Im ersten Halbjahr wurde im Drogenkonsumraum fast 30.000-mal konsumiert. Wir geben einen Überblick über alle Konsumräume in der Stadt.
Drogenkonsum in KölnCrack hat den Neumarkt erobert
Der Drogenkonsum im öffentlichen Raum hat in Köln in den vergangenen Jahren und Monaten spürbar zugenommen. Um den Konsum weg von der Straße zu verlagern, hat die Stadt vor einigen Jahren das Konzept der Drogenkonsumräume vorangetrieben. Dort können die suchtkranken Menschen unter hygienischen und sicheren Bedingungen ihre Substanzen einnehmen. Wir geben einen Überblick über den Stand bei den Kölner Drogenkonsumräumen – die bereits betrieben werden, und die noch geplant sind.
Neumarkt
Die Zahlen sind beachtlich. 29.508 Konsumvorgänge haben zwischen Januar und Juni 2024 im Drogenkonsumraum am Neumarkt stattgefunden, wie die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt. Durchschnittlich 190-mal wird am Tag im Raum konsumiert, 110 bis 115 verschiedene Menschen suchen dafür den Drogenkonsumraum täglich auf.
Der Bedarf ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. In der letzten Septemberwoche 2022 verzeichnete der Drogenkonsumraum am Neumarkt noch 655 Konsumvorgänge pro Woche. Auf die sechs Öffnungstage in der Woche heruntergerechnet wurde also rund 109-mal täglich konsumiert – der Anstieg auf 190 Konsumvorgänge täglich im Jahr 2024 entspricht einem Plus von fast 75 Prozent, in nicht einmal eineinhalb Jahren. Zu erklären ist das auch mit der Art der Droge, die am Neumarkt aktuell vorrangig eingenommen wird: Crack, eine spezielle Form des Kokains, die günstiger ist und geraucht statt geschnupft wird. „Auffallend ist seit November 2023 ein deutlicher Anstieg an Crack-Konsum im Drogenkonsumraum. Dadurch gibt es einen Anstieg der Konsumvorgänge, da die Konsumintervalle bei Crack-Konsum kürzer sind“, berichtet die Stadt.
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Momentan ist der Drogenkonsumraum von Montag bis Samstag geöffnet, samstags schließt er um 17.30 Uhr, unter der Woche um 20 Uhr. Bereits Anfang 2023 hatte der Stadtrat aber beschlossen, die Öffnungszeiten auszuweiten – auf 23 Uhr unter der Woche. Die Stadt kann diese Vorgabe bis jetzt nicht erfüllen, weil ihr das Personal fehlt, um den Drogenkonsumraum länger zu betreiben. Es fehlen aktuell vier Stellen, wie die Stadt dieser Zeitung mitteilt, in den Bereichen Gesundheits- und Krankheitspflege, Soziale Arbeit und Hilfskräfte. In den kommenden Wochen würden Auswahlrunden stattfinden, um die Stellen zu besetzen, heißt es von der Stadt.
Hauptbahnhof
Am Hauptbahnhof betreibt der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) eine Kontakt- und Notschlafstelle für drogenabhängige Menschen in Köln. Angeschlossen ist auch ein Drogenkonsumraum, in dem die Substanzen unter sicheren Bedingungen konsumiert werden können. Der Drogenkonsumraum ist der älteste in Köln. Dass das bisherige Angebot in der Stadt nicht ausreicht, hat der SKM bereits in der Vergangenheit in einer Stellungnahme deutlich gemacht.
„Es gibt einen Rats-Beschluss aus dem Jahr 2017 zur Planung und Umsetzung weiterer dezentraler Drogenhilfeangebote mit Drogenkonsumraum in Kalk und Mülheim. Wir raten zu einer möglichst zeitnahen Umsetzung des Beschlusses, da dies zu einer Entzerrung der Hotspots in der Innenstadt führen würde“, heißt es darin.
Kalk
Der geplante Drogenkonsumraum in Kalk soll noch im Laufe dieses Jahres eröffnet werden. Aktuell läuft der Innenausbau in dem Gebäude an der Dillenburger Straße, es befindet sich gegenüber dem Ausländeramt in Kalk. Die Stadt will den Drogenkonsumraum im Gegensatz zu dem am Neumarkt allerdings nicht selbst betreiben. „Der Drogenkonsumraum soll durch einen Träger der Suchthilfe betrieben werden, der auch die Personalakquise übernimmt“, schreibt die Stadt. Die Träger der Suchthilfe seien dazu aufgerufen worden, sich auf das Förderprogramm für den Betrieb zu bewerben.
Die Öffnungszeiten in Kalk sollen dabei etwas weniger umfangreich als die in der Innenstadt sein. „Der Drogenkonsumraum wird sechs Stunden täglich von montags bis freitags geöffnet sein. Für den Betrieb sind je 2,4 Stellen Fachkraft Pflege, Soziale Arbeit und Hilfskraft eingeplant“, heißt es.
Mülheim
Nicht voran geht es hingegen bei der Entwicklung eines Drogenkonsumraums in Mülheim. „In der städtischen Strategie der Suchthilfe haben die Drogenkonsumräume am Hauptbahnhof und im Gesundheitsamt die oberste Priorität, in nächster Folge soll der Drogenkonsumraum in Kalk realisiert werden, alles andere ist in Prüfung“, heißt es von der Stadt. Temporär sollte ein Angebot am Festplatz Mülheim neben der Mülheimer Brücke entstehen. In einer Mitteilung an den Gesundheitsausschuss aus dem Frühjahr heißt es aber, dass sich für den Standort kein Suchthilfeträger findet, der den Betrieb übernehmen will. „Das Gesundheitsamt prüft erneut sowohl alternative Standorte als auch die Möglichkeit des Eigenbetriebs“, heißt es weiter. Für 2024 müsse das Drogenhilfeangebot aber zurückgestellt werden.
Prinzipiell ist die Stadt von den Drogenkonsumräumen aber überzeugt. „Die Stadt hält an dem Konzept fest“, schreibt sie. „Der öffentliche Raum wird durch die Konsumvorgänge, die in den Konsumräumen stattfinden, entlastet. An Spitzentagen finden bis zu 300 Konsumvorgänge statt. Dieser Konsum hätte ansonsten in der Regel im öffentlichen Raum stattgefunden.“