Innenstadt – Eine mehr als 110-jährige Ära hat in der nördlichen Neustadt, zwischen Riehler Straße und Rheinufer, ihr Ende gefunden: Mit Ablauf des alten Jahres ist die Oberfinanzdirektion (OFD) Köln aus ihren beiden Gebäuden entlang der Riehler Straße, dem seit 1985 denkmalgeschützten Altbau Wörthstraße 1-3 und dem benachbarten 13-stöckigen Hochhaus Riehler Platz 2, ausgezogen. Seitdem residiert die Finanzbehörde im Bürohaus „Dominium“ an der Tunisstraße 19-23 (Nord-Süd-Fahrt, Ecke Komödienstraße/Unter Sachsenhausen).
Finanzdirektion zog ins Dominium
Bereits vor drei Jahren hatte das Land NRW den Mietvertrag für das Dominium unterschrieben; seitdem liefen die Vorbereitungen für den Umzug. Inzwischen sind die Gebäude leergezogen; die Eingänge sind mit Bauzäunen umstellt. Doch was mit den Alt-Immobilien passieren sollte, war lange unklar. Nun gibt es aber eine Perspektive: Nach einer grundlegenden Sanierung der leerstehenden Gebäude sollen Teile der Justizbehörden aus dem Justizzentrums-Hochhaus in Sülz hier einziehen, unter anderem die Staatsanwaltschaft – wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautete. Praktisch an der Lage: Das Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz befindet sich direkt schräg gegenüber der Gebäude.
Justizzentrum wird 2023 abgebrochen
Das völlig marode Justizzentrum an der Luxemburger Straße soll ab 2023 abgebrochen, und durch einen Neubau in der Nachbarschaft ersetzt werden, an die neu entstehende „Parkstadt Süd“ als Verlängerung des Inneren Grüngürtels grenzend. Teile der Belegschaft ziehen zudem übergangsweise in die benachbarte, ebenfalls leerstehende frühere Zentrale der Kölner Arbeitsagentur, die 2018 nach Ossendorf umgezogen war. „Bis Anfang Dezember stand noch nicht fest, dass unser Gebäude das Ausweichzentrum für die Justiz wird“, betonte Reinald Korte, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villen-Viertel auf der online abgehaltenen Bürgerversammlung des Vereins. „Wenigstens bleiben die Gebäude in öffentlicher Hand.“ Auch ein Verkauf der beiden Häuser an privat war in den vergangenen Jahren nicht grundsätzlich ausgeschlossen; das Land hielt sich zu seinen Plänen sehr bedeckt.
Außer den beiden Gebäuden soll auch das frühere Kantinenhaus der Oberfinanzdirektion an der Clever Straße 51 saniert werden – ein auf Stelzen stehendes, sehr hässliches Gebäude mit grau-braunen Waschbeton-Wänden, das im durch Altbauten und Villen geprägten Viertel einen sichtbaren Stilbruch darstellt. „Dass es saniert werden soll, ist ein absoluter Schabernack. Für das Geld könnte man es dreimal neu bauen, und schöner. Am besten, man hätte es direkt abgerissen“, meinte Vereinsmitstreiter Horst Nordmann. Der Verein will bei der nun anstehenden Sanierung darauf hinwirken, dass der Denkmalschutz im Altbau gewahrt bleibt. Ob sich Asbest oder andere schädliche Substanzen in den Gebäuden befinden, ist noch unklar.
Vor allem um das Hochhaus am Riehler Platz hatte es in den vergangenen Jahren, seit der Umzug der OFD spruchreif geworden war, Diskussionen gegeben. Hier wäre, laut Einschätzungen von Politikern auch eine Wohnnutzung denkbar gewesen, insbesondere für studentisches Wohnen. Hierzu hatte die Bezirksvertretung Innenstadt einen Antrag der SPD-Fraktion um Fraktionschefin Regina Börschel beschlossen; die SPD-Landtagsabgeordneten Susana dos Santos Herrmann und Martin Börschel hatten entsprechende Anfragen an die Landesregierung gestellt, die nur knapp beantwortet wurden: Die Liegenschaften seien „ auf absehbare Zeit nicht für Zwecke des Landes entbehrlich“, hieß es, deshalb käme ein Verkauf zurzeit nicht in Betracht. „Die Schaffung von neuem Wohnraum wäre sehr begrüßenswert gewesen. Wir wollen die Angelegenheit weiter verfolgen und die Initiative gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt noch mal aufnehmen“, resümierte Regina Börschel, im Hinblick auf die Zeit nach der Interimsnutzung durch die Justiz.
Der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW nahm auf Anfrage dieser Zeitung ebenfalls knapp Stellung und bestätigte den Einzug der Justizbehörden in den Objekten zunächst nicht. „Aktuell prüft der BLB NRW, wie die Gebäude weiter genutzt werden können, um Flächenbedarfe des Landes Nordrhein-Westfalen zu decken“, heißt es aus der Pressestelle in Düsseldorf. „Dafür sollen auch Untersuchungen zum baulichen Zustand durchgeführt werden, die zum Teil erst jetzt möglich sind, nachdem die Liegenschaft leergezogen ist.“