Was mache ich eigentlich nach der Schule? Für die Beantwortung dieser Frage ging es beim Azubi-Speeddating hoch hinaus.
Bewerbungsgespräche über den Dächern von KölnAzubi-Speeddating findet auf Riesenrad am Schokoladenmuseum statt
Die Abschlussklassen von zehn Kölner Schulen nutzten am Mittwoch (9. September) die Möglichkeit, beim Azubi-Speeddating am Schokoladenmuseum elf Unternehmen kennenzulernen. Die Schülerinnen und Schüler kamen an Informationsständen mit Vertretern von Unternehmen ins Gespräch. Anschließend konnten sie sich bei einer Gondelfahrt im Riesenrad in rund 55 Metern Höhe bei den Unternehmen vorstellen.
Die „Kölner Stadt-Anzeiger Medien“ riefen zum zweiten Mal nach 2022 zu den ungewöhnlichen Bewerbungsgesprächen auf. Unternehmen aus fünf verschiedenen Branchen waren vor Ort. Hauptpartner der Veranstaltung war die Stadt Köln mit ihrem Ausbildungsteam. Ausbildungsleiterin Anna Marie Fuchs war es wichtig, das Klischee einer staubigen Behörde abzustreifen. „Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass Präsenzformate für junge Menschen am attraktivsten sind“, sagte Fuchs.
Köln: Unternehmen aus Gesundheitssektor und Handwerk werben Azubis
Auch Betriebe aus dem Handwerk wie „Klein's Backstube“ machten mit. Büsra Cifci aus dem Marketingteam des Unternehmens erklärte den jungen Menschen die verschiedenen Ausbildungsberufe. „Besonders beliebt sind die kreativen Berufe wie zum Beispiel Konditor“, sagte Cifci. Viele Schüler seien überrascht über die Vielfältigkeit des Jobs. Cifci berichtete, dass einige bereits einen Probetag im Unternehmen vereinbart hätten.
Als ein Vertreter aus dem Gesundheitssektor war das Caritas-Bildungszentrum mit einem Team dabei, um für den Pflegeberuf zu werben. „Wir versuchen den jungen Menschen klarzumachen, dass der Pflegeberuf viel mehr ist, als nur alte Menschen zu waschen“, sagte Frances Ngucavila aus dem Team der Öffentlichkeitsarbeit des St. Elisabeth Krankenhauses in Lindenthal. Man wolle zeigen, dass der Pflegeberuf auch sehr eng mit einer medizinischen Ausbildung verknüpft sei.
Kölner Lehrerin lobt Konzept des Azubi-Speeddatings
Im Abstand von jeweils 30 Minuten kamen die einzelnen Klassen zu dem Veranstaltungsort am Rhein. Tina Nobile, Klassenlehrerin einer zehnten Klasse der Otto-Lilienthal Realschule in Porz-Wahn freute sich über die zahlreichen Informationsmöglichkeiten. Von den rund 30 Schülern in ihrer Klasse würden zehn nach ihrem Abschluss 2024 direkt eine Ausbildung anfangen wollen, berichtete Nobile. Besonders beliebt seien die kaufmännischen Berufe, wohl auch aufgrund der Bezahlung, mutmaßte die Lehrerin. „Ich finde es total wichtig, dass es Jobbörsen extra für Ausbildungsberufe gibt, da wir gerade in diesen Berufen guten Nachwuchs brauchen“, sagte Nobile.
Die Finanzverwaltung NRW hatte eine Besonderheit für das Azubi-Speeddating vorbereitet. Um gerade die jungen Menschen für sich zu gewinnen, war Megan Love mit dem Team der Finanzverwaltung vor Ort. Die 24-jährige Finanzbeamtin arbeitet im Finanzamt in der Kölner Altstadt und hat vor rund einem Jahr einen Tiktok-Kanal gegründet, auf dem sie ihren Arbeitsalltag begleitet. Mit ihren Kurzvideos erreicht Love mehrere tausend junger Menschen.
Juliane Kinast, stellvertretende Pressesprecherin des Finanzministeriums NRW, sah die Unterstützung von Love als Chance. „Wir spüren den Fachkräftemangel natürlich auch, daher wollen wir mit Social-Media auch neue Wege gehen und die jungen Menschen abholen“, sagte Kinast. Love sprach in einer Gondel des Riesenrads mit möglichen zukünftigen Auszubildenden und beantwortete Fragen.
Der 19-jährige Schüler Sebastian König macht im kommenden Sommer sein Abitur an der Gesamtschule Dellbrücker Mauspfad und könnte sich vorstellen, anschließend eine Ausbildung bei der Finanzverwaltung zu machen. Vorher hatte er allerdings noch einige Fragen. Bei einer Fahrt mit dem Riesenrad fragt er Love, ob auch die Möglichkeit bestehe, Homeoffice zu machen. „Das interessiert viele junge Menschen, ich kann das gut verstehen. Flexible Arbeitszeiten sind mir nämlich auch sehr wichtig“, berichtete Love. Nach rund 15 Minuten konnte Megan Love alle Fragen von Sebastian König beantworten. „Ich fand das Format cool, weil ich in einer angenehmen Atmosphäre mit Menschen aus dem Unternehmen ins Gespräch kommen konnte“, sagte der Schüler.