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Samstag EröffnungÖkologisch und regional – Genossenschaft betreibt Supermarkt „Köllektiv“

Lesezeit 3 Minuten
Elisa Flasche (l.) und Ann-Kathrin Horn in dem noch nicht gänzlich eingeräumten Supermarkt „Köllektiv“

Elisa Flasche (l.) und Ann-Kathrin Horn in dem noch nicht gänzlich eingeräumten Supermarkt „Köllektiv“

320 Kölnerinnen und Kölner haben Genossenschaftsanteile erworben und sind Teil von Köllektiv – einkaufen dürfen noch nicht alle.

Kartoffeln können provozieren. Die Bio-Sorte aus Mexiko im Supermarkt verärgerte die Kundin Elisa Flasche so sehr, dass sie aktiv wurde – als „Köllektivista“. „Sie waren zwar biologisch angebaut“, erzählt sie, aber nachhaltig sei der lange Transportweg wirklich nicht, und ob sie unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden, war nicht ersichtlich.“ Die Kartoffeln landeten also nicht in ihrem Einkaufskorb.

Neue Heimat in Ex-Unverpacktladen-Räumen

Stattdessen dachte sie über Einkaufsalternativen nach, suchte Gleichgesinnte, gründete mit ihnen eine Genossenschaft und schließlich einen eigenen Supermarkt, das „Köllektiv“. Er ist in der Südstadt an der Bonner Straße 66 ganz passend in den Räumen des ehemaligen Unverpacktladen Migori beheimatet. Im „Köllektiv“ soll es künftig ökologisch und zugleich fair hergestellte Lebens- und Kosmetikartikel geben, zu einem erschwinglichen Preis.

„Eine ökologische, fleischarme, regionale Ernährung hat einen riesigen Impact auf den ökologischen Fußabdruck des Einzelnen“, erläutert Flasche. „Sich ökofair zu ernähren“, sagt sie, „ist bislang aber nur einer Elite vorbehalten.“ Der Einkauf in Bioläden, die auf faire Produktion und Transportwege achten, sei teuer. Das „Köllektiv“ möchte mehr Menschen eine Ernährung mit ökologischen und fair hergestellten Lebensmitteln ermöglichen. In ihrem Geschäft soll es ein „Vollsortiment“ geben, nahezu sämtliche Produkte werden im Kölner Umland hergestellt.

Kaffee aus Frechen, Möhren aus Zülpich

Kartoffeln, Möhren, Salat und andere frische Produkte kommen vom Biohof Haus Bollheim in Zülpich, der Kaffee von der Kaffeerösterei Holm in Frechen. Die Öko-Eier werden auf dem Hof Alpermühle in Nümbrecht gelegt.

Beliebte Produkte, die nicht zu den heimischen Gewächsen zählen, warfen bei den Diskussionen im „Köllektiv“ Fragen auf: Wie stehen wir zur Avocado? Die Position der Genossenschaft derzeit: „Wenn sie aus Peru kommt, ist das ein Problem“, sagt Flasche. Weniger problematisch sei es aber, wenn sie in Spanien produziert wird, unter bestimmten Bedingungen: „Wir kennen dort Obstbauern, die Zitrusfrüchte und Avocados ökologisch und fair anbauen, mengengenau und direkt liefern.“ Das spanische Produkt darf vorläufig bleiben. Das Angebot und die Arbeitsweise werden aber stets hinterfragt und angepasst.

320 Menschen haben Anteile erworben – und müssen stundenweise arbeiten

Insgesamt 320 Genossinnen und Genossen ist das „Köllektiv“ mittlerweile stark. Dabei müsse selbstverständlich nicht jeder über alles mitdiskutieren oder -entscheiden, erläutert Flasche. Jeder oder jede bringe sich so ein, wie er oder sie wolle oder könne. Es gibt aber natürlich Bedingungen: Die Mitglieder müssen mindestens zwei Genossenschaftsanteile zu 50 Euro erwerben und monatlich im Schnitt drei Stunden für das „Köllektiv“ arbeiten. Dafür werden sie Miteigentümer und dürfen im eigenen Supermarkt einkaufen – zu einem günstigen Preis: „Wir liegen im Schnitt 15 Prozent unter den Preisen im Bioeinzelhandel“, sagt Flasche.

Die Preise setzen sich aus dem Einkaufspreis zuzüglich einer Marge von 30 Prozent zusammen. Die genaue Höhe machen sie jeweils transparent. „Von der Marge bezahlen wir Miete, Strom, Versicherungen und sonstige Nebenkosten. Wir beschäftigen drei Minijobber für eine gewisse Beständigkeit vor Ort. Trotzdem sparen wir enorm Personalkosten.“ Zunächst können nur Genossenschaftsmitglieder einkaufen. Langfristig versucht das „Köllektiv“ seinen Markt auch für andere Kunden zu öffnen, die dann etwas mehr zahlen müssen.

„Köllektivista“ Ann-Kathrin Horn sieht darin einen weiteren Sinn: „Wir setzen gerade auch auf Gemeinschaft und möchten mit der Nachbarschaft in Kontakt kommen.“ Das Hauptziel ist vor allem eines: „Wir versuchen, anders zu wirtschaften“, betont Flasche. „Im Kapitalismus profitieren vor allem diejenigen, denen die Unternehmen gehören. Im ‚Köllektiv‘ profitieren alle – ohne Profit.“

Das Köllektiv, Bonner Straße 66, eröffnet am Samstag, zwischen 12 und 18 Uhr mit Kaffee, Waffeln und Musik. Alle Interessierten sind willkommen.