Dass der WDR teure Designermöbel für sein Filmhaus suchte, verursachte viel Kritik. Nun startet der zweite Anlauf.
Nach bundesweiter KritikWDR sucht neue Möbel und verzichtet auf Designerstücke für Kölner Filmhaus

Die Visualisierung zeigt, wie das Filmhaus nach der Sanierung aussehen soll.
Copyright: WDR/Buchner Bründler (bloomimage)
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat am Donnerstag den zweiten Anlauf gestartet, um neue Möbel für das Filmhaus in der Kölner Innenstadt zu finden. Im Gegensatz zur ersten Ausschreibung im vergangenen Juli gibt der Sender jetzt keine Referenzobjekte wie beispielsweise einen Lounge-Sessel namens „The Spanish Chair“ des Herstellers Fredericia an.
Die Firma empfahl damals auf ihrer Internetseite einen Preis von 4499 Euro pro Stück – und der WDR brauchte 36 Exemplare. Die Gesamtsumme ohne Mengenrabatte beliefe sich demnach auf 161.964 Euro.

4499 Euro sollte vorigen Sommer laut Hersteller Fredericia „The Spanish Chair“ von Børge Mogensen kosten.
Copyright: Fredericia/Børge Mogensen
Der Sessel war nur eines von vielen Beispielen, die Firmen liefern sollten. Insgesamt waren in dem Konzept für die Inneneinrichtung rund 2700 Möbelstücke aufgeführt. Darunter war etwa ein Tisch, den Star-Architekt David Chipperfield entworfen hat. Chipperfield hat unter anderem den Pritzker-Preis gewonnen, er gilt als wichtigster Preis für Architekten.
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Größtenteils handelte es sich um Designerstücke – und das in einer Zeit, in der der öffentlich-rechtliche Rundfunk und seine Ausgaben in der Kritik stehen. Pro Wohnung beträgt der Rundfunkbeitrag 18,36 Euro monatlich.
Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber am 20. Juli berichtet hatte, protestierte etwa der Deutsche Journalisten-Verband vor dem Sender und schrieb: „Super Deal. Weniger Designer-Möbel, mehr Vergütung für die Kolleginnen und Kollegen?!“

Das WDR-Filmhaus (rechts) von außen.
Copyright: Matthias Hendorf
Und Gregor Golland, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag und Mitglied des WDR-Rundfunkrates, bezeichnete die Möbelsuche als „verschwenderisches Vorhaben“. Die Designermöbel-Suche verursachte bundesweite Aufmerksamkeit, unter anderem berichteten „Süddeutsche Zeitung“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Der Sender rechtfertigte sich damals, eine Sprecherin sagte: „Bei der Ausstattung großer Gebäude ist es üblich, Möbelstücke bekannter Hersteller als Referenz anzugeben, um bei allen Anbietern ein vergleichbares Verständnis zu Anforderungen, Beschaffenheit und Qualität herzustellen. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die musterhaft genannten Möbel auch tatsächlich eingekauft werden.“
Neustart der Suche angekündigt
Die Entscheidung erfolgt laut Sprecherin allein nach dem Preis, ihrer Aussage nach sind hohe Abschläge auf die Listenpreise üblich, und es gehe um Nachhaltigkeit.

Die Visualisierung zeigt, wie das Filmhaus mal innen aussehen soll.
Copyright: WDR/Buchner Bründler (bloomimage)
Am 15. August teilte der Sender aber mit, die Suche teils neu zu starten. Die Sprecherin sagte: „Grund für die erneute Ausschreibung ist, dass bei einigen Sondermöbeln fast ausschließlich die Referenzobjekte angeboten wurden, keine gleichwertigen, günstigeren Alternativen.“ Und am 21. Januar teilte sie dieser Zeitung mit, die Suche bald zu starten – nun ist es so weit.
Keine teuren Referenzmöbel mehr genannt
Bis zum 5. Mai können Firmen ihre Angebote für die Inneneinrichtung einreichen, der WDR hat seine Suche dreigeteilt. Erstens: „Konferenz und Besprechung“. Zweitens: „Tische“. Und drittens: „Sessel und Sofas“. Zwischen Juni und August 2025 sollen die Firmen ihre Möbel liefern.
Teure Referenzmöbel nennt der Sender anders als zuvor nicht mehr in der Ausschreibung, stattdessen heißt es beispielsweise neutraler: „Stuhl, Armlehne, Leder“. Und als Beschreibung: „Stuhl mit lederbezogener Sitzschale und einem pulverbeschichteten Untergestell“. Davon braucht der WDR 186 Stück.
Sanierung verzögerte sich mehrfach
Seit 2018 lässt der WDR das 500 Meter vom Dom stehende Filmhaus aus dem Jahr 1974 sanieren. Dort sollen rund 700 Menschen crossmediale Inhalte liefern, dazu zählen etwa die Aktuelle Stunde, das Morgenmagazin, Brennpunkte zu bestimmten Themen oder Beiträge für die Tagesschau.
Die Sanierung verzögerte sich um mehrere Jahre und die Kosten explodierten: 2019 hatte der WDR die Kostenerhöhung von 130 auf 240,1 Millionen Euro verkündet. Laut Bauzeitplan soll die Inbetriebnahme ab 1. September starten, sie soll am 2. Februar 2026 beendet sein.
In der jüngeren Vergangenheit haben zwei Prüfinstanzen die Wirtschaftlichkeit der Sanierung angezweifelt. Zum einen ist das der Landesrechnungshof NRW, zum anderen die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF).
Die KEF analysiert den Finanzbedarf von ARD, ZDF, Deutschlandradio und Arte und schlägt den Rundfunkbeitrag vor, den Bürgerinnen und Bürger zahlen müssen. Sie sperrte deshalb 69,1 Millionen Euro, die der WDR als Bedarf angemeldet hatte. Der WDR teilte mit, er komme zu anderen Einschätzungen.