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„No Scotland, no party“Schottische Fußballfans feiern trotz Sturmwarnung ausgelassen in der Kölner Altstadt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind schottische Fußballfans mit Bier in der Kölner Altstadt.

Fußballfans aus Glasgow in Köln.

Auch Schweizer sind zahlreich vertreten am Dienstag in der Stadt. Von der Sturmwarnung zeigten sich die Schotten unbeeindruckt.

Die Altstadt befand sich am fünften Tag der Fußball-Europameisterschaft fest in Händen der schottischen Fans: „No Scotland, no party“ und „You never walk alone“ – die Fan-Chöre erklangen aus Hunderten Kehlen und über die Außengastronomie-Bereiche der Lokale am Alter Markt hinweg. Dudelsack-Klänge waren zu hören, Stoff-Fußbälle flogen durch die Luft, ein Tag vor dem Spiel gegen die Schweiz in Köln.

Die größtenteils männlichen und in Kilts gekleideten Menschen waren bester Laune, auch das Bier floß bereits bis zum frühen Abend reichlich. Die Stadt Köln hatte bereits am Vormittag aufgrund einer Unwetterwarnung sämtliche EM-Veranstaltungen abgesagt und auch die Fanzonen geschlossen. Die schottischen Fans zeigten sich davon unbeeindruckt. „Was Ihr Starkregen nennt, das ist bei uns ein freundlicher Sommertag“, sagte etwa Neil aus Edinburgh. Er ist mit zehn weiteren Freunden für eine Woche nach Deutschland gekommen, um die Spiele seiner Mannschaft zu verfolgen. „Wir wären heute in die Public-Viewing-Area gegangen, um das Portugal-Spiel zu verfolgen, ja“, sagte der 36-Jährige, „aber hier in der Kneipe geht das auch super – so lange das Bier nicht ausgeht“, fügte der Schotte grinsend hinzu.

Schotten feiern trotz Regen in Köln

Orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von bis 110 Kilometern pro Stunde und Regen in Mengen von bis zu 50 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden, vom Nachmittag an bis in den Abend, hatte der Deutsche Wetterdienst angekündigt. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß, waren alle Besucherzonen und Public-Viewing-Bereiche geschlossen, der Betrieb der Rheinfähre „Strolch“ und Fanveranstaltungen wie der schottische Gesangsabend, der im Tanzbrunnen stattfinden sollte, wurden vorsorglich abgesagt.

Zu sehen sind schottische Fußballfans, die an Tischen Bier trinken.

Die Außengastronomie in Köln boomt trotz schlechten Wetters.

Obwohl um 17 Uhr leichter Regen einsetzte, feierten die Fußballfans friedlich und ausgelassen. Missmut über die geschlossenen Eingänge der Fanzone am Heumarkt gab es auch bei Connor, Matthew und Stuart aus Aberdeen am Dienstag nicht. „Ich sehe die Sonne und ein paar Wolken, dass es hier gefährlich wird, glaube ich ja nicht“, sagte Stuart. Die Entscheidung der Verantwortlichen zur Schließung konnten die drei jungen Schotten allerdings nachvollziehen. Sie gingen in Richtung Alter Markt und wollten versuchen – angelockt von den Liedern ihrer Landsleute – noch einen der seltenen Plätze in einem der Lokale zu ergattern. Den Gastronomen war zwar seitens der Stadt nahegelegt worden, ihre Außenbereiche ebenfalls rechtzeitig vor dem möglichen Unwetter abzubauen. Das setzte allerdings niemand um – die riesigen Sonnenschirme dienten bis in den frühen Abend als willkommener Schutz vor den ersten Tropfen.

Auch Schweizer waren am Dienstag in der Stadt zahlreich vertreten. Am Tag vor der Begegnung der beiden Nationalmannschaften im Müngersdorfer Stadion hatten die Fangruppen sich vielerorts vermischt und sich gemeinsam auf die Begegnung in der Gruppe A gefreut. „Die Stimmung hier ist unserem Eindruck nach ausgelassen, aber durchweg friedlich“, sagte Polizeisprecher Christoph Gilles am Nachmittag. Die Beamten seien zahlreich und auch in zivil in der Stadt unterwegs, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Sollte es notwendig sein, würden sie auch die Kollegen der Feuerwehr unterstützen, so Gilles.

Auch der stärker einsetzende Regen gegen 17.30 Uhr spülte keinem der schottischen Fans das Lächeln aus dem Gesicht. Zuckende Schultern hier, ein lautes „Cheers“ dort. „Jetzt ist Köln wie eine Stadt in Schottland“, sagte ein Fan. Rund um den Alter Markt machte es den Anschein, als würde für die Fußballfans von der Insel vor der Partie gegen die Schweiz alles genau so sein, wie es aus ihrer Sicht sein sollte.