Ende des Jahres muss das Thiebolds-Eck schließen. Doch es geht weiter mit dem Kölner Traditionslokal – nach einer Pause.
Kölsche TraditionskneipeNeuer Betreiber erklärt, wann und wie es mit dem Thiebolds-Eck weitergeht
Nicht nur für Stammgäste war die Nachricht eine traurige, als sie vergangene Woche erfuhren, dass das Thiebolds-Eck Ende des Jahres schließen wird. Der Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“ schlug auch bei vielen Fans kölscher Traditionskneipen hohe Wellen. Nachdem zunächst unklar war, ob es überhaupt in dem beliebten Ecklokal nahe dem Neumarkt weitergehen wird, herrscht nun Gewissheit. Der bekannte Gastronom Reiner Wilkens wird ab Neujahr neuer Betreiber. Allerdings bleibt das Thiebolds-Eck vorerst geschlossen. „Wir wollen technische Probleme ausschließen. Daher schauen wir uns alles vorher an, von der Küche über Kältetechnik bis hin zum Sanitärbereich“, sagt Wilkens.
Köln: Neuer Betreiber für das Thiebolds-Eck nahe dem Neumarkt
Seit 2010 ist er Inhaber des Reissdorf-Brauhaus am Griechenmarkt, das nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Zudem betreibt der 50-Jährige in fünfter Generation den renommierten Gastronomie- und Hotel-Betrieb Wilkens Anno 1835. Die Wiedereröffnung des Thiebolds-Eck ist für den 3. Februar geplant.
Wie berichtet, hatte die Reissdorf-Brauerei der Betreiberin als Unterpächterin gekündigt. Grund waren wiederholte Lärmbeschwerden, unter anderem von Mietern, die über der Gaststätte wohnten. Dem Vernehmen nach sollen sich zahlreiche Gastronomen bei Reissdorf um eine Nachfolge beworben haben, doch die Brauerei sei gezielt auf Wilkens zugegangen. „Wir sind stolz darauf, dass man uns gefragt hat. Und wir wollen den Leuten eine ordentliche Gastronomie zeigen“. So sei auch ein Treffen mit dem Immobilienbesitzer geplant. Wilkens weiter: „Das Thema Lärm wird bei uns nicht aufkommen. Wir verzichten auf laute Musik.“ Unter der Woche endet der Betrieb um 22 Uhr, freitags und Samstag ist spätestens um 0 Uhr Schluss, so der neue Betreiber.
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Nicht verzichten will man auf einen Großteil der Mitarbeitenden der Noch-Betreiberin. Man werde versuchen, möglichst viele von ihnen auch weiterhin beschäftigen zu können, sagt der Gastronom. „Die haben sich selbst bei uns vorgestellt, wir haben uns auch schon getroffen und sehr nette Gespräche geführt. Ich mache meinen Job mit Herz – und diesen Eindruck habe ich von den Mitarbeitenden auch. Wie sie sich etwa untereinander in Krankheitsfällen helfen – das hat mir imponiert.“
Köln: Thiebolds-Eck eröffnet neu am 3. Februar 2025
Das Ambiente, die Einrichtung – all das soll im neuen Thiebolds-Eck so bleiben wie bisher, in dem Matthias Längsfeld als Geschäftsführer das Wort hat. In der Funktion ist er auch im Reissdorf-Brauhaus am Griechenmarkt verantwortlich. „Wir wollen an der Thieboldsgasse den Gedanken der Veedels-Kneipe wieder aufleben lassen“, sagt Längsfeld, und Wilkens ergänzt: „Zugänglich für jedermann, eine Kommunikationsplattform für junge wie alte Kneipen-Liebhaber – wir möchten einfach gute Gastgeber sein.“
Dass es für eine gut funktionierende Wirtschaft mehr braucht als Kölsch, ist dem Gastronomen klar: Im Brauhaus am Griechenmarkt spiele vor allem das Speisenangebot eine große Rolle. Nach diesem Vorbild soll es auch im Thiebolds-Eck – wenn auch aufgrund der Räumlichkeiten in kleinerem Ausmaß – frisch gekochte, gut bürgerliche Gerichte geben. „Wir werden den Mittagstisch wieder aufleben lassen“, kündigt Wilkens an.
Während vielerorts zuletzt Kneipen schließen mussten, sieht Wilkens Chancen für eine Trendwende: In Krisenzeiten würden die Leute wieder näher zusammenrücken. „Da ist der Wunsch nach Geselligkeit, Tradition oder Werten wie Freundschaft.“ Längsfeld ergänzt: „Der Kunde kommt hierhin, weil er immer dieselben Leute sieht. Das hat etwas von Beständigkeit.“
Während in Zeiten von Social-Media-Algorithmen alles schnelllebiger und undurchschaubarer werde, würden auch jüngere Leute klassische Gaststätten neu entdecken. Wilkens: „Wir haben hier im Brauhaus inzwischen wieder große Tische mit Jungen-Runden. Das war mal weg, das kommt jetzt alles wieder.“ Sicherlich müsse auch eine Traditionskneipe mit der Zeit gehen, sagt Wilkens. „Aber die zentralen Werte, die bleiben. Und das sind Charakter, Verlässlichkeit und Freundschaft.“