Mega-Bauvorhaben an der TH KölnSo wird der neue Campus Deutz einmal aussehen

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Visualisierung des BLB NRW: Grüne Inseln, breite Flaniermeile und helle Architektur

Grüne Inseln, breite Flaniermeile: So soll der Campus Deutz der TH Köln einmal aussehen.

Mit dem Baubeginn des ersten Gebäudes soll es 2026 so weit sein: Der Campus Deutz ist ein jahrzehntelanges Bauvorhaben.

Grüne Inseln, autofreie, breite Flaniermeilen zwischen den Gebäuden und helle Architektur: Wenn der neue Campus Deutz der Technischen Hochschule Köln einmal fertiggestellt ist, soll er auch für Anwohnerinnen und Anwohner ein attraktives Ziel sein. Die bisherige Insellage mit dem herausragenden blau-gelben Hochhaus soll aufgehoben werden, der Campus sich deutlich zu den anliegenden Stadtteilen Deutz und Kalk hin öffnen.

Doch bis es so weit ist, werden noch einige Studierenden-Generationen die TH besuchen. Nach jetziger Planung geht man davon aus, dass die Anlage des Campus' im Jahr 2042 abgeschlossen sein wird. Ob dieses Ziel zu erreichen ist, bleibt fraglich. Mit dem Bau des ersten neuen Gebäudes, dem Hörsaalzentrum, solle 2026 begonnen werden, sagte die neue TH-Präsidentin Sylvia Heuchemer kürzlich dieser Zeitung.

Visualisierung des neuen Campus Deutz der TH Köln

Entwurf für das geplante Gebäude A sieht eine Mischnutzung von Fakultäten und Verwaltung vor.

Campus Deutz: Erste Prognosen gingen von Fertigstellung im Jahr 2026 aus

Blickt man auf vergangene Prognosen, kann die Einhaltung des aktuellen Ziels bezweifelt werden. Die ersten Planungen reichen bis in das Jahr 2008 zurück. Seit 2012 existiert ein städtebaulicher Entwurf, Architektenwettbewerbe wurden ausgelobt. 2013 sagte der damalige TH-Präsident Christoph Seeßelberg dieser Zeitung: „Das letzte Gebäude wird 2026 stehen.“ Damals hieß es noch, der Baubeginn solle 2015 erfolgen. 2014 revidierte Seeßelberg dann schon: „Die Bagger werden nicht 2015 rollen und nicht 2016.“ 

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Verzögert hatte sich das Bauvorhaben abermals wegen des Tauziehens um die drei Areale im Nordosten des Campus, die für den Neubau als unverzichtbar gelten. Die ehemaligen Eigentümer – die städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe und Feuerwehr – und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) stritten sich lange über den Kaufpreis.

Das möchte der BLB auf Anfrage jedoch so nicht bestätigen, stattdessen heißt es zu den Gründen für die Verzögerung: „Die Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen, umfangreiche bauplanungsrechtliche Themen sowie die erforderlichen Verfahren sowie branchenübliche Faktoren haben Zeit beansprucht. Frühere Angaben zum Zeithorizont durch verschiedene Akteure waren lediglich Schätzungen, aber dementsprechend auch wenig belastbar.“

Da das Areal bisher kein Hochschulgelände war, muss eine Änderung des Flächennutzungsplans vorgenommen werden. Die Stadt hat die entsprechenden Pläne im April für die Bevölkerung offengelegt. Präsidentin Heuchemer geht davon aus, „dass bis Ende des Jahres das Baurecht geschaffen ist“. 

Der neue Campus ist eines der größten Hochschulbauprojekte Nordrhein-Westfalens, Bauherr und Eigentümer ist der BLB NRW. Das Bauprojekt ist in drei Abschnitte gegliedert. Derzeit befinden sich die Arbeiten in Bauphase I: Die Abbrucharbeiten auf dem ehemaligen Gelände der Abfallwirtschaftsbetriebe und Feuerwehr an der Gießener Straße sind abgeschlossen.

