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<a data-li-document-ref="353168" href="https://example.dumont.de/article/353168">„</a>Superblock“ im WinzerviertelAnwohner nahe dem Barbarossaplatz wollen Verkehrsberuhigung wie in Barcelona

Lesezeit 4 Minuten
Dr. Sybille Fraquelli, Clara Walther und Vera Witteck (v.l.) stehen auf der Kreuzung Pfälzer Straße/Trierer Straße.

Vera Witteck, Clara Walther und Sybille Fraquelli (v.l.) möchten im Winzerviertel einen Superblock einrichten.

Das Winzerviertel liegt zwischen dem Barbarossaplatz und dem Volksgarten. Anwohner möchten hier einen Superblock“ einrichten, wie in Barcelona.

Barcelona hat sie längst, in Leipzig startete vor ein paar Tagen ein Pilotprojekt, Köln macht sich langsam auf den Weg. Die Rede ist von „Superblocks“. Dabei handelt es sich um Häuserblöcke, auf deren Straßen man den Durchgangsverkehr zum Beispiel durch Poller an geeigneten Stellen konsequent unterbindet und auf die Hauptverkehrsachsen leitet.

Winzerviertel zwischen Kölner Volksgarten und Barbarossaplatz

Ganz Köln hat sich noch nicht auf den Weg gemacht. Aber immerhin die Interessengemeinschaft (IG) Winzerviertel. Sie hat jetzt eine Bürgereingabe bei der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt eingereicht. Auf 18 eng beschriebenen Seiten mit vielen Fotos und Illustrationen stellt die IG dar, warum sich ihr Veedel aus ihrer Sicht für einen „Superblock“ besonders gut eignet. Winzerviertel? „So hat unser Veedel früher geheißen, hat uns eine ältere Dame erzählt“, sagt Dr. Sybille Fraquelli, die zusammen mit Vera Witteck und Clara Walther für die IG spricht.

Der Name des Viertels sei auf die Straßen zurückzuführen, die Weinanbaugebiete im Namen trügen: Burgunder, Pfälzer, Saar und Mosel. Zum „Superblock“ machen wollen die Mehrheit der Anwohner die Moselstraße zwischen der Luxemburger und der Pfälzer Straße, die Trierer Straße zwischen Luxemburger Straße und Salierring, die Burgunderstraße, die Saarstraße und Am Duffesbach.

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Autos parken auf der Mittelallee der Moselstraße. Die Parkplätze sollen wegfallen.

Die Parkplätze auf der Mittelallee der Moselstraße sollen wegfallen.

Dort sollen zwar noch Autos fahren dürfen, aber alle Straßen werden in Einbahnstraßen umgewandelt. Eine sogenannte Diagonalsperre steht auf der Kreuzung Am Duffesbach/Burgunderstraße. Von der Burgunderstraße kann man aus dem Norden und aus dem Süden kommend jeweils nur rechts auf den Duffesbach abbiegen. Eine zweite Diagonalsperre unterbindet das Linksabbiegen von der Moselstraße auf die Saarstraße. Auf der Eifelstraße und der Pfälzer Straße, deren Fahrbahnen durch eine Mittelallee getrennt sind, bleibt Zweirichtungsverkehr erlaubt. Darüber hinaus soll der öffentliche Raum durch Sitzgelegenheiten und Begrünung neu belebt werden, der Autoverkehr nur zu Gast sein und zu Fuß gehende und Radfahrende Vorrang genießen. Parkplätze wie die auf der Mittelallee der Pfälzer Straße sollen wegfallen.

Umfrage unter den Anwohnern

Clara Walther war dabei, als die „Superblock“-Idee während eines Klassenausflugs der Grundschule Pfälzer Straße entstand. Anfangs sei es um fehlende Spielmöglichkeiten und die Sicherheit der Kinder im Verkehr gegangen. „Dann hat die Idee Kreise gezogen.“ Mittlerweile zählt die IG 30 Aktive. Die haben im März und April eine Umfrage im Veedel gestartet. Man hat aus dem erbitterten Streit auf der Deutzer Freiheit gelernt, auf der einige gegen die Verbannung der Autos Sturm laufen. Im Winzerviertel leben 1857 Menschen über 18 Jahren in 1439 Haushalten unter 178 Adressen. 239 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. 65 Prozent der Teilnehmenden wünschen sich einen Superblock im Veedel.

Transparenz ist für uns ganz wichtig
Clara Witteck, Interessengemeinschaft Winzerviertel

67 Prozent gaben an, mit der Verteilung und Nutzung des öffentlichen Raums nicht zufrieden zu sein. 73,6 wünschen sich mehr Grün. 12,9 Befragten wählten die Option „Ich finde die Verteilung des öffentlichen Raums gut und möchte nichts ändern“. 501 Unterstützer und Unterstützerinnen hat der „Superblock“ bei einer Online-Petition gefunden. Die IG hat alle Ergebnisse ihrer Umfrage im Detail veröffentlicht. Clara Witteck dazu: „Transparenz ist für uns ganz wichtig. Alle sollen sich ein Bild machen können.“

Beschlüsse Kölner Gremien sollen umgesetzt werden

Eine konkrete Vorstellung, wie der „Superblock“ entstehen soll, hat die IG auch. Zu Beginn der Planung soll die Verwaltung mit den Anwohnerinnen und Anwohnern in einen Dialog treten. Danach sollen Beschlüsse der politischen Gremien zur Umverteilung des öffentlichen Raums vor Ort konkret umgesetzt werden auf dem Duffesbach und der Moselstraße/Pfälzer Straße. Dazu zählt etwa die Einrichtung von Fahrradstraßen. Danach soll dann der „Superblock“ kommen.

Aktionstag rund um die Grundschule Pfälzer Straße

„Auf dem Duffesbach und auf der Trierer Straße hinter dem Rewe nehmen Autofahrer oft wenig Rücksicht auf die Kinder der Grundschule. Das muss sich auf jeden Fall ändern“, sagt Fraquelli. Gefährlich für Kinder weil sehr weiträumig seien die Kreuzungen Moselstraße/Pfälzer Straße und Pfälzer Straße/Trierer Straße/Burgunderstraße. Auch dort müsse umgehend etwas getan werden. Demnächst wird es einen Aktionstag auf dem Gelände der Grundschule Pfälzer Straße geben. Dann wird die IG noch einmal umfassend informieren.