Die Kunstsammlung des 2021 verstorbenen Ferdinand III. Mülhens wird versteigert und damit zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt.
Einstiger 4711-ChefGeheime Kölner Kunstsammlung wird versteigert
Es ist ein Kölner Schatz, den bisher kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Die Kunstsammlung des 2021 verstorbenen Ferdinand III. Mülhens, dem Urenkel des 4711-Begründers, wird am 8. November in Stuttgart versteigert. Bei den 24 Kunstwerken, die angeboten werden, handelt es sich vor allem um Bilder niederländischer Landschaftsmaler aus dem 17. Jahrhundert. Dazu gehört zum Beispiel „Blick in ein weites Flusstal“ von Jan van Goyen, einem der führenden Landschaftsmaler seiner Zeit, das mit 40.000 bis 60.000 Euro angesetzt ist.
Der Kölner Kunstberater Christoph Bouillon, der von der Erbengemeinschaft beauftragt wurde, sagt, dass die Auktion 250.000 bis 350.000 Euro als Ergebnis haben könnte. Bisher haben die Bilder nur sehr wenige Menschen überhaupt gesehen. Jetzt werden sie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Ferdinand Mülhens lebte sehr zurückgezogen in seiner Villa im Hahnwald, empfing nur selten Gäste. „Die Sammlung war bisher unbekannt.“ Sie sei so geheim gewesen wie die Rezeptur des „Aqua Mirabilis 4711“, formuliert es Bouillon.
4711-Chef lebte zurückgezogen in Villa im Kölner Hahnwald
„Es ist eine schöne, geschlossene Sammlung, die mit sehr viel Sachverstand, Überlegung und Leidenschaft zusammengetragen wurde“, sagt der Fachmann. Mülhens sei für die Käufe oft selbst nach London gereist. Erworben hat er die Kunstwerke vor allem in der 1960er und 1970er Jahre. „Sie sind von hervorragender Qualität.“ In der Villa, in der er seit 1968 lebte, seien sie wie in einem Museum gehängt gewesen. Die Kinder erzählen, dass der Vater bis ins hohe Alter oft einfach nur vor den Bildern saß und den Anblick genoss.
Ferdinand Mülhens wurde 1937 in Köln geboren. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde er von seiner Großmutter Maria Mülhens auf Schloss Röttgen aufgezogen. 1959 trat er nach mehreren Ausbildungsstationen in die Firma ein. Mit der ererbten „guten Nase“ baute er das Unternehmen aus und wurde bald Chef. Unter seiner Ägide entstanden in Bickendorf die modernen Hallen zur Lagerung von Rohstoffen und Waren und die erste elektronische Versandanlage. Auch konzentrierte man sich auf den Kauf von Lizenzen und Namen großer Marken, etwa in der Zusammenarbeit mit berühmten Modelabeln wie Jean-Jacques de Castelbajac und Gucci. Und man schmückte sich mit Promis wie Gabriela Sabatini und Priscilla Presley, die eigene Düfte bekamen und zur Präsentation nach Köln anreisten.
Familienstreitigkeiten führten zum Verkauf von 4711
Doch dann gab es Auseinandersetzungen in der Familie, die sogar vor Gericht ausgetragen wurden. 1994 wurde die Muelhens KG nach Unstimmigkeiten zwischen Ferdinand Mülhens und seinem Cousin Dieter Streve-Mülhens, der ebenfalls zur Unternehmensleitung gehörte, an die Wella AG verkauft. „Wir waren von Grund auf unterschiedlich“, sagte Streve-Mülhens, der auf dem Familienwohnsitz in Königswinter lebt, 2018 in einem Artikel des „Bonner General-Anzeiger“. Er trug die Überschrift „Dieter Streve-Mülhens ist Gentleman und Weltenbummler“.
Wella verkaufte die Firma später an den amerikanischen Konzern Procter & Gamble. Seit 2006 gehört 4711 zum Aachener Dufthaus Mäurer & Wirtz. Doch obwohl die Marke schon lange nicht mehr in Familienbesitz ist, wird sie nicht nur in Köln immer noch mit dem Namen Mülhens verbunden.
„Bei aller Bekanntheit war Ferdinand Mülhens ein äußerst bescheidener Mann, der seine Privatsphäre über alles liebte. Öffentliche Auftritte, große Gesellschaften und Medienrummel waren ihm ein Gräuel. In seiner Kölner Villa schuf er sich ein ganz privates Refugium“, sagt Bouillon. Am 10. Oktober 2021 starb er mit 84 Jahren im Kreise seiner Familie. Mülhens hat sechs Kinder aus zwei Ehen. Die Villa in Hahnwald steht derzeit zum Verkauf.