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Kölner LuxushotelDie Wiederbelebung des Wasserturms mit Almhütte

Lesezeit 4 Minuten
Das Wasserturm-Hotel in der Dämmerung

Das Wasserturm-Hotel in der Kaygasse

2022 eröffnete das Wasserturm-Hotel nach Querelen neu. Direktor Alexander Lalk ist einer der jüngsten Hotelchefs in Köln. Und baut bald eine Almhütte an.

Der Bau einer Almhütte im Garten eines Luxushotels ist zunächst einmal eine kuriose Idee. Doch für Alexander Lalk (35), Direktor des Wasserturm-Hotels, war sie das willkommene Ergebnis eines Brainstormings. Dabei spielte wohl eine nicht unwesentliche Rolle, dass er einige Jahre in der Schweiz gearbeitet hat. „Wir haben sehr viele Anfragen für Firmenfeiern und Geburtstage. Bisher fehlte uns vor allem im Winter dafür der Platz. Eine Almhütte in Köln ist ungewöhnlich und ein Hotel in einem historischen Wasserturm auch. Das passt also zusammen.“

Auf der Rasenfläche rechts neben dem Hoteleingang wird deshalb von Oktober bis Januar ein „Chalet“ im alpenländischen Stil stehen, das Platz für 50 Gäste bietet. Angeboten werden Käse- und Aufschnitt-Boards und Zermatt-Hotdogs. Und dazu spielen auf Wunsch die Mutzbacher Alphornbläser. „Wir haben schon zahlreiche Vorbestellungen“, sagt Lalk.

Alexander Lalk auf der historischen Wendeltreppe des Wasserturm-Hotels

Alexander Lalk (35) ist Direktor des Wasserturm-Hotels.

Überhaupt ist Alexander Lalk mit der Entwicklung des Hotels, das nach finanziellen Problemen, Sanierung und Neugestaltung 2022 wiedereröffnet wurde, sehr zufrieden. Der denkmalgeschützte ehemalige Wasserturm von 1872 wurde 1990 zu einem Luxushotel umgebaut. Kein leichtes Unterfangen in einem runden Gebäude mit nur wenigen Fenstern. Entsprechend außergewöhnlich wurden die Zimmer. Die Hälfte geht über zwei Etagen, damit genug Licht hineinfällt. Die Interieurs stammen von der Pariser Designerin Andrée Putman.

Das Projekt sorgte für Aufsehen, die Ambitionen waren groß: Das Hotel beherbergte einst das Zwei-Sterne-Restaurant „La Vision“ und danach das „Himmel un Äd“ mit einem Michelin-Stern. Doch dem Vorbesitzer des Gebäudes – einer privaten GmbH – ging 2018 die Luft aus, das Haus wurde geschlossen. Es folgte eine Schlammschlacht um Missmanagement, Insolvenz und Schulden.

Kölner Wasserturm-Hotel will keine Sterne

Auch der Neuanfang verlief etwas holprig, bis zur Eröffnung waren schon drei Direktoren verschlissen. Alexander Lalk, der zuvor im Excelsior Hotel Ernst arbeitete, kam kurz nach den ersten Gästen. Das Haus gehört nun zur amerikanischen Hilton-Gruppe und ist das einzige deutsche in der handverlesenen „Curio Collection“ für außergewöhnliche Hotels. Gemanaged wird es von der GCH Hotel Group mit Sitz in Berlin, die rund 80 Hotels in Deutschland und Österreich betreibt.

Das Hotel hat 41 Suiten, die über zwei Stockwerke gehen, damit genug Licht in den Raum hineinfällt.

Das Hotel hat 41 Suiten, die über zwei Stockwerke gehen, damit genug Licht in den Raum hineinfällt.

Dieses professionelle Dach hat dem Haus offensichtlich gutgetan. Für die 41 Suiten und 47 Zimmer erwartet Lalk in diesem Jahr eine Auslastung von 83 Prozent. Das ist ein hoher Wert. Die meisten Gäste kommen aus Deutschland, doch schon an zweiter Stelle folgen die Amerikaner. Die kennen Hilton-Curio aus ihrer Heimat und sind häufig treue Dauernutzer der Marke. „Die Amerikaner sind besonders von der Architektur begeistert. Die geraten richtig ins Schwärmen“, sagt Lalk.

Und auch die Kölner hätten das Hotel wiederentdeckt. Ein Restaurant gibt es nicht mehr, dafür wurde die öffentliche Bar Botanik auf dem Dach des Wasserturms eingerichtet, die einen Rundumblick über die Stadt bietet. „Bei der Neugestaltung der Gastronomie haben wir uns bewusst für ein Konzept mit niedriger Schwellenangst und hoher Kapazität entschieden.“

Eine solche Hütte soll im Winter auf der Wiese neben dem Wasserturm Hotel stehen.

Eine solche Hütte soll im Winter auf der Wiese neben dem Wasserturm Hotel stehen.

Das Vorläufer-Hotel hatte fünf Sterne. Das aktuelle verzichtet auf die Einordnung in eine Hotel-Kategorie. Bei einem solch individuellen Haus sei die Bewertung ohnehin nur wenig aussagekräftig. „Wir haben zum Beispiel keinen Turndown, decken also abends nicht das Bett auf.“ Das gehört unter anderem zu den vorgeschriebenen Angeboten bei Fünf-Sterne-Häusern.

Nähe zum Neumarkt sehen Gäste eher positiv

Und keine Sterne zu haben, habe auch einen Vorteil. Denn laut dem „Pharmakodex“ dürfen Pharmafirmen Gäste und Mitarbeiter nicht in Fünf-Sterne-Hotels unterbringen – so sagen es die Compliance-Regeln, die Bestechung verhindern sollen. Bei der Nähe zu Leverkusen und Dormagen sei das durchaus von Bedeutung.

Die Bar Botanik auf dem Dach des Wasserturm-Hotels

Die Bar Botanik auf dem Dach des Wasserturm-Hotels

An einem Wochentag ohne Messe gibt es ein Zimmer im Wasserturm manchmal schon ab 150 Euro, sagt Lalk. Während der Gamescom, die am 21. August beginnt, geht der Preis auf 900 Euro und mehr hoch – diese Sprünge sind in allen Hotels üblich und damit liegt das Haus bei weitem nicht an der oberen Grenze. Die Gamescom sei für den Wasserturm aufgrund vieler Buchungen von Ausstellern und Geschäftsführern ein wichtiger Faktor. „Wir sehen die Entwicklung der Gamescom sehr positiv“, so Lalk.

Alexander Lalk, der wohl einer der jüngsten Hoteldirektoren in Köln ist, sagt, dass er persönlich jeden Tag Bewertungen, Lob und Kritik von Gästen auf den üblichen Hotelbuchungsportalen beantworte. Das sei ihm wichtig – und das werde von Hilton auch genau beobachtet. Zur durchaus herausfordernden Umgebung auf dem Weg von der Kaygasse zum Drogen-Hotspot Neumarkt gebe es nur sehr selten Kommentare. „Die Gäste sind eher überrascht und begeistert, dass alles in der Innenstadt so nah ist.“ Und bald gibt es sogar eine Almhütte vor der Tür.