Galgo-MarschTierschützer machen mit Demonstration auf Leid der Hunde aufmerksam
Köln-Innenstadt – 50000 spanische Windhunde, die Galgos Espanol, werden jedes Jahr in Spanien getötet - Podencos, Setter und andere Jagdhunde nicht mit eingerechnet. Für die meisten Galgos erfüllt sich ihr grausames Schicksal gegen Ende der Jagdsaison am 1. Februar. Der Welt-Galgo-Tag, vielerorts Anlass für Demonstrationen gegen die Qual dieser sanftmütigen Wesen, findet am gleichen Tag statt.
In Köln beteiligten sich ca. 700 Menschen und 2000 Vierbeiner am Galgo-Marsch vom Bürgerhaus Stollwerck bis zum Heumarkt und zurück. „Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet“, sagt Initiatorin Julia Reinhardt. Im letzten Jahr fiel die Veranstaltung wegen der Corona-Beschränkungen aus und wurde in den virtuellen Raum verlegt. Beim siebten Galgo-Marsch ist die Teilnehmerzahl die bislang höchste, seit Julia Reinhardt den Galgo-Marsch 2016 ins Leben rief. Damals startete sie mit etwa 150 Leuten und 200 Hunden.
Höchste Zahl an Teilnehmenden
Reinhardt erfuhr durch die Adoption ihrer ersten Galgo-Hündin Valentina beim Verein Calelo Dogs 2012 von der Massentötung der Rasse. Eigens für die Hasenjagd gezüchtet, kommen die Jagdhunde vielfach nicht durch die Tauglichkeitsprüfung für die nächste Saison. Durch Erhängen, Ertränken oder Erschlagen entledigen sich die Besitzer ihrer ausrangierten Jagdgefährten. Besonders hart trifft es Tiere, die in Ungnade gefallen sind. Dafür reicht es, dem falschen Jäger zu apportieren, die falsche Hündin zu decken oder fehlgebildete Welpen zur Welt zu bringen.
An einen fahrenden Wagen gebunden oder beim sogenannten „Klavierspielen“ finden solche Delinquenten den Tod. Bei dieser grotesk brutalen Methode legt man dem Hund einen Strick um den Hals und befestigt ihn so, dass er nur knappen Bodenkontakt mit den Hinterläufen hat. Im Todeskampf tänzelt das Tier, bis es erschöpft ist und die Schlinge ihren Dienst tut.
Vermittlung nach Deutschland
„Wer im Tierschutz landet, gehört zu den Glücklicheren“, sagt Julia Reinhardt. Teils aus Tötungsstationen freigekauft, können sie aus Tierheimen vermittelt und adoptiert werden. Der TSV Galgo-Friends ist eine der Organisationen, die sich aktiv für die Vermittlung von Galgos nach Deutschland einsetzt. „Wir unterstützen ein Tierheim in Zentral-Spanien“, sagt die erste Vorsitzende Carola Birkner.
„Zuerst vermitteln wir die Hunde in Pflegestellen mit mindestens einem schon vorhandenen Hund, bevor sie adoptiert werden können“, erklärt sie. Das sei nötig, weil Galgos isoliert gehalten würden. „Sie kennen ja nur den Jäger, der sie ein- oder zweimal die Woche zum Arbeiten aus ihrem Verschlag holt. Da ist es wichtig, dass ihnen ein anderer Hund zeigt, wie das Zusammenleben mit Menschen so geht.“
Nicht nur Hundebesitzer unter den Teilnehmenden
„Galgo-Land“, eine Privatinitiative um das Ehepaar Sabine und Jörg Heyer, engagiert sich für die Fundación Benjamín Mehnert in Sevilla. „Meine gesamten 30 Urlaubstage verbringe ich bei der FBM“, berichtet der gelernte Schreiner Jörg Heyer. Der Allrounder erledigt dort Reparaturen aller Art. Seine Frau kümmert sich derweil um die Tiere und ihre Vermittlung via Internet-Auftritt. Beim Kölner Galgo-Marsch spricht Sohn Noah auf dem Heumarkt über die unverändert schlimme Situation der Galgos. Vom neuen Tierschutzgesetz in Spanien profitierten die als Nutztiere qualifizierten Hunde nicht. Die Lobby der Jäger sei einfach zu stark, meint Julia Reinhardt als Erklärung.
Mit Menschen wie Frank Volkmer und Nicole Montua nehmen auch Tierfreunde an der Demo teil, die selbst keinen Galgo besitzen. „Wir wollen die Sache unterstützen, uns gegen diese fragwürdige Kultur einsetzen“, sagen sie. Für die Katzenhalter ist der Galgo-Marsch eine Herzensangelegenheit, schon zum dritten Mal sind sie dabei. „Wenn wir in Rente sind“, meinen sie einhellig, „schaffen wir uns einen Galgo an“.
Sehr ruhige Tiere
Familie Lambertin hat diesen Schritt schon längst hinter sich. „Wir haben seit Jahren Galgos“, erklärt Nicole Lambertin, „es sind einfach tolle Hunde“. Calma, Kinaya und Punta seien ruhige Hausgenossen, nur Auslauf bräuchten sie. Ihr Wesen hat die Familie vollends für sie eingenommen. „Für uns kommen nur noch Galgos infrage“, bekräftigt Nicole Lambertin.
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Beim Galgo-Marsch sind die spanischen Windhunde auffallend still. Wenn sie ihre Umgebung erkunden, gehen sie ausgesprochen behutsam vor. Ihre langen Schnauzen nehmen vorsichtig Kontakt auf, nähern sich sanft anderen Hunden und Menschen. Von Schnappen, Knurren und Imponiergehabe keine Spur. „Sie sind wie von einem anderen Stern,“ sagt Julia Reinhardt. „Dieser stille Marsch ist einfach magisch.“
Weitere Informationen über den Galgo-Marsch, den Galgo und die Vereine, die sich für ihn einsetzen, sind hier zu finden.