Köln – Jahrzehntelang hat die Stadt ihre Museen vernachlässigt. Das rächt sich jetzt, weil gleich sieben Einrichtungen saniert werden müssen – unter anderem das Museum für Ostasiatische Kunst. Ein Überblick.
Historische Mitte
Direkt am Dom wollen Hohe Domkirche und Stadt die „Historische Mitte“ bauen, der Name steht für zwei neue Gebäude. Erstens: das neue Kölnische Stadtmuseum. Und zweitens: ein neues Bürohaus für das Stadtmuseum, die Kirche und das benachbarte Römisch-Germanische Museum (RGM). Dafür müssen das RGM-Studienhaus und das Kurienhaus der Kirche weichen. Aktuell wird geplant, 2023 soll der Stadtrat entscheiden. Vermutlich 2029 soll das Museum eröffnen, aktuell sind 183 Millionen Euro angesetzt.
Wallraf-Richartz-Museum
Das Wallraf-Richartz-Museum (WRM) hat trotz seiner vergleichsweise kurz zurückliegenden Fertigstellung 2001 mehrere Probleme: Aktuell läuft die Dachsanierung für 1,34 Millionen Euro. Auch eine Generalsanierung steht an für rund 16 bis 18 Millionen Euro.
Und: Seit vielen Jahren ist die Erweiterung auf dem benachbarten Grundstück geplant. Dass sich der Bau um Jahre verzögerte, sorgte für viel Streit mit den Stiftern rund um das Ehepaar Corboud. Aktuell sind 95 Millionen Euro eingeplant, die Eröffnung 2026 ist fraglich, weil die Stadt zuletzt erst Probleme mit dem Baugrund entdeckt hat.
Kölnisches Stadtmuseum
Das Kölnische Stadtmuseum (KSM) ist gefangen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vergangenheit ist das Zeughaus, erbaut zwischen 1594 und 1606. Dort stellte das KSM ab 1958 aus. Gegenwart ist das frühere Modehaus Sauer, in das umgebaute Haus soll das Museum interimsweise einziehen – doch das ist erst Mitte 2023 möglich. Und die Zukunft ist die „Historische Mitte“. Was mit dem Zeughaus passiert, bleibt unklar. Für eine Generalsanierung samt Erweiterung waren mal 93,14 Millionen Euro anvisiert.
Museum für Ostasiatische Kunst
1977 eröffnete das Museum am Aachener Weiher. Dass vor allem aus energetischen Gründen an dem denkmalgeschützten Gebäude etwas passieren muss, ist bekannt. Doch jetzt urteilt die Stadt sogar: „Die Bausubstanz und technischen Anlagen des Museums befinden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand und müssen saniert werden.“ Ab nächstem Jahr soll eine Analyse starten, wie die Sanierung ablaufen soll. Der vorsorglich angesetzte Finanzbedarf der Stadt bis 2027: 17,4 Millionen Euro.
Museum für Angewandte Kunst
Die seit 2017 laufende Sanierung der 267 Fenster im denkmalgeschützten Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) ist nicht mal abgeschlossen. Nun geht die Verwaltung die Generalsanierung an. Es ist eine Generalsanierung, die lange überfällig ist, schon 2011 bezeichnete die Verwaltung sie als Maßnahme mit „oberster Priorität“. Ab nächstem Jahr will die Stadt untersuchen, wie das Haus von 1957 saniert werden soll. Für die nächsten fünf Jahre sind 31,5 Millionen Euro veranschlagt. Erst die Studie wird aber wohl eine realistische Zahl liefern.
„MiQua“
Aktuell ist unklar, wann der unterirdische Rundgang durch die Stadtgeschichte sowie das darüber geplante Jüdische Museum eröffnen. Die Stadt hatte im Dezember dem Stahlbauer gekündigt, war mit seiner Arbeit unzufrieden. Jetzt sucht sie einen Nachfolger und berechnet einen neuen Eröffnungstermin (bislang März 2025) und die Kosten (bislang 127 Millionen Euro). Das Projekt vor dem Rathaus heißt „MiQua“ (Museum im Quartier). Die Stadt baut es, der Landschaftsverband Köln betreibt es später.
Museum Ludwig
1986 ist das Gebäude mit dem markanten Dach fertig gestellt worden, es beherbergt Museum Ludwig und Philharmonie. Anhand einer Machbarkeitsstudie lässt die Stadt untersuchen, wie das Haus saniert werden kann. Vermutlich 2024 soll der Stadtrat sich für eine Variante entscheiden, die Sanierung soll wohl ab 2028 starten.
In ersten internen Runden war die Rede von mehreren hundert Millionen Euro Kosten, wie viel es tatsächlich kostet, zeigt die Studie. Je nachdem, für welche Variante der Rat sich entscheidet, muss der Heinrich-Böll-Platz nicht mehr für Passanten gesperrt werden, wenn in der darunter liegenden Philharmonie geprobt wird.
Rautenstrauch-Joest-Museum
2010 eröffnete das Kulturzentrum am Neumarkt, dazu gehören das Rautenstrauch-Joest-Museum, ein Saal der Volkshochschule sowie das Museum Schnütgen. Doch schon vier Monate nach der Eröffnung gab es Wasserschäden, die Stadt klagte gegen die Baufirmen. Das RJM musste viele Tage schließen, es folgten Prozesse um viel Geld. Die Lösung: Die Baufirmen übernehmen den Betrieb. Vorher hatte die Stadt die Sanierungskosten auf 34,9 Millionen Euro geschätzt. Die Firmen führen diese nun durch, die Stadt zahlt ihnen den Betrieb.
Römisch-Germanisches Museum
Mitte August war es wieder soweit: Die Stadt musste die Öffentlichkeit informieren, dass ein Großbauprojekt teurer wird. Dieses Mal war das Römisch-Germanische Museum (RGM) dran, statt der 2015 geschätzten 41,7 Millionen Euro soll die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses von 1974 rund 91 Millionen Euro kosten. Stand jetzt, denn die Pläne sind immer noch nicht final.
Trotzdem glaubt Baudezernent Markus Greitemann an eine Fertigstellung 2026. Schon seit Ende 2018 ist das RGM geschlossen, stellt mittlerweile im Belgischen Haus aus. Statt früher rund 200 000 Gästen jährlich kamen voriges Jahr – auch Corona-bedingt – nur 9942 Besucher.