Weil das Gebäude am Heumarkt abgebrochen wird, muss die Reklame der Traditionsmarke verschwinden. Wie es mit ihr weitergeht, ist unklar.
Nach 50 JahrenSpezialisten bauen 4711-Reklame am Kölner Heumarkt ab – Zukunft ist völlig offen
Um 10.50 Uhr am Montagmorgen ist die große Parfümflasche der 4711-Leuchtreklame am Heumarkt demontiert, die zwei Mitarbeiter der Firma Schlottag Lichtwerbung nehmen die Abdeckung von der Fassade und fahren sie per Hubwagen nach unten. Die Reklame zeigt ein Fläschchen 4711 und den Schriftzug „Immer dabei“, 4711 steht für ein traditionsreiches kölnisches Duftwasser.
Knapp eineinhalb Stunden vorher haben die Spezialisten damit begonnen, die meterhohe Reklame nach 50 Jahren an der Stelle abzubauen. Zunächst nehmen sie die Abdeckungen ab, dann die Leuchtmittel, danach die Halterungen an der Fassade. Im Laufe des Montag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Geschäftsführer Frank Schlottag sagt: „Das ist unser täglich Brot. Besonders ist es aber wegen der Tradition der Firma 4711 und dem Platz am Heumarkt.“
Wie berichtet, muss die 1974 angebrachte Reklame an der Stelle demontiert werden, weil Investor Hansainvest Real Assets das leerstehende Gebäude an der Ecke Heumarkt/Gürzenichstraße abbrechen lässt, die Arbeiten laufen auf der Rückseite schon. Bis 2027 soll dort ein Neubau entstehen, in dem vor allem Büros untergebracht sind. Unter Denkmalschutz stehen sowohl das bisherige Gebäude als auch die Reklame nicht.
Die Reklame gehört mittlerweile dem Duftkonzern Mäurer und Wirtz, er hat die traditionsreiche Marke 2006 übernommen. Der Konzern sucht nun eine neue Fassade, an der er die Reklame anbringen darf – wenn die Stadt Köln es erlaubt.
Seit 1974 haben sich die Regeln für Außenwerbung geändert, beispielsweise am Heumarkt dürfte eine solch große Werbung laut Werbesatzung nur in Ausnahmefällen hängen.
Eine Sprecherin der Stadt hatte zuletzt mitgeteilt: „Eine Anbringung an einem anderen Gebäude ist durchaus denkbar. Die Möglichkeiten können im konkreten Einzelfall geprüft werden.“
Demnach könnte die Stadt auch eine Ausnahmegenehmigung erteilen, wenn gegen Regeln einer Werbesatzung verstoßen werde, „wenn die Satzung sinngemäß eingehalten wird und die Werbeanlage zum Beispiel nicht zu dominant ist und sich in die Architekturgliederung des betreffenden Gebäudes einfügt“.
Laut einer Sprecherin von Mäurer und Wirtz haben sich zehn bis zwölf Interessenten gefunden, die die die Reklame von 1974 an anderer Stelle in Köln anbringen wollen. Noch ist unklar, ob es einen neuen Standort gibt und wo er sein könnte. Ein Interessent hatte ein Gebäude am Ubierring vorgeschlagen. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob Mäurer und Wirtz und ein Gebäudebesitzer sich auf eine neue Heimat einigen.
Die Firma Schlottag transportiert die Reklame nach Ende der Arbeiten in ihr Lager und bereitet sie laut Geschäftsführer Frank Schlottag dort auf, unter anderem baut sie LED-Leuchten, um den Energieverbrauch zu senken. Er sagt: „Die Reklame ist noch voll intakt.“