- Der Ebertplatz ist ein bevorzugter Aufenthaltsort für alkohol- und drogenkranke Personen.
- Auf dem Platz und in den angrenzenden Parks soll eine bessere Beleuchtung installiert werden.
Innenstadt – Ein Unbekannter hat mit einem Messer gedroht und die Herausgabe des Mobiltelefons gefordert. Als die Beamten einer Präsenzstreife der Kölner Polizei diese Hinweise eines Geschädigten am Ebertplatz erhalten, suchen sie die Umgebung nach dem mutmaßlichen Täter ab. Ein weiterer Streifenwagen trifft ein, die Beamten schwärmen aus.
Doch der Einsatz bleibt an diesem Tag erfolglos – lediglich eine Strafanzeige gegen unbekannt entsteht, die Verstärkung rückt wieder ab. Kein ungewöhnliches Szenario am Eberplatz – weder für die Polizeibeamten, noch für viele Kölner, die den Platz kennen.
Grenze zwischen zwei Veedeln
Zumindest nachts gibt der Ebertplatz zahlreichen Passanten und Anwohnern der Bezeichnung „Angstraum“ eine Gestalt. „Ich laufe hier immer nur den direkten Weg von zu Hause zur Bahn-Station, vor allem abends“, sagt Kathrin Raabe, die seit drei Jahren in der Nachbarschaft lebt. „Hier ist alles so weitläufig und gleichzeitig uneinsehbar.“
Ihrer Wahrnehmung nach nutzt den Ebertplatz kaum jemand als Ort zum Verweilen – unter den wenigen, die es tun, befänden sich vor allem „schräge Gestalten, mit denen man nicht unbedingt ein Bier trinken will“. Raabe befürwortet allerdings auch den Versuch einiger Künstler und Gastronomen in den Passagen an der Südseite des Platzes, mit ihren Galerien und Bars die Umgebung mitzugestalten. „Die Menschen, die hier leben, müssen den Platz selbst zu dem Ort machen, den sie sich wünschen“, sagt Raabe, „sie müssen ihn sich zurückzuholen“.
Tatsächlich markiert der Ebertplatz eine Art Grenze zwischen zwei Veedeln – dem Agnesviertel im Westen, mehrheitlich bewohnt von wohlhabenden Kölnern und gespickt mit vornehmen Geschäften und Cafés. Östlich des Ebertplatzes liegt das Eigelstein-Quartier, dem trotz eines langsamen Wandels immer noch der Ruf einer heruntergekommenen Gegend in der Hand des Rotlichtmilieus anhaftet.
Ob die Dauerpräsenz der Polizisten auf der Betonfläche zwischen Hansaring, Turiner und Niehler Straße dazu beiträgt, dass sich die Menschen dort wohler und sicherer fühlen, ist ungewiss. Hacik Nigirdicyan kritisiert das jedenfalls. Seit 20 Jahren betreibt der 42-Jährige einen Kiosk in der Zwischenebene zu den U-Bahnsteigen. „Die ständigen öffentlichen Kontrollen der immer selben Leute hier bringen nicht wirklich etwas und sind menschenunwürdig.“ Damit werde das Sicherheitsgefühl der Passanten nicht erhöht, sondern das Gegenteil erzeugt. Für Nigirdicyan sind viele der vermeintlichen Problemfälle rund um den Platz „Überlebenskünstler, die nichts im Schilde führen“.
Hotspot für Kölns Drogenszene
„Warum richtet sich die Polizei hier nicht einen Raum der KVB für sich ein? Dann wären sie vor Ort, aber nicht ständig für jedermann sichtbar“, schlägt Nigirdicyan vor. Aus Sicht der Beamten stellt sich die Situation dagegen anders dar: „Der Ebertplatz ist aufgrund seiner baulichen Gestaltung und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in der warmen Jahreszeit ein bevorzugter Aufenthaltsort für alkohol- und drogenkranke Personen. Auch Obdachlose halten sich dort auf. Neben der Hilfsbedürftigkeit dieser Menschen sind Begleiterscheinungen wie Drogenhandel und -konsum zu verzeichnen und wahrnehmbar", sagt Dorothe Göbel von der Kölner Polizei.
Wie die übrigen bevorzugten Plätze der Drogenszene Kölns steht der Ebertplatz darum im Fokus der offenen wie der verdeckten polizeilichen Arbeit. „Die seit Jahresbeginn intensivierten Präsenz- und Kontrollmaßnahmen haben dazu geführt, dass die Szene auf die Kontrollen der Polizei reagiert und ihren Aufenthalt danach ausrichtet“, erläutert Göbel weiter. Darauf reagiere man entsprechend – die Beamten jedenfalls sehen ihre Arbeit durch zahlreiche aufgedeckte Drogendelikte bestärkt.
Die Situation am Ebertplatz ist auch regelmäßig Gegenstand der Gespräche im Kriminalpräventiven Rat, einem Gremium aus Polizisten, Verwaltungsmitarbeitern und Bezirkspolitikern. In Abstimmung mit der Stadt wirken die Mitglieder derzeit unter anderem darauf hin, am Ebertplatz und in den angrenzenden Parks eine bessere Beleuchtung zu installieren. Sprecherin Dorothe Göbel: „Das unterstützt die Polizei im Rahmen der städtebaulichen Kriminalprävention ausdrücklich.“ Ein Zeitplan dafür existiert nicht.
Möglichkeiten der Neugestaltung
Dabei wirkt der weitflächige Platz mitunter einladend. Etwa dann, wenn die Abendsonne die oberen Stockwerke der Häuser am Rand des Eigelstein-Viertels bescheint. Beate Hagmeier aus dem Agnesviertel hält beim Überqueren des Ebertplatzes kurz inne und blickt sich um. Für die ältere Dame stellt der Ebertplatz in seinem aktuellen Erscheinungsbild allerdings einen „atmosphärischen Schandfleck in der Innenstadt“ dar.
„Das Ungetüm aus Stahl in der Platzmitte soll wohl ein Wasserspiel sein“, sagt Hagmeier und deutet auf die begehbare „wasserkinetische Brunnenanlage“ des Skulpturenkünstlers Wolfgang Göddertz in der Platzmitte. „Ich habe da allerdings noch nie einen Tropfen Wasser fließen sehen.“ Die Frau schüttelt angesichts der verwitterten Rohre und der anderen Elemente aus Stahl mit dem Kopf. „Hier müsste es eine schön gestaltete zentrale Fläche geben, vielleicht ein Café – das lockt doch Leute an.“ Beate Hagmeier: „Schade, der Ebertplatz könnte ein netter Ort sein.“
Die Zukunft: Im städtischen Masterplan von Stadtplaner Albert Speer aus dem Jahr 2008 steht der Ebertplatz auf der Prioritätenliste ganz oben. Bis zum Jahr 2013 sollte eigentlich ein Umbau beginnen – doch passiert ist bislang nichts. Das liegt vor allem daran, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde, ob unterhalb der Platzfläche eine Tiefgarage gebaut werden soll. Eine Machbarkeitsstudie für die Tiefgarage liegt der Stadtverwaltung bereits vor. Die Mitarbeiter im Stadtplanungsamt werten diese zurzeit aus. Die Ratspolitiker sollen Ende des Jahres oder Anfang 2017 eine Vorlage erhalten. Dort wird die Verwaltung mehrere Vorschläge vorstellen, wie eine Tiefgarage aussehen könnte und welche Vor- und Nachteile das jeweils hätte. Daraus soll eine Rangfolge abgeleitet werden. Eine alternative Option könnte sein, einen städtischen Parkplatz an der Ecke Turiner Straße und Thürmchenswall mit einem Parkhaus zu bebauen. Nachdem die Ratspolitiker eine Entscheidung über die Tiefgarage getroffen haben, soll ein Werkstattverfahren mit einer Bürgerbeteiligung starten. So soll geklärt werden, wie der Ebertplatz umgestaltet werden kann und welche Angebote vorhanden sein sollten. Die Planung soll sich auch auf den Hansaring beziehen – auf dem die Parkplätze entfernt werden sollen – sowie auf die Anlage am Theodor-Heuss-Ring. Eine Vorgabe soll sein, dass die Platzfläche angehoben wird, um die umliegenden Viertel auf einer Ebene anbinden zu können. Die Stadt will zur Finanzierung Fördermittel beantragen.