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Gedenktag in KölnJugendliche gedenken der Opfer des Holocaust

Lesezeit 3 Minuten
Redner vor der Aula

Gedenkveranstaltung der Stadt Köln: Jugend- und Schülergedenktag 2023 im Hansa-Gymnasium

Kölner Schulgruppen haben die Biografien von Holocaust-Überlebenden in einem Film festgehalten.

1979 wurde in Köln die Forderung laut, im ehemaligen Gefängnis der Gestapo am Appellhofplatz, dem El-DE-Haus, eine Gedenkstätte einzurichten. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, ließen sich der Lehrer Kurt Holl und der Fotograf Gernot Huber heimlich in dem Gebäude einschließen, um nachts Fotos von den Zellen und den Inschriften, die Inhaftierte an die Wände geschrieben oder geritzt hatten, anzufertigen und anschließend der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Sie hatten Erfolg. Ende 1979 beschloss der Rat die Einrichtung der Gedenkstätte, aus der das NS-Dokumentationszentrum der Stadt geworden ist. An die nächtliche Aktion erinnerten am Freitag Schüler und Schülerinnen der Carl-von Ossietzky-Gesamtschule mit einem szenischen Spiel zum Thema Zivilcourage, das sie mit dem „Theater Im Puls“ entwickelt hatten. Die Aufführung in der Aula des Hansa-Gymnasiums war Teil des Bühnenprogramms zum Schüler- und Jugendgedenktag. 1996 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar, an dem im Jahr 1945 das KZ Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit wurde, zum Holocaust-Gedenktag erklärt und vor allem Jugendliche und Schüler zum Erinnern aufgerufen.

„Das Unvorstellbare“ sei im dritten Reich wirklich geworden

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen soll gleichzeitig auf Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus in der Gegenwart aufmerksam gemacht werden. Schuldezernent Robert Voigtsberger sagte, damals sei „das Unvorstellbare“ Wirklichkeit geworden: die Auslöschung von Millionen Menschen, denen „Andersartigkeit“ zugeschrieben worden sei. Man könne dankbar sein, jetzt in einem demokratischen System zu leben, das großen Wert auf Gleichberechtigung und Vielfalt lege -„in der heutigen Welt gewiss keine Selbstverständlichkeit“.

Damit sich das Vergangene nicht wiederhole, gelte es, sich zu informieren, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und im Internet vor Fake News auf der Hut zu sein. Neuntklässler der Käthe-Kollwitz-Schule präsentierten spielerisch Ergebnisse einer Umfrage unter Schülern und Schülerinnen. Sehr viele von ihnen haben Beleidigungen mitbekommen; am häufigsten werde das „N-Wort“ benutzt. Die Gesamtschule Wasseramselweg war mit einer Performance zum Anschlag von Hanau im Februar 2020 vertreten, bei dem ein rechtsextremer Täter neun Menschen mit Migrationshintergrund erschoss.

Zwei Kölner Schulen haben Biografien Holocaust-Überlebender festgehalten

Aus dem dokumentarischen Film „Jüdische Identität – eine Revolte?" waren Ausschnitte zu sehen; entstanden ist er in Zusammenarbeit des Jungen Theaters Köln mit Jugendgruppen. Frucht eines Projekts des Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte ist der Aninationsfilm über die Fluchtgeschichte von Richard Rheinisch, der komplett gezeigt wurde. Der 1929 geborene Rheinisch ist einer von zwei Überlebenden des Holocausts, deren Biografien Jugendgruppen der Integrierten Gesamtschule Innenstadt und des Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums in Kurzfilmen festgehalten haben.

Jugendliche des Berufskollegs an der Lindenstraße erinnerten an das Schicksal von früheren Schülern und Schülerinnen der Städtischen Israelitischen Volksschule in der Lützowstraße. Zum Schluss sangen Mitglieder des Hebräisch-Kurses des Bensberger Otto-Hahn-Gymnasiums zwei jüdische Lieder. Wichtig sei, einen „eigenen Zugang zu dieser monströsen Geschichte“ zu finden“, sagte Henning Borggräfe, Direktor der NS-Dokumenationszentrums. Dabei könnten neue Formen des Gedenkens im Digitalen helfen. Ergänzend zum Bühnenprogramm ist am Freitag auf den Internetseiten des Zentrums eine Ausstellung mit Präsentationen, Video-, Audio-, Bild- und Textbeiträgen eröffnet worden.