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Kristalle, Räucherwerk, GlücksbringerWas Kölner Kunden an der „Modern Magic“ begeistert

Lesezeit 4 Minuten
Tina Weidmann mit ihren Kristallen im „Witchlandia“

Tina Weidmann mit ihren Kristallen im „Witchlandia“

Chinesische Glücksmünzen, Ketten mit Mondphasen-Anhängern oder Palo-Santo-Bündel: Glückbringer sind in Kölner Geschenkläden Trend. Warum?

Die Magie ist hier leicht zu finden. „Ich habe mal alles auf einen Tisch zusammengestellt“, sagt Inga Berentzen. Chinesische Glücksmünzen, Ketten mit Mondphasen-Anhängern, Palo-Santo-Bündel aus peruanischem Holz, deren Rauch negative Energien verscheuchen soll, Handschmeichler aus Kristallen und Mineralien. Dazu Bündel von weißem Salbei, deren Duft einen Raum reinigen kann. Und Anhänger mit klassischen Schutzengeln gibt es auch. Außerdem ein Kartenset, auf dem Katzen Antworten auf alle Lebensfragen geben.

Inga Berentzen vor ihrem „Modern Magic“-Tisch

Inga Berentzen vor ihrem „Modern Magic“-Tisch

„Modern Magic“ nennt Berentzen, die ihren Laden „Wohlsign“ (eine Wortmischung als Wohlfühlen und Design) vor zwei Jahren in der Kettengasse eröffnet hat, das Geschäftsfeld. Ein bisschen hat sie es schon damals gespürt, aber jetzt wird die Nachfrage immer stärker: „Modern Magic“ ist beliebt. Es sind im weitesten Sinne Glücksbringer, teilweise mit uralter Tradition. Aber ohne Ideologie dahinter.

Schutzengel und Salbei für die „Modern Magic“

Bei den Schutzengeln spielt wohl für die wenigsten Käufer die Religion eine Rolle. Und Palo-Santo-Düfte werden unter anderem traditionsgemäß von den Osho-Anhängern der Bhagwan-Bewegung genutzt, sind aber auch aus Yogastunden bekannt. „Bei uns soll das alles einfach nur Spaß machen und ein gutes Gefühl geben.“ Viele Kunden kaufen zum Beispiel Talismane für wichtige Termine oder Prüfungen.

Palo-Santo-Bündel: Ihr Rauch und Duft soll Räume reinigen.

Palo-Santo-Bündel: Ihr Rauch und Duft soll Räume reinigen.

Warum ist diese „Magic light“ jetzt so im Trend? „Weil die Leute auf der Suche sind.“ Und sich im wahrsten Sinne des Wortes an etwas festhalten wollen, wie etwa einem Handschmeichler. „Wenn aber jemand sagt: Ohne meinen Stein kann ich nicht mehr sein, dann ist bei mir Schluss. Ich bin gegen Heilsversprechen und Gurus, mir geht es wirklich nur um das Haptische“, sagt Berentzen.

Der Name des erst einige Monate alten Ladens von Tina Weidmann in der Bismarckstraße lässt zunächst vermuten, dass es hier wesentlich dogmatischer zugeht. „Witchlandia“ hat sie ihn getauft, aber schränkt gleich lachend ein: „Den Namen habe ich mit einem Augenzwinkern gewählt.“ So empfängt hier die Kunden auch keine Kräuterhexe in einer dunklen Höhle mit mystischer Beleuchtung. Es ist ein helles, elegantes Ladenlokal, in dem wie in einer Kunstgalerie Kristalle in allen Größen ausgestellt sind. Da gibt es einen riesigen Amethyst für mehrere Tausend Euro, aber auch kleine „Mini-Magic“-Stäbchen für fünf Euro.

Kristalle bezaubern im Kölner „Witchlandia“

Tina Weidmann, die eigentlich aus dem Marketing kommt, will die Steine gleich aus zwei Nischen holen: aus der verschrobenen Geologen-Sammlerecke und der Glaubensecke, die jedem Mineral eine spezielle Wirkung zuschreibt wie Erdung, Kreativität, Neuanfang usw. „Ich lasse mich einfach nur von der Schönheit inspirieren“, sagt sie. Als „Heilsteine“ möchte sie ihrer Kristalle nicht bezeichnen. Eine gewisse Wirkung hätten sie auf viele Leute sicherlich, aber das hänge eher mit den Farben zusammen als mit einem geheimen inneren Zauber. „Wenn ich mein Schlafzimmer hellblau streiche, will ich damit ja auch Harmonie und gute Stimmung produzieren.“

Die den Kristallen zugeschriebenen Eigenschaften stehen zwar auf Karten verzeichnet. „Aber ich sage den Leuten meistens einfach, dass sie sich nehmen sollen, was sie am schönsten finden. Denn damit fühlen sie sich am Ende am wohlsten.“ Auch wenn Kunden fragen, ob die den Stein dann immer unter Wasser „entladen“ und im Sonnen- oder Mondlicht wieder „aufladen“ müssen, gibt sie Glaubensentwarnung. „Hier muss niemand etwas.“

Kristalle in verschiedenen Farben bei „Witchlandia“

Einfach nehmen, was man schön findet: Kristalle in verschiedenen Farben bei „Witchlandia“.

Tina Weidmann bezieht die Steine direkt aus Herkunftsländern wie Madagaskar und Brasilien, um sicherzugehen, dass sie auch echt sind und nicht etwa gepresst oder gefärbt. Wegen der Qualität sind auch viele Sammler auf sie aufmerksam geworden, die ausschließlich ein geologisches Interesse haben. „Deshalb habe ich auch viele männliche Kunden“, sagt sie. Die pure „Magic light“ spricht nämlich, das ist auch Inga Berentzens Erfahrung im „Wohlsign“, eher Frauen an.

Teures Räucherwerk und Kerzen im „Fivve“

Teures Räucherwerk und Kerzen im „Fivve“

Schon seit zehn Jahren betreiben Stefanie Ewertz und Alexander Malessa das „Fivve – The Slow Living Concept“ mit feinsten Wohlfühl-Accessoires und angeschlossenem Spa. Auch sie stellen fest, dass die Menschen in letzter Zeit verstärkt Rückzugsmöglichkeiten im Kleinen suchen und nach Dingen, bei denen „das Lächeln zurückkommt“. Steine gibt es hier ebenso wie die vielen noch aus alten Zeiten vertrauten Räucherstäbchen, wenn auch in neuem Gewand. 125 Stück kosten 50 Euro, kommen aus eine Manufaktur in Paris und wurden mit der Hilfe von japanischen Mönchen und Aromatherapeuten angefertigt. Die Düfte gehen von „Hollywood“ über „Oulan Bator“ bis „Pariser Oper“– das ist wohl die Magie, die Kosmopoliten spüren wollen. „Ich glaube, die Magie ist die Zeit, die man sich hier für sich selber nimmt. Und der bewusste Konsum“, sagt Stefanie Ewertz.

Das Konzept ist jedenfalls so erfolgreich, dass das „Fivve“ im März an einen prominenteren Standort am Friesenplatz umzieht, übrigens gleich neben dem Institut des Magic-Klassikers „Osho“. Tina Weidmann plant im Sommer Tarotkarten-Lesen-to-go in der Bismarckstraße. Und Inga Berentzen legt die chinesischen Glücksmünzen unter die Fußmatte vor ihrer Ladentür. „Kann ja nicht schaden.“