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Abschiedsspiel Lukas PodolskiPolnische Hooligans hielten FC-Mitarbeiter Messer an den Hals

Lesezeit 3 Minuten
10.10.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Abschiedsspiel von Lukas Podolski beim 1. FC Köln, Polnische Fans zünden Pyrotechnik. Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Polnische Fans zünden beim Abschiedsspiel Pyrotechnik.

Neue Details zum Polizeieinsatz am Dom liegen vor. Die polnischen Anhänger sollen sich gewalttätig und ausländerfeindlich verhalten haben.

Vier Tage nach den Ausschreitungen in der Innenstadt vor dem Abschiedsspiel von Lukas Podolski im Rhein-Energie-Stadion sind weitere Einzelheiten zum Polizeieinsatz bekannt geworden. Demnach soll die Situation auf dem Bahnhofsvorplatz um kurz nach 17 Uhr eskaliert sein, nachdem Bereitschaftspolizisten zwei polnische Fußballfans zu Boden gebracht hatten.

Dies erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Polizeikreisen. Die Hundertschaftsbeamten hatten mit dieser Maßnahme eine Schlägerei zwischen den Polen und einer anderen Personengruppe beenden wollen. Bei letzterer habe es sich, so schreibt die Polizei im Wortlaut, um „ausländisch aussehende Personen“ gehandelt.

Polizisten gerieten ins Visier der Gewalttäter

Doch stattdessen gerieten die Polizisten nun selbst ins Visier polnischer Gewalttäter. Diese sollen Flaschen auf die Polizisten geworfen haben, wodurch 14 Beamtinnen und Beamte verletzt wurden, eine musste ihren Dienst beenden – sie erlitt eine Schnittverletzung. Die Polizisten gingen mit Schlagstöcken und Pfefferspray vor, um den Tumult zu beenden. Sogenannte Beweissicherungs-Teams der Hundertschaft filmten die Szenen. Die Leitstelle forderte weitere 100 Beamte zur Unterstützung an.

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Den Tatverdächtigen gelang es, vom Bahnhofsvorplatz zu flüchten und mit 1500 weiteren überwiegend polnischen Fans am Neumarkt in Straßenbahnen einzusteigen, die sie zum Stadion brachten. Unterdessen wertete die Polizei ihre Videoaufnahmen der Ausschreitungen aus. Wie es heißt, sollen auf den Bildern 18 Personen erkannt worden sein, die an Straftaten beteiligt waren. Die Fotos wurden auf die Handys der Polizisten geschickt, die am Stadion im Einsatz waren.

Polizei Köln nahm acht Tatverdächtige fest

Acht Tatverdächtige konnten festgenommen werden, als sie das Stadion nach dem Schlusspfiff verließen. Die Polizei ermittelt gegen die Männer wegen der Beteiligung an einem schweren Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und Gefangenenbefreiung. Ein weiterer wurde am Stadion festgehalten, weil er Pyrotechnik gezündet haben soll.

Der 1. FC Köln war nicht Ausrichter des Abschiedsspiels, diesen Part hatte die Agentur des Eventmanagers Markus Krampe übernommen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ kam es im Stadion vor und während des Spiels zu weiteren Straftaten. So soll ein bei dem Spiel eingesetzter Mitarbeiter des 1. FC Köln von polnischen Hooligans mit einem Messer bedroht worden sein. Aus dem Umfeld des Vereins heißt es, die Männer hätten dem Mitarbeiter die Waffe an den Hals gehalten und ihm gedroht, ihm werde etwas passieren, sollte es nicht nach ihren Vorstellungen laufen.

Randalierer wollten keine Frauen und Kinder in den Unterrang lassen

Die Vorstellungen sollen die Randalierer schon zuvor gegenüber dem Sicherheitsdienst geäußert haben. So hätten die Rädelsführer Mitarbeitern des eingesetzten Sicherheitsdienstes eingetrichtert, Frauen und Kinder seien in ihrem Block im Unterrang unerwünscht. Zudem sollen sie mit Gewalt gedroht haben, sollte Sicherheitspersonal mit Migrationshintergrund ihnen Anweisungen erteilen.

Eine knappe Stunde vor der Auseinandersetzung mit der Polizei vor dem Bahnhof war ein 32 Jahre alter polnischer Fußballanhänger auf dem Wallraffplatz niedergestochen worden. Er soll nach bisherigem Ermittlungsstand mit seinen Begleitern zwei Jugendliche rassistisch beleidigt und provoziert haben, einer der beiden soll schließlich mit dem Messer zugestochen haben.

Bei ihm soll es sich um einen 17 Jahre alten unbegleiteten Flüchtling aus Marokko handeln, der in einer Einrichtung in Düsseldorf gemeldet ist. Wie zu erfahren war, soll der 17-Jährige zuvor schon mehrfach mit verschiedenen Straftaten aufgefallen sein – zuletzt wenige Minuten vor dem Messerstich mit einem Ladendiebstahl. Er kam in Untersuchungshaft. Der 32-Jährige wurde notoperiert und ist außer Lebensgefahr.

Lukas Podolski besuchte den verletzten polnischen Fußballanhänger im Krankenhaus und veröffentlichte ein Bild mit ihm. Zudem hatte der ehemalige Spieler des 1. FC Köln die polnischen Besucher am Tag seines Abschiedsspiels auf der Domplatte besucht und zu ihnen gesprochen.