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Laurenz-CarréEklat im Streit um Großprojekt nahe des Kölner Doms

Lesezeit 3 Minuten

So könnte das Laurenz-Carré einmal aussehen.

Köln-Innenstadt – Mit einem Eklat endete die jüngste Sitzung zum Preisgericht zur Bebauung des Laurenz-Carrés in der Innenstadt, bevor sie überhaupt begann. Der Käufer des Geländes, die Düsseldorfer Gerch-Gruppe, hat die Gespräche kurzfristig platzen lassen. „So kann man mit der Politik nicht umgehen“, schimpft Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt und beratendes Jurymitglied. „Das ist ja wie im Wilden Westen.“ Die Juroren seien zum Teil aus Frankfurt, München oder Münster angereist, um am vergangenen Freitagmorgen erst vor Ort von der Verschiebung der Veranstaltung zu erfahren.

Das Senats-Hotel in der Straße Unter Goldschmied

Hintergrund des Streits ist offenbar ein Disput um das Bebauungsplan-Verfahren für das Gebiet, das einen Steinwurf vom Dom entfernt liegt. Zwischen den Straßen Unter Goldschmied, Am Hof, Sporergasse, Marspfortengasse und Salomongasse will Gerch 250 Millionen Euro investieren. Entstehen sollen auf 10 650 Quadratmetern Fläche vor allem Büros, Handel und Wohnungen.

Auf dem Gelände befinden sich auch das Kundenzentrum des Bürgeramts Innenstadt und das Senats-Hotel. Gerch hatte das Areal 2017 gekauft und anschließend einen Architekten-Wettbewerb durchführen lassen, den das Kölner Büro Kister, Scheithauer, Gross gewonnen hatte. Im Preisgericht sollten nun weitere Details besprochen werden.

Neugestaltung an Große Budengasse und Unter Goldschmied

Dann geschah aber Folgendes: Am vergangenen Donnerstag, einen Tag, bevor die Sitzung des Preisgerichts platzte, hatte die Stadt zwei Vorlagen als Dringlichkeitsentscheidungen in die Bezirksvertretung Innenstadt eingebracht: Kernpunkt der Papiere sind ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan und eine Veränderungssperre für das Carré-Areal. Ein Grund: Am 31. Mai war bei der Verwaltung eine E-Mail eingegangen, in der der Investor ankündigt, kurzfristig Abbruchanträge für das Laurenz-Carré einzureichen.

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„Ohne Bebauungsplanverfahren, in diesem Fall mit anschließender Veränderungssperre, gibt die Stadt das Heft des Handelns aus der Hand“, heißt es in beiden Papiere, die in der Bezirksvertretung Innenstadt am vergangenen Donnerstag beschlossen wurden und in den kommenden Tagen im Stadtentwicklungsausschuss und im Rat auf der Tagesordnung stehen. „Ich wollte die Position der Stadt stärken“, sagt Baudezernent Markus Greitemann.

Notfalls zieht sich Gerch zurück

Mathias Düsterdick, Vorstandschef der Gerch-Gruppe, will das Laurenz-Carré ohne Bebauungsplan und Veränderungssperre errichten – und zwar nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Dieser sieht vor, dass das Gelände „ortsüblich“ bebaut werden kann, was dem Investor viele Freiheiten ließe. Nachdem die Architektur-Wettbewerbe anderthalb Jahre gekostet hätten, verliere sein Unternehmen mit einem Bebauungsplan weitere Zeit. Alternativ setzt Düsterdick darauf, mit der Stadt einen städtebaulichen Vertrag auszuhandeln, in dem die Wünsche aller Beteiligten festgeschrieben werden könnten. Für den Fall, dass die Politik aber an einem Bebauungsplan festhalte, könnte sich Gerch von dem Projekt zurückziehen, sagte Düsterdick.

Während die Bezirkspolitiker ausschlossen, auf einen Bebauungsplan zu verzichten, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Möglicherweise lassen sich unsere Vorstellungen für das Areal in einem städtebaulichen Vertrag festschreiben, auf den sich die Stadt mit dem Investor als Ersatz für einen Bebauungsplan verständigen könnte.“

Politiker werben für Lösung

Grünen-Ratsfrau Sabine Pakulat, Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung, will für Bebauungsplan und Veränderungssperre stimmen. Sollten sich die Verwaltung und der Investor auf einen städtebaulichen Vertrag verständigen, so müsse dieser die Ziele eines Bebauungsplans sichern. Außerdem müsse die Politik über den beabsichtigten Vertragsinhalt informiert werden und bei Bedarf Einfluss nehmen können, sagte Pakulat. „Für uns ist wichtig, dass die bestehenden Gebäude jetzt noch nicht abgebrochen werden. Wir wollen an dieser Stelle keine Brache.“