Der Neumarkt gehört zu den zentralen Plätzen in der Kölner Innenstadt. Die Probleme mit der Drogenszene bestehen bereits seit vielen Jahren. Das soll sich ändern.
Verschmutzter Drogen-HotspotDiese Veränderungen plant die Stadt Köln für den Neumarkt
Die Situation rund um den Neumarkt hat sich in den vergangenen Monaten abermals verschärft. Anwohnerinnen und Anwohner berichten davon, dass drogenabhängige Menschen sich noch öfter als bislang in den Hauseingängen rund um den zentralen gelegenen Platz Spritzen setzen und hinterher die Reste ihres Drogenkonsums zurücklassen.
Gehwege am Neumarkt extrem stark verschmutzt
Teilweise sitzen die Junkies am helllichten Tag dort und versperren die Haustüren. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind gezwungen, sie anzusprechen und zum Gehen aufzufordern oder die Polizei zu rufen. Den Beamtinnen und Beamten bleibt aber auch nicht mehr, als einen Platzverweis auszusprechen. Nachts sind die Schreie der Junkies selbst bei geschlossenem Fenster zu hören.
Beim Gang durch die Nebenstraßen fällt auf, dass Bürgersteige und Straßen extrem stark verschmutzt sind, obwohl täglich Kehrbrigaden der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) unterwegs sind. Teilweise sind Blutflecken auf Boden und an Hauswänden zu sehen, unangenehme Gerüche steigen in die Nase.
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Herbst 2021, dass die Zustände auf dem Platz im Hinblick auf die Drogenszene, auf Obdachlosigkeit und Vermüllung „nicht hinnehmbar“ seien. Mehr als ein Jahr danach hat sich die Situation ganz offensichtlich kein Stück verbessert – im Gegenteil, die Drogenszene hat sich ausgeweitet.
Die Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“ führt das auf die Sogwirkung des im Mai dieses Jahres eröffneten Drogenkonsumraums im Gesundheitsamt am Neumarkt zurück. Der Eingang befindet sich auf der Rückseite in der Lungengasse – schräg gegenüber der Substitutionsambulanz. „Wie kann es sein, dass eine kleine Gruppe von Menschen die Stadtgesellschaft derart in Atem hält“, fragen die Initiatoren von „Zukunft Neumarkt“.
Stadt Köln plant Bündel an Veränderungen
Ein Grund sind ihrer Ansicht nach die zu knappen Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums. Sonntags ist dieser komplett geschlossen – samstags ist um 17.30 Uhr Schluss, von Montag bis Freitag um 18.30 Uhr. Wer sich danach einen Schuss setzen will beziehungsweise muss, der weicht auf Hauseingänge, Tiefgarageneinfahrten und andere Nischen aus.
Dass sich etwas verändern muss, ist allen Beteiligten klar. Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, der Politik, der Polizei und der Anwohnerschaft haben sich in der vergangenen Woche getroffen, um einen Weg aus der Misere zu finden. Ein Masterplan Neumarkt soll die Wende im kommenden Jahr in Gang setzen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll ein ganzes Bündel an Veränderungen geplant sein, um den Platz neu zu beleben.
Wie zu erfahren war, soll die Fläche zunächst aufgeräumt werden. Zur Diskussion steht, die Mietverträge für den Kiosk und die Imbissbude im östlichen Bereich nicht mehr zu verlängern, um die Buden abreißen zu können. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sollen den benachbarten Teil des Neumarkts zudem nicht mehr als Parkplatz benutzen dürfen.
Auf der Westseite soll ein Gastronomie-Container aufgestellt werden, um eine Art Café einzurichten. Direkt daneben soll der ehemalige Brunnen reaktiviert werden. Die Stadt bemüht sich nach einer erfolglosen Ausschreibung erneut darum, ein Unternehmen zu finden, dass den Auftrag übernimmt. Geplant ist derzeit, dass die Anlage im November 2023 zur Verfügung steht, so dass das Wasser im Frühjahr 2024 sprudeln könnte.
Wie weiterhin zu hören ist, sollen die Platzfläche und die Gehwege rundherum mit zwei weiteren Übergängen für Fußgänger miteinander verbunden werden – einmal im Bereich der Kreissparkassen-Filiale und einmal auf Höhe des Taxistands. Die Größe des Taxistands soll drastisch reduziert werden, so dass nur noch eine Handvoll Stellplätze übrig bleibt.
Eine Schließung der Nordschleife für den Autoverkehr ist nicht vorgesehen – das Thema soll erst angegangen werden, wenn klar ist, ob die Stadtbahntrasse auf der Ost-West-Achse oberirdisch ausgebaut wird oder ein neuer U-Bahn-Tunnel entstehen soll.
Das Kulturdezernat soll außerdem ein kulturelles Angebot entwickeln, um zusätzliches Publikum anzuziehen, das dem Platz derzeit fernbleibt. Weitere Überlegungen beziehen sich auf die Auf- und Abgänge zur U-Bahn-Haltestelle – diese sollen anders gestaltet werden, damit sich diese Bereiche als Rückzugsort der Drogenszene nicht verstärken. Die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums in der Lungengasse sollen noch einmal ausgeweitet werden.