Campus Deutz der TH Köln: Die drei Bauphasen

„Die entstandene Baubrache wurde mit Schottermaterial versehen“, sagt ein Sprecher des BLB. Dieser Bereich soll zunächst als Interimsfläche dienen, um die Baulogistik einzusetzen. Außerdem sollen hier Interimsparkplätze entstehen. Zudem werden Brunnen für die Geothermie gebohrt. 

Während der zweiten Bauphase sollen zwei neue Gebäude errichtet werden. Auch die Mensa wird neu gebaut. In der letzten Bauphase werden schließlich einige Gebäude abgebrochen, unter anderem das markante Hochhaus. Auf welche Weise das passiert, werde erst in den kommenden Planungsschritten entschieden, so der Sprecher.

Das Hochhaus der Technischen Hochschule am Campus Deutz ist zu sehen während der Blick bis weit in das Umland reicht. Foto: Matthias Heinekamp

Das Hochhaus der Technischen Hochschule

Zu den geschätzten Kosten äußert sich der BLB nicht. Es heißt lediglich: „Zu den Gesamtprojektkosten kann aktuell keine Aussage getroffen werden, da diese vom Ausgang der noch nicht abgeschlossenen Vergabeverfahren, dem weiteren Planungsverlauf und der zukünftigen Marktentwicklung abhängen.“

Allein der erste Bauabschnitt soll 280 Millionen Euro kosten. Für die weiteren Phasen sei eine Anschlussfinanzierung durch das Land erforderlich, informiert die TH auf ihrer Homepage. In der Bezirksvertretung Innenstadt hatte Jens Urlichs vom BLB Anfang 2022 eine Gesamtsumme von einer Milliarde Euro genannt; später wollte er diese Zahl dieser Zeitung aber nicht bestätigen.

TH Köln: Marode Bausubstanz, alte Technik

Der Campus muss erneuert werden, weil die Bausubstanz marode, die Technik veraltet und die Energiebilanz schlecht ist. Zukünftig sollen Dachbegrünung und der Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Geothermie einen nachhaltigen Betrieb der Gebäude ermöglichen. Die Planungen orientieren sich dabei an städtischen Klima-Leitlinien sowie dem Klimaschutzplan des Landes NRW.

Diese Mega-Baustelle wird also das Campusleben noch jahrzehntelang prägen: Es ist mit erhöhtem Lärm zu rechnen sowie mit geänderten Wegführungen. Nach Angaben der TH sollen die Einschränkungen auf die Studierenden und Forschenden jedoch möglichst gering bleiben. „Für die TH Köln hat die Aufrechterhaltung des Hochschulbetriebes höchste Priorität“, sagt Gerd Sadowski, kommissarischer Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung.

Neuer Camps Deutz der TH Köln für einen würdigen Auftritt 

„Mit dem Neubau in Deutz entsteht ein zukunftsfähiger Campus: Hörsäle, Lernräume, Labore, Werkstätten und Büros werden zeitgemäße Anforderungen an Studium, Lehre und Forschung erfüllen“, so Sadowski. 

Das Gebäude-Ensemble zwischen Deutz-Kalker Straße, Gießener Straße, Reitweg und Deutzer Ring ist seit den 1970er-Jahren zentraler Ausbildungsort für gut 10.000 Studierende sowie Arbeitsplatz von rund 650 Beschäftigten. Herzstück ist das Hochhaus des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums (IWZ), das 1977 fertiggestellt wurde. Die TH informiert auf ihrer Webseite detailgenau über die erfolgten Schritte.

Die Planungen für ein westlich des Areals neu entstehendes Kreativquartier, in dem eine Mischnutzung von Wohnen und Einzelhandel denkbar wäre, gehen erst nach Fertigstellung des Campus Deutz los. 

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