Seit Jahren verzögert sich der Bau des neuen Museums vor dem Historischen Rathaus. Nun drohen wieder Probleme.
Grabungsteam vor dem AusMiqua-Direktor fürchtet Baustopp – Stadt Köln widerspricht
Es ist gerade drei Wochen her, da hat der Kölner Stadtrat die neuen Kosten und den neuen Fertigstellungstermin für das „Museum im Quartier“ (MiQua) vor dem Historischen Rathaus in seiner Sitzung offiziell gehört.
Statt 127 Millionen Euro soll das Miqua, bestehend aus unterirdischer Archäologischer Zone und überirdischem Jüdischen Museum, 190 Millionen Euro kosten. Statt Ende 2024 soll der Bau Ende 2027 beendet sein. Ursprünglich sollte es mal 2019 so weit sein, der Bau mal 51,8 Millionen Euro kosten. Das ist längst passé.
Kämmerin: Höchst kritische Lage
Doch nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt es seit einigen Tagen hinter den Kulissen bei einigen Beteiligten Sorgen um den Zeitplan, demnach laufen die Verträge des Grabungsteams der Archäologischen Zone Ende des Jahres aus und sollen aus Sparzwängen der Stadt nicht verlängert werden. Es soll sich um 21 Experten handeln, die den Baugrund nach bedeutsamen Objekten sondieren.
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Kämmerin Dörte Diemert hat die Haushaltslage zuletzt als „höchst kritisch“ bezeichnet. Die Verwaltung bestätigte die auslaufenden Verträge sowie die Anzahl der Archäologen auf Anfrage nicht.
Doch Museumsdirektor Thomas Otten hat davon vergangene Woche erfahren, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) wird das Museum nur 300 Meter entfernt vom Unesco-Welterbe Dom später betreiben. Otten sagte: „Dann können die Bauarbeiten nicht weitergehen, wenn sie nicht durch ein Grabungsteam betreut werden. Der Bau müsste gestoppt werden, das ginge dann nicht anders. Die Grabungen müssen personell so organisiert sein, dass die Vorbereitung der Ausstellung und der reibungslose Bauablauf garantiert sind.“
Die Personalkosten einsparen, aber dafür einen mutmaßlich deutlich teureren möglichen Baustopp in Kauf nehmen, hielte Otten für kontraproduktiv. Ähnlich ist es aus dem Rathaus hinter vorgehaltener Hand zu hören.
Stadt: Baubetrieb läuft parallel weiter
Die Verwaltung wies das zurück: „Die Stadt Köln wird die weiteren Grabungen so organisieren, dass der Baubetrieb parallel weiterlaufen kann.“ Wie sie das machen will, sagte sie aber nicht.
Otten wies auch darauf hin, dass es sich um eine gesetzliche Aufgabe handelt. In Paragraf 14 des NRW-Landesgesetzes heißt es unter anderem: „Die Sicherung der Bodendenkmäler ist durch die Gemeinden, Kreise und Flurbereinigungsbehörden bei der Bauleitplanung, der Landschaftsplanung und der Aufstellung von Flurbereinigungsplänen zu gewährleisten.“
In den vergangenen Jahren hat das Grabungsteam den Untergrund nach historischen Schätzen untersucht, sie sollen später in der Ausstellung zu sehen sein.
Im Blog des Museums heißt es zu den Grabungen: „Auf rund 6500 Quadratmetern erstrecken sich das mittelalterliche jüdische Viertel mit Synagoge und Mikwe, das christliche Goldschmiedeviertel und neuzeitliche Elemente wie dem Königswinterer Backofen, direkt neben dem römischen Praetorium. Was für den Laien jedoch kaum ersichtlich ist: In jedem Mauerstück stecken die einzelnen Phasen der 2000 Jahre Stadtgeschichte bunt durchmischt.“
Seit 2021 zählt das Praetorium als Teil der früheren Nord-Grenze des römischen Imperiums, dem Limes, zum Unesco-Welterbe. Das Praetorium war der Amtssitz des Statthalters in der Hauptstadt Köln der römischen Provinz Niedergermanien.
Die Stadt nennt das Gebäude ein „in jeder Hinsicht außergewöhnliches Museum“. Auf zwei Ebenen soll es 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte sichtbar machen und miteinander verbinden. Unter der Erde führt ein 600 Meter langer Parcours durch die Ausstellung, darüber entsteht der Museumsbau.
Laut Verwaltung ist der Großteil der wesentlichen Arbeiten im Bereich der Ausgrabungen abgeschlossen, rund 250.000 Objekte sind demnach dokumentiert. „Die Qualität der Ausstellung wird durch die umfangreiche und gründliche Dokumentation dieser archäologischen Funde sichergestellt.“
In den vergangenen Jahren haben sich viele der Pläne für das Museum mehrfach geändert. Unter anderem der Anschlag auf das Jüdische Museum 2014 in Brüssel zog Änderungen nach sich aufgrund höherer Sicherheitsanforderungen. Der einst vorgesehene Zugang über den Alter Markt am Rathaus ist längst Geschichte, ebenso wie eine Gastronomie im Erdgeschoss des Rathauses.
Ein zweiter Eingang vis-à-vis zum benachbarten Wallraf-Richartz-Museum ist auch passé. Stattdessen befindet sich der einzige Eingang nahe der Rathauslaube: Die Besucherinnen und Besucher müssen eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen passieren.
Und 2021 kündigte die Verwaltung dem Stahlbauer, engagierte ein neues Unternehmen, auch das kostete wieder Zeit und Geld. Von den 190 Millionen Euro übernimmt das Land 33,7 Millionen Euro, das entspricht 17,7 Prozent.
Der Bund der Steuerzahler hat das Museum in sein neues Schwarzbuch mit den 100 spektakulärsten Fällen von Steuergeldverschwendung in Deutschland aufgenommen. Darin heißt es: „Eine finanziell angeschlagene Stadt wie Köln darf sich auf Großprojekte mit unkalkulierbaren Risiken nicht einlassen, auch wenn Fördermittel suggerieren, dass das Projekt leicht zu stemmen sei. Die Stadt sollte daher prüfen, ob und wo sie beim Projekt Miqua noch umsteuern und sparen kann.“