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Auferstanden im MehlstaubFotoausstellung „Aurora“ im Kunsthaus Rhenania

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Eine Fotografin steht neben ihren Modellen in der Ausstellung „Aurora“.

Fotografin Anja Schlamann fügt sich neben ihren Modellen in die Ausstellung „Aurora“ ein.

Fotografin Anja Schlamann porträtierte ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ellmühle in Deutz.

Eine junge Frau positioniert sich kämpferisch in einer verlassenen Industriehalle. Der Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet. Sie ist gehüllt in gleißendem Licht. Nur wenige Meter entfernt zeigen sich andere Personen in ähnlicher Haltung an vergleichbaren Orten. Auch sie umgibt ein leuchtend-nebliges Phänomen.

In der aktuellen Ausstellung „Aurora“ porträtiert Fotografin Anja Schlamann 25 einstige Beschäftigte der Ellmühle im Deutzer Hafen. In der Stätte wurde 111 Jahre lang das bekannte „Aurora Mehl“ gemahlen. 2021 wurde der Betrieb eingestellt. Die Produktion wurde nach Krefeld verlagert.

Rückkehr in die Ellmühle in Deutz

In der Halle des Kunsthaus Rhenania dokumentieren nun 25 kleinformatige Portraits sowie zehn lebensgroße, doppelseitig bedruckte, Fahnenstoffe die Rückkehr von Menschen an ihren früheren Arbeitsplatz. Zu sehen sind unter anderem der Bereichsleiter in seinem Büro über dem Rhein, Laboranten, Elektriker, Lieferanten sowie ein Müller des Hauses.

Als Initialzündung für die rund anderthalbjährige Planungs- und Realisationsphase nennt Schlamann ihre Ruderleidenschaft: „Ich habe diese Mühle hier zigmal auf dem Wasser passiert und wünschte mir schon immer, einmal dort oben einzukehren. Als ausgebildete Architektin hat mich der Bau schlicht fasziniert.“ Durch einen Kontakt zum damaligen Mühlenwächter wurde der Wunsch schließlich erfüllt.

Kunstausstellung „Aurora“ zeigt ehemals Beschäftigte der Ellmühle in Deutz.

Ehemals Beschäftigte der Ellmühle in Deutz kehrten für Portraitaufnahmen an ihre einstige Arbeitsstätte zurück.

In den bis heute ungenutzten Hallen reifte die Idee zur Ablichtung der einstigen Belegschaft. Dabei habe es sich nach anfänglichem Zuspruch weniger Personen als schwierig erwiesen, weitere Teilhaber für das Projekt zu begeistern. Doch die Versendung der ersten Aufnahmen überzeugten auch die Skeptiker.

Ihre Foto-Treffen beschreibt Schlamann als wehmütig: „Beim Besuch der leerstehenden Mühle zeigten sich die einstigen Beschäftigen sehr emotional. Sie haben sich als Teil einer Familie gesehen, die auseinandergerissen wurde. Die Menschen haben hier gerne gearbeitet“, so die Künstlerin.

In einer Atmosphäre, die in Architektur und Lichtverhältnissen an die Mühle erinnert, dupliziert Anja Schlamann jenen Ort ins Rhenania und hüllt dabei ihre Protagonisten in eine schimmernde Wolke geworfenen weißen Mehls, das der Szenerie eine traumhafte Unwirklichkeit verleiht. Die erstmals in vollem Umfang präsentierte Bilderserie wird durch zwei Gesprächsrunden zum Thema ergänzt.


„Aurora“, Anja Schlamann, Halle im Kunsthaus Rhenania, Bayenstr. 28, 50678 Köln, bis 13. April, Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags 14 bis 18 Uhr, Rahmenprogramm: Donnerstag, 27. März 18.30 Uhr, Ehemalige der Ellmühle erzählen, Donnerstag, 10. April 19.30 Uhr, Mehl-Dialog, Expertengespräch mit Helmut Gote, Stephan Ch. Kessler, Björn Weranek, Anja Schlamann, Martin Stankowski, um Anmeldung wird gebeten unter dialog@schlamann.com, freier Eintritt, www.schlamann.com