Ursprünglich sollte das Museum bereits 2021 eröffnen – jetzt wird es immer später. Grund sind auch neue archäologische Funde.
Jüdisches Museum in KölnMiqua wird 63 Millionen Euro teurer – auch Fertigstellung verschiebt sich
Das Museum im Archäologischen Quartier (Miqua) wird rund 63 Millionen Euro teurer als bislang angenommen. Die Gesamtkosten für das Jüdische Museum liegen jetzt bei rund 190 Millionen Euro. Außerdem wird das Museum noch später fertig. Erste Pläne sahen eine Fertigstellung 2019 vor, dann sollte das Museum Mitte 2021 den Betrieb aufnehmen. Auch dieser Termin wurde allerdings mehrfach nach hinten geschoben, die „bauliche Fertigstellung“ ist nun voraussichtlich für Dezember 2027 geplant.
Das teilte die Stadt am Freitagnachmittag mit. Explizit wird der Termin für die bauliche Fertigstellung – nicht für die Eröffnung – genannt. Ob die noch im Jahr 2027 stattfinden wird, ist daher fraglich.
Hauptgrund für Verzögerung sind Probleme mit dem Stahlbauer
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete bereits Ende Mai über die anstehende Kostensteigerung. Dabei war von einem Anstieg um 73 Millionen Euro die Rede. Dass nun mit rund zehn Millionen Euro weniger kalkuliert wird, lässt darauf schließen, dass die Stadt am eingerechneten Risikopuffer geschraubt und diesen nach unten korrigiert hat. Der Risikopuffer ist eine variable Größe, er wird für Kosten für unvorhergesehene Ereignisse vorgehalten. 2010 war die Stadt noch von Baukosten von 48 Millionen Euro ausgegangen.
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Hauptgrund dafür, dass das Miqua immer teurer und immer später fertig wird, sind Probleme mit dem Stahlbauer. Die Stadt hatte der zuständigen Firma 2021 gekündigt und warf ihr Unzuverlässigkeit vor. Erst 2023 übernahm ein neuer Stahlbauer, daraufhin mussten viele Mängel beseitigt werden. Mit anderen Handwerker-Firmen musste die Stadt neue Zeitpläne vereinbaren, weil durch die Verzögerung andere Gewerke nicht pünktlich begonnen und abgeschlossen werden konnten.
Laut der Stadt führen diese Laufzeitverlängerungen und Preissteigerungen für die noch nicht beauftragten Ausbau-, Ausstellungs- und technischen Gewerke zum Anstieg um 63 Millionen Euro. Für die noch zu beauftragenden Leistungen will die Stadt nun einen Generalunternehmer engagieren. Das ist in der Regel zwar teurer, vereinfacht aber die Abläufe auf dem Bau und Haftungsfragen.
Museum entsteht auf altem jüdischen Viertel in Köln
Die gestiegenen Kosten sind aber auch neuen archäologischen Funden geschuldet. Durch teure Techniken wurden die Funde gesichert, aufgrund der neuen Entdeckungen wurden dazu Umplanungen und Anpassungen der Ausstellungsarchitektur erforderlich. Von den 190 Millionen Euro Gesamtkosten entfallen 8,2 Millionen Euro auf die Einrichtung und die Ausstellungsarchitektur. Diese Kosten herausgerechnet, will die Stadt den Bau und die Baunebenkosten nun mit 180 Millionen Euro bestreiten. Die Stadt baut das Museum, betreiben wird es der Landschaftsverband Rheinland (LVR).
Bereits 2006 hatte der Stadtrat den Bau eines Jüdischen Museums vor dem Kölner Rathausplatz bestimmt. Das Museum entsteht auf und unter dem Rathausplatz, weil auf diesem Areal das frühere jüdische Viertel liegt, auch ein altes jüdisches Ritualbad befindet sich in der Tiefe. Auf rund 6000 Quadratmetern wird ein archäologischer Rundgang als Dauerausstellung eingerichtet. Diese wird im ersten Obergeschoss mit der Ausstellung zur jüdischen Geschichte und Kultur Kölns von 1424, dem Jahr der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Köln, bis in die Moderne fortgeführt.
Neue archäologische Funde in der Kölner Altstadt
Die archäologischen Arbeiten finden parallel zu den oberirdischen Bauarbeiten statt. Wie die Stadt schreibt, wird noch immer Erdreich abgetragen, „um die wertvollen Erinnerungen an das Leben und Arbeiten rund um die mittelalterliche Synagoge und das jüdische Ritualbad auch für kommende Generationen freizulegen und zu erhalten“. Dazu würden „weiterhin neue Bereiche erkundet, die noch nicht archäologisch untersucht werden konnten“.
Dabei würden auch neue Funde gemacht. So seien Teile römischer Rundbögen und Fußböden, Brandschichten und andere Spuren von Bombeneinschlägen aus dem Zweiten Weltkriegen entdeckt worden. Die Route des Ausstellungsparcours wird daher nach den neuesten Erkenntnissen angepasst. „Durchbrüche für den Rundgang konnten erst nach kompletter Freilegung der Befunde geschaffen werden, wurden umgeplant, um sie an anderer Stelle zu schaffen – oder entfielen gänzlich.“ Der Schutz der archäologischen Funde sei die oberste Förderauflage der Bezirksregierung Köln.