Baudezernent Markus Greitemann und Hauptbauleiter Matthias Zoppelt führten am Montag durch die Baustelle und erläuterten die Entwicklungen.
Museum im Archäologischen QuartierSo ist der Stand der Dinge auf der Miqua-Baustelle
Zuletzt wurden die Kosten um rund 63 Millionen Euro nach oben korrigiert und die Fertigstellung auf Ende 2027 verschoben. Doch Baudezernent Markus Greitemann gab sich beim jüngsten Rundgang über die Baustelle des Museums im Archäologischen Quartier (Miqua) guter Dinge: „Seitdem wir den Stahlbau im Griff haben, läuft die Baustelle gut.“
Auf einer Fläche von 6500 Quadratmetern wurden und werden im Untergrund vor dem Historischen Rathaus Relikte aus 2000 Jahren Stadtgeschichte freigelegt: Teile des römischen Statthalterpalasts, des jüdischen Viertels aus dem Mittelalter und des christlichen Goldschmiedeviertels. Ein 700 Meter langer Rundgang wird die Besucher zu den Überresten einer Synagoge führen oder zur Mikwe, dem Ritualbad der jüdischen Gemeinde aus dem Mittelalter. Von hier aus geben verglaste Lichtschächte mit Rautenmuster den Blick bis zu den Oberlichtern im Dach frei.
Beim Stahlbau galt es gravierende Probleme zu überwinden
Wie der 14 Meter hohe Bau über der Ausgrabungsfläche einmal aussehen soll, ist bereits gut nachvollziehbar. Das stählerne Tragwerk ist mittlerweile komplett fertig, derzeit werden noch Schweißnähte geprüft und mit Brandschutzmittel bestrichen. Insgesamt 1200 Tonnen Stahl werden verarbeitet, wobei es jedoch gravierende Probleme zu überwinden galt. 2021 kündigte die Stadt der ersten Stahlbaufirma wegen mangelhafter Arbeit, laut Hauptbauleiter Matthias Zoppelt verzögerte sich der Weiterbau dadurch um eineinhalb Jahre.
Das Nachfolgeunternehmen tauschte zwölf bereits eingebaute Stahlträger-Knotenpunkte in der Dachkonstruktion aus Gründen der Gewährleistung aus, was keine Routinetätigkeit war: „Jeder Knotenpunkt ist unterschiedlich in seinen Dimensionen und der geometrischen Gestaltung“, sagt der Diplom-Ingenieur und Architekt. Die Baustelle sei insgesamt äußerst komplex und einzigartig. Trotz der Verzögerung seien zum Glück alle nachfolgenden Gewerke bei der Stange geblieben.
In der sechs Meter tiefen Unterwelt verbergen sich viele Schätze
Unter einer Zeltkonstruktion soll im Januar mit den ersten Zimmermannsarbeiten begonnen werden. Das leicht pyramidenförmige Dach soll gemäß dem Entwurf des Architektenbüros „Wandel Lorch“ die Dachlandschaft des jüdischen Viertels andeuten. Für die Fassadenverkleidung wurden Natursteinelemente aus dem Schwarzwald ausgewählt, die laut Zoppelt ein „architektonisches Schattenspiel“ erzeugen sollen. Voraussichtlich im März 2025 würden die Arbeiten an der Portalsgasse beginnen, um dann an Unter Goldschmied und schließlich Obenmarspforten fortgesetzt zu werden. Größere Musterglaselemente, die laut Zoppelt schusssicher sind, finden sich im Erdgeschoss.
In der sechs Meter tiefen Unterwelt verbergen sich viele Schätze noch unter Abdeckplanen. Schon jetzt ein vielfotografierter Hingucker ist jedoch der Fenstersturz einer Latrine aus dem 13. Jahrhundert, die sogar bezeichnet wurde: „Das ist das Fenster, durch das die Exkremente ihren Weg nehmen“, ist dort in hebräischen Buchstaben zu lesen. Ansonsten konzentrieren sich die Archäologen derzeit unter anderem auf den südlichen Teil des Praetoriums, dem römischen Statthalterpalast aus dem vierten Jahrhundert.
Schon in den 1950er Jahren wurde der nördliche Teil des Palasts ausgegraben und unter einem Schutzbau konserviert. Nun soll auch der südliche Bereich zugänglich werden: „Wir wussten, dass hier noch Praetorium vorhanden ist“, sagt Grabungsleiter Michael Wiehen: „Aber wir wussten nicht, wie gut die Erhaltung ist.“ Abgesehen von einigen Schäden durch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und Rohrleitungen sei der Zustand hervorragend. Und Überreste der jüdischen Lebenswelt fänden sich obendrein an vielen Stellen: „Fast das ganze Erdmaterial ist relevant.“
Wie überall auf der Miqua-Baustelle ist erst recht im Grabungsfeld Fingerspitzengefühl angesagt. Mehr als 1,20 Meter tief werden Mauerreste zunächst nicht vom Erdreich befreit. Erst wenn die Stabilität einer Wand sichergestellt ist, darf weitergemacht werden.