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Kommentar

Kölner Kulturjahr
Wallraf, Haushalt, Oper – auch 2025 hilft nur beten

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Lesezeit 2 Minuten
Der Zuschauerraum des Opernhauses mit Logen, aber ohne Stuhlreihen.

Der Zuschauerraum des Kölner Opernhauses. Wir hier 2025 Besucher sitzen?

2025 stehen für die Kölner Kultur schmerzhafte Entscheidungen an. Vielleicht nützt zur Abwechslung ein bisschen Aberglaube.

In Brasilien isst man an Silvester besser keine Tiere, die rückwärts laufen können, wenn man möchte, dass das alte Jahr vergeht. Außerdem kann es nicht schaden, mit dem rechten Fuß ins neue Jahr zu treten, wenn es ein glückliches werden soll. Alles Aberglaube, versteht sich, aber selbst im albernsten Neujahrsritual zeigt sich die menschliche Sehnsucht, der sinnlos verstreichenden Zeit eine höhere Bedeutung zu verleihen. Der behauptete Neuanfang markiert den Sieg des Geistes über den Zufall, der unseren Planeten in seine Bahn um die Sonne schleuderte.

Auch die Kölner Kulturverwaltung würde das Jahr 2024 wohl am liebsten vergessen

Auch die Kölner Kulturverwaltung würde das Jahr 2024 wohl am liebsten vergessen und unter günstigeren Vorzeichen noch einmal neu anfangen. Aber leider muss der Zauber noch erfunden werden, der die Kölner Probleme verschwinden lässt. Stattdessen beginnt das Jahr mit Stuhlkreisen, in denen die Krisen des vergangenen Jahres wiederkehren. Den Anfang macht mutmaßlich die Sitzung zur drohenden Schließung des Wallraf-Richartz-Museums, von der die Stadt möglicherweise selbst nicht weiß, ob sie nach der Berichterstattung dieser Zeitung eilig einberufen wurde oder man nur vergessen hatte, die Teilnehmer rechtzeitig zu informieren.

Ansonsten muss die lange Streichliste im Kulturhaushalt abgearbeitet werden, es stehen schmerzhafte Entscheidungen an. Soll Prestigeprojekten wie dem Acht-Brücken-Festival oder der Akademie der Künste der Welt tatsächlich der Geldhahn abgedreht werden? Und wie findet man wieder eine Gesprächsgrundlage mit der freien Szene? Bei der Kunst- und Museumsbibliothek geht es nicht um Einsparungen, sondern um die Frage, wer dieser Institution die Umzugskosten spendiert? Beim in die Kritik geratenen Film Festival Cologne stehen wohl ebenfalls Veränderungen an. Hier ist die Stadt zwar nur Juniorpartner von Land und Filmstiftung NRW. Aber mitreden sollte sie schon bei einem Festival, das ihren Namen trägt und unbedingt nach Köln gehört.

Ist all dies geschafft, droht am Horizont die Fertigstellung der Kölner Oper. Da hilft nur beten, dass die Oberbürgermeisterin an Silvester vegetarisch geblieben ist.