Der Politikwissenschaftler Christoph Butterwege sprach im Domforum über sein Buch „Umverteilung des Reichtums“.
Reichtumsforscher im Kölner DomforumChristoph Butterwegge fordert höhere Steuern für Superreiche
Woher kommt sie? Warum nimmt sie zu? Und was kann gegen sie getan werden? Fragen rund um die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich, denen sich der Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge in seinem Buch „Umverteilung des Reichtums“ stellt. Das ehemalige SPD-Mitglied, das sich heute keiner Partei mehr zuordnen möchte, sagte gleich zu Beginn der Veranstaltung im Domforum: „Wer über Reichtum nicht sprechen will, sollte auch über die Armut schweigen. Das gilt andersrum genauso.“
Gemeinsam mit dem Sozialethiker und Jesuiten Friedhelm Hengsbach und Norbert Walter-Borjans, von 2010 bis 2017 SPD-Finanzminister in NRW, diskutierte der 73-Jährige. Walter-Borjans sagte, er habe Butterwegges Buch mit großem Interesse gelesen. Man wisse, was bei der Verteilung des Reichtums schieflaufe. Doch es hake an der Umsetzung innovativer Lösungen, da gebe es einen regelrechten Stau.
Köln: Armutskluft schon in der Schule
Die reichsten fünf Familien besäßen gemeinsam mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der gesamten Bevölkerung in Deutschland, so Butterwegge. „Es gibt ein paar wenige, denen die gigantischen Banken und Unternehmen dieses Landes gehören, die vererbt werden. Und dann gibt es die große Menge derer, die sich ‚nur‘ durch ihre Arbeitskraft einbringen können.“
Für Butterwegge war die Einführung von Hartz IV und die „Agenda 2010“ der SPD damals der Anlass, sich von der Politik zu distanzieren. Auch Norbert Walter-Borjans bestätigte, dass Vermögen ungleich verteilt sei. Vieles bliebe dabei wegen des Datenschutzes im Verborgenen. Bis heute gäbe es keine offiziellen Statistiken, die das Vermögen der Superreichen offenlegen.
Reichtum basiere oft auf dem Erbe innerhalb der Familie, welches in den seltensten Fällen versteuert werden müsse. „In 99 Prozent der Fälle nutzen Familien das Prinzip der Schenkung beim Erbe und schöpfen damit eine Grauzone aus“, so Walter-Borjans. Damit werde die Kluft zwischen Arm und Reich über Generationen immer größer.
Über Familien sprach auch Friedhelm Hengsbach. Es werde Zeit, wieder mehr am Zusammenhalt zu arbeiten. Gegenwärtig beginne die prägende Trennung zwischen Arm und Reich schon in der Schule. Butterwegge forderte unter anderem einheitlich gute Standards an Schulen, baufällige Toiletten und undichte Dächer dürfe es nicht geben.
„Die Wohlhabenden und Hyperreichen, wie ich sie nenne, müssen stärker zur Kasse gebeten werden, wenn wir nicht zum Gespött anderer Länder werden wollen“, so Butterwegge. Steuergesetze sollten geändert und eine gerechtere Entlohnung für Arbeitnehmer eingeführt werden.
„Wer viel hat, kann die Politik und auch die Medien viel eher beeinflussen, das ist Fakt. Aber der Staat sind wir alle, auch das ist so“, sagte Norbert Walter-Borjans. „Die Armen brauchen eine starke, eine stärkere Lobby. Und daran muss gearbeitet werden.“