Die Kölner Bezirkspolitiker haben zwei Projekte beschlossen. Sie wollen die Lebensqualität und Sicherheit damit verbessern.
Vorbild BarcelonaIn diesen Kölner Veedeln sollen die ersten „Superblöcke“ entstehen
Barcelona gilt als Pionier der sogenannten Superblöcke. Diese entstehen dadurch, dass bis zu neun Häuserblocks zu einem Quartier zusammengefasst werden, in dem Fußgänger und Radfahrer Vorrang haben. Der Durchgangsverkehr wird mithilfe von Einbahnstraßen und Diagonalsperren herausgehalten. Nun soll auch Köln einen Superblock bekommen.
Die Bezirksvertretung Innenstadt hat in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine entsprechende Vorlage der Verwaltung beschlossen. Sie geht auf eine Eingabe der Interessengemeinschaft „Winzerveedel“ zurück, die sich dafür starkmacht, das Quartier zwischen Eifelstraße, Pfälzer Straße, Salierring, Luxemburger Straße und Moselstraße vom motorisierten Verkehr zu entlasten. Gründe für die Einrichtung der Superblocks in Barcelona waren die hohe Schadstoffbelastung der Luft und die starke Hitzeentwicklung in den Sommermonaten.
Durchgangsverbot kostet 18.000 Euro
Den Superblock im „Winzerviertel“ plant die Stadt als Pilotprojekt. Dafür soll zunächst der Durchgangsverkehr erhoben werden; das kostet 18.000 Euro. Die Ergebnisse fließen in ein Verkehrskonzept ein. Zugleich ist die rechtliche Machbarkeit des Projekts zu prüfen, das eine„städtebauliche Aufwertung“ und eine Begrünung einschließt.
Die Betroffenen im Quartier sollen mit unterschiedlichen Formaten der Beteiligung einbezogen werden. Mit der Planung und Einrichtung von Superblocks betrete die Stadt „Neuland“, heißt es in der Vorlage. Für die „gesamtstädtische Betrachtung“ des Themas soll ein Bürgerrat etabliert werden.
Verkehr in Köln: Durchgangsverbot soll Lebensqualität steigern
In derselben Sitzung beschloss die Mehrheit der Bezirksvertreter gegen die Stimmen von CDU und FDP, dass auch im Stadtgarten-Viertel rund um die Christuskirche ein „Veedelsblock“ nach dem Vorbild der Superblöcke eingerichtet werden soll. Den Antrag hatten Grüne, Linke, Klimafreunde und „Die Partei“ gestellt. In Vierteln, die vom Durchgangsverkehr befreit werden, steige die Lebensqualität, argumentieren sie und zählen als Vorteile auf: weniger Lärm und Luftschadstoffe, mehr öffentlicher Raum für Begegnungen, höhere Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger, nicht zuletzt für die Jungen und Mädchen der Grundschule Gilbachstraße und mehrerer Kitas.
Zu den Vorschlägen im Detail gehört, dass zwischen der Kirche und dem Stadtgarten ein autofreier Platz mit „identitätsstiftendem Mobiliar“, Bäumen, weiterem Grün und „beschatteten Spielmöglichkeiten“ geschaffen und die Spichernstraße für motorisierte Fahrzeuge gesperrt wird.
Das System der Einbahnstraßen soll so angepasst werden, dass keine Autos mehr durchfahren, und die Werderstraße nördlich der Kreuzung mit der Herwarthstraße soll Poller-Reihen erhalten, die keine Kraftfahrzeuge, jedoch Fußgänger und Radfahrer durchlassen. Parkmöglichkeiten sollen deutlich eingeschränkt werden, allerdings mit Rücksicht auf die Anwohner. Ziel aller Maßnahmen sei die Entwicklung des Wohnviertels „hin zu einer zeitgemäßen Urbanität, die das Auto zurückdrängt und das Gemeinschaftsgefühl der Bürger und Bürgerinnen wiederherstellt“.