalgetreu restauriert werden. Daher musste es auch unbedingt wieder ein Naturboden sein“, sagte Marcus Sartory bei der Präsentation des aufpolierten Saales. Der 56-Jährige leitet seit 2014 gemeinsam mit seinem Vater Carl das Familienunternehmen. In den Sartory-Sälen, zu denen auch der 2019 renovierte Ostermann-Saal gehört, finden neben Konzerten, Revuen und Firmenevents vor allem zahlreiche Karnevalsveranstaltungen statt.

Zu sehen sind Christian Bergsch (links/Generalunternehmer) und Marcus Sartory (rechts/Inhaber der Sartory-Säle).

Christian Bergsch (links/Generalunternehmer) und Marcus Sartory (rechts/Inhaber der Sartory-Säle) freuen sich über die gelungene Restaurierung.

Am Anfang des Betriebes stand ebenfalls ein Carl Sartory. Er ließ 1948 auf dem Trümmergrundstück Friesenstraße 44-48 die späteren Sartory-Säle bauen. Architekt war Wilhelm Riphahn. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich an der Stelle das Kölner Varieté „Groß-Köln“, in dem 1930 unter anderem die Karnevalsrevue „Die Fastelovendsprinzessin“ mit Grete Fluss in der Hauptrolle und dem Willi-Ostermann-Titel „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ uraufgeführt wurde. Enkel Marcus Sartory erinnerte daran, dass der Großvater im März 1948 den Bautrag bei der Britischen Militärregierung gestellt hatte und neun Monate später zum Start der Karnevalssession am 11. November Einweihung gefeiert wurde.

Es sei damals nicht einfach gewesen, die benötigten Baumaterialien zu besorgen, berichtete Sartory und unterfütterte dies mit einer Familiengeschichte: Die damalige Baumannschaft habe bei Nacht und Nebel zwei große Stahlträger aus dem Metalllager der Briten organisiert. Noch bevor sie in die Erde eingelassen werden konnten, habe die Polizei vor der Tür gestanden und die Beute musste sofort zurück ins Lager. Einen Tag später war das Orga-Team-Sartory pfiffiger. Gleiche Quelle, gleiche Stahlträger, gleicher Transport, aber schnellere Verarbeitung. Als diesmal die Ordnungshüter anklopften, war kein Stahl zu sehen, nur ein frisch gegossener Betonboden. Nostalgie Ende, Stahlklau verjährt.

Zu sehen ist der große Sartory-Saal, welche renoviert wurde.

Für die Restaurierung des großen Saales brauchten die Handwerker zehn Wochen.

Für die jetzige Restaurierung des großen Saales brauchten die beteiligten Handwerksfirmen zehn Wochen. In dieser Zeit mussten Generalunternehmer und Bodenleger Christian Bergsch, Architekt Enno Schiek, Maler Frank Breuer, Tischler Michael Varnhagen sowie die Schreiner Stefan Mermagen und Robert Stumpf etliche Probleme aus dem Weg räumen. „Wir haben den gesamten Bodenbelag entfernt, 1000 laufende Meter Fußleisten abgebrochen und den Estrich komplett ausgebaut. Allein um den Bauschutt abzutransportieren, waren 1400 Fahrten mit randvoll gefüllten Schubkarren aus dem Gebäude zu den Containern notwendig“, erzählte Bergsch.

Weil die Schutzgitter der Glasabdeckungen für die Trittstufenbeleuchtung in Schwarz als Kontrast zu dem hellen Holz wie ein Fremdkörper aussahen, musste für die über 100 Exemplare eine Spezialbehandlung her. „Weil es die Gitter in heller Farbe ebenso wenig von der Stange gab wie die gebogenen Treppenstufen an den Aufgängen zur Bühne, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Wir haben jedes Gitter entlackt und durch Pulverbeschichtung der Farbe der Treppenkantenprofile angepasst“, sagte Bergsch.

Jetzt entfernter Bodenbelag wurde einst von selber Firma 1987 verlegt

Drollige Überraschungen gab es auch. „Der jetzt entfernte Bodenbelag wurde 1987 ebenfalls von unserer Firma verlegt. Damals waren mein Opa Ferdinand und mein Vater Rudolf im Einsatz. Das wusste ich gar nicht.“ Christian Bergsch verbindet mit den Sartory-Sälen eine eigene Geschichte. „Hier bin ich unzählige Male einmarschiert und habe auf der Bühne gestanden.“ Bergsch war von 2009 bis 2013 Tanzoffizier des Traditionskorps Jan von Werth. Dessen Farben waren bei der Sartory-Renovierung ohnehin stark vertreten. Maler Frank Breuer war 2020 Bauer im Kölner Dreigestirn.

Wie viel die Runderneuerung des Saales gekostet hat, mochte Marcus Sartory nicht verraten. Die Rücklagen des Unternehmens hätten aber ausgereicht, der Kölsch-Preis werde in der kommenden Session nicht erhöht.