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A-cappella-Band von US-UniHarvard-Sänger machen auf Welttournee in Köln Halt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind neun Männer in Anzügen auf einer Bühne, die singen.

Die Harvard Krokodiloes gastierten in Köln.

Die Harvard Krokodiloes gehören zur amerikanischen Elite-Universität Harvard.

Zwei junge Männer im schwarzen Smoking mit Kummerbund, Fliege sowie weißen Hemden und Einstecktuch betreten die Bühne der Kölner Volksbühne. Ihr Look ist makellos. Drei Mikrofone sind dort aufgebaut, nach kurzer Begrüßung des Publikums in Köln beginnen sie zu singen. Kurz darauf marschieren neun weitere Studenten in den gleichen schicken Anzügen in einer Karawane auf die Bühne. Im Halbkreis stellen sie sich hinter die beiden Sänger an den Mikrofonen. Ihre Stimmen setzen sie ein wie Instrumente. Jeder übernimmt eine Rolle, ähnlich wie ein Instrument im Orchester.

Nach dem Song stellt sich jeder vor: Name, Studienjahr, Studienfach, darunter Philosophie, Mathematik, Ökonomie, Chemie. Doch wer sind diese jungen Männer? Selbst nennen sie sich die „Krocks“. Sie sind die Harvard Krokodiloes, die älteste A-cappella-Band der amerikanischen Elite-Universität. Seit 78 Jahren bilden in immer wieder neuen Besetzungen Studenten die Gruppe. