Der neue Veranstalter startete am Montag den Aufbau der Osterkirmes. Aber in der Strom-Frage ist nun auch die Polizei eingeschaltet.
Ordnungsamt bricht Verteilerkästen aufStreit um den Strom für die Deutzer Kirmes eskaliert – jetzt muss ein Gericht entscheiden
Der Aufbau der Deutzer Kirmes ist am Montagmorgen holprig gestartet. Der Streit um Verteilerkästen für Strom zwischen der Stadt und dem vorherigen Veranstalter der Kirmes, der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), eskalierte weiter. Die GKS rief am Morgen die Polizei und erstattete Anzeige wegen Sachbeschädigung – die Stadt spricht von Besitzstörung durch die GKS.
Am Morgen war zu beobachten, wie ein Mitarbeiter des Ordnungsamts die Verteilerkästen auf der Deutzer Werft aufbrach. Das sahen auch GKS-Mitarbeitende und riefen die Polizei. „Die Stadt begeht aktiv eine Straftat“, sagte GKS-Sprecher Alexander Gillgen vor Ort. Das Büro der GKS liegt direkt an der Werft, aus dem Fenster überblickt Gillgen das Gelände, wo nun der Leverkusener Veranstalter Wilfried Hoffmann die Kirmes aufbaut. Die GKS hatte im Losverfahren gegen Hoffmann den Kürzeren gezogen.
Nach der umstrittenen Neuvergabe der Ausrichtung setzte sich die Posse mit ungeklärten Besitzverhältnissen der Verteilerkästen fort: Zwei Beamte nahmen beim Aufbau der Kirmes eine Anzeige wegen Sachbeschädigung auf, die sich laut GKS gegen die Stadtdirektorin Andrea Blome richtet, der unter anderem das Ordnungsamt untergeordnet ist. Die Polizeibeamten forderten die Kölner Schausteller dann aber auf, den neuen Veranstalter nicht weiter beim Aufbau zu stören.
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Stadt sieht Verteilerkästen in ihrem Besitz
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeigers“ kommentierte eine Sprecherin der Stadt die Anzeige: „Da die Strominfrastruktur sich im Eigentum der Stadt Köln befindet, lag eine sogenannte Besitzstörung vor.“ Sie liege dann vor, wenn Eigentum unrechtmäßig nicht zugänglich gemacht werde. „Da zusätzlich alle Versuche einer gütlichen Einigung gescheitert sind, blieb als letzte Möglichkeit zur Sicherstellung des Betriebes nur eine Öffnung der Kästen.“
Die GKS sagt, sie habe die Strominfrastruktur für 275.000 Euro gebaut, daher gehöre sie auch ihr. Die Stadt widerspricht, die erstmals 2002 installierte Stromversorgung sei im Besitz des Eigentümers des Festplatzes, also der Stadt. „Durch die 2015 bis 2017 erfolgte Modernisierung der Infrastruktur erfolgte kein Eigentumsübergang an die GKS“, schreibt die Sprecherin der Stadt.
Kölner Schausteller verplombten Verteilerkästen
Der neue Veranstalter hatte am 4. März die GKS angefragt, ob die Nutzung der Strominfrastruktur auf dem Gelände ermöglicht werden könne. Die GKS lehnte ab, wählte den Rechtsweg und verplombte die Verteilerkästen. Rote Plaketten auf ihnen, die auch Montag noch zu sehen waren, bezeichnen sie als Eigentum der GKS und drohen mit strafrechtlicher Verfolgung, würden sie ohne Genehmigung genutzt.
Am Freitag ist eine mündliche Verhandlung am Landgericht Köln angesetzt, weil die GKS eine Einstweilige Verfügung in der Sache beantragte. Ob dann bereits eine Entscheidung zu erwarten ist, wie die GKS zuletzt hoffte, ist allerdings fraglich. In dem Zivilverfahren dürfte das Gericht länger brauchen, als es in Strafsachen der Fall ist.
Da am 30. März aber die Osterkirmes öffnen soll, rollten jetzt bereits die ersten Schausteller-LKW am Rhein an. Von den Stromkästen an der Kaimauer aus muss der Veranstalter mit weiteren mobilen Kästen die Versorgung über die gesamte Werft legen. Diese waren schon am späten Morgen am Netz und in Betrieb. Am Abend standen schon die Kabinen eines Riesenrads und der Mast eines Kettenkarussells auf dem Festplatz. Nachdem in den vergangenen Wochen ein pünktlicher Start zu wackeln schien, sagte Wilfried Hoffmann am Montag: „Die Kirmes wird wie geplant stattfinden.“