Der Bau des sogenannten „Museum im Quartier“ vor dem Rathaus dauert erneut länger und wird teurer. Die Stadt will die Zahlen bald nennen.
Kölner GroßbauprojektJüdisches Museum könnte bis zu 73 Millionen Euro mehr kosten
Knapp zweieinhalb Jahre nach der Kündigung des Stahlbauers für das „Museum im Quartier“ (Miqua) befindet sich der aktualisierte Terminplan inklusive Kostenprognose nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ kurz vor der Fertigstellung: Demnach soll der Bau des Jüdischen Museums samt unterirdischer Archäologischer Zone statt 127 Millionen Euro knapp 200 Millionen Euro kosten. Das ist dem Vernehmen nach der aktuelle Sachstand in der Verwaltung. Das würde Mehrkosten von rund 73 Millionen Euro und ein Plus von etwa 57 Prozent bedeuten.
Ein großer Betrag der Mehrkosten soll ein sogenannter Risikopuffer für unvorhergesehene Ereignisse sein. Dem Vernehmen nach soll die Verwaltung aber noch an der Information für die Mitglieder des Stadtrates arbeiten, es könnte sein, dass die Summe möglicherweise noch reduziert wird, weil der Risikopuffer ein Stück weit eine variable Größe ist.
Statt September 2024, wie es kurz vor der Kündigung des Stahlbauers im Dezember 2021 noch hieß, soll der Bau des Jüdischen Museums demnach erst 2027 abgeschlossen sein. In der Liste der Großbauprojekte hatte die Stadt vor knapp zwei Jahren schon Dezember 2026 als Termin zur Fertigstellung genannt.
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Zur Erinnerung: Im Mai 2006 hatte der Stadtrat den Standort vor dem Rathaus für den Bau eines Jüdischen Museums bestimmt, auf dem Areal des früheren jüdischen Viertels liegt das jüdische Ritualbad. Schon 2008 hatten die ersten Planungen für das Projekt begonnen, damals hatten die Architekten Wandel, Hoefer und Lorch den Wettbewerb zum Aussehen des Museums gewonnen.
Erste Pläne sahen Fertigstellung 2019 vor
Eigentlich sollte die Stadt Köln als Bauherr den fertigen Bau zum 1. Januar 2019 an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) übergeben, damit der LVR den Betrieb starten kann. So sah es die Vereinbarung der beiden Partner vor. Der Bau hat laut Projektbericht im Juli 2015 begonnen.
Die Stadt Köln nennt das Gebäude ein „in jeder Hinsicht außergewöhnliches Museum“. Auf zwei Ebenen soll es 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte sichtbar machen und miteinander verbinden. Unter der Erde führt ein 600 Meter langer Parcours durch die Ausstellung, darüber entsteht der Museumsbau. „Mit der Verbindung beider Ausstellungen können Besucherinnen und Besucher künftig in einem Rundgang die Römerzeit, das Mittelalter, die Neuzeit und die Moderne durchlaufen und somit vier Epochen erleben“, schreibt die Stadt.
Im Konzept zum Museum heißt es: „Die Konzeption ist zutiefst verschränkt mit der Architektur des Museumsgebäudes, die als hallenartiger Schutzbau über der Archäologie entsteht. Im Inneren stützenfrei und damit Perspektiven und Einsichten in die Archäologie wahrend, bietet das Museum im Obergeschoss Flächen für Dauer- und Wechselausstellungen, für Veranstaltungen sowie die nötigen Funktionsräume wie Foyer, Kassenbereich und anderes mehr.“
Die Verwaltung hatte dem früheren Stahlbauer 2021 gekündigt, warf ihm unter anderem „stetige Unzuverlässigkeit“ vorgeworfen. Der Geschäftsführer der Firma nannte die Vorwürfe lächerlich. Ein neuer Stahlbauer übernahm 2023. Laut des Projektsteuerers mussten danach Mängel beseitigt werden, auch einen neuen Terminplan brauchte es, weil die Stadt mit den Handwerker-Firmen die neue Zeitschiene verhandeln und abstimmen musste.
Komplizierte Bauarbeiten
Doch die Bauarbeiten unter der Erde sind laut Verwaltung kompliziert, demnach musste „vielfach tagesaktuell auf die Ereignisse auf der Baustelle reagiert werden“. Die erneute Kostensteigerung will die Verwaltung den Fachausschüssen des Stadtrates vorlegen, doch das könnte auch erst nach der Sommerpause stattfinden.
Bisher sind laut Monatsbericht 80,5 Millionen Euro ausgegeben, insgesamt sind 118,8 Millionen Euro an Ausgaben schon verplant. 2011 waren die Planer noch von 51,8 Millionen Euro für das Museum ausgegangen, 2015 waren es 61,6 Millionen Euro, ein Jahr später 77 Millionen Euro und 2021 dann 127 Millionen Euro.
Viele Planänderungen
In den vergangenen Jahren haben sich viele der Pläne mehrfach geändert. Unter anderem der Anschlag auf das Jüdische Museum 2014 in Brüssel zog Änderungen nach sich aufgrund höherer Sicherheitsanforderungen. Der einst vorgesehene Zugang über den Alter Markt am Rathaus ist längst Geschichte, ebenso wie eine Gastronomie im Erdgeschoss des Rathauses. Ein zweiter Eingang vis-à-vis zum benachbarten Wallraf-Richartz-Museum ist auch passé. Stattdessen ist der einzige Eingang nahe der Rathauslaube, die Besucherinnen und Besucher müssen eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen passieren.
Auch bei der Finanzierung lief es nicht wie geplant: Ursprünglich sollte der Förderverein für ein Haus und Museum der jüdischen Kultur den Bau finanzieren, doch im Sommer 2009 war er abgesprungen, die Stadt übernahm. Einen Bürgerentscheid gegen das geplante Gebäude lehnte das Verwaltungsgericht Köln 2015 als unzulässig ab.
Im Urteil hieß es: „Die zur Abstimmung gestellte Frage genüge nicht den Bestimmtheitsanforderungen. Für den Bürger sei unklar, ob er bei einem etwaigen Bürgerentscheid auch über die Frage eines erneuten Architektenwettbewerbs mit abstimmen solle.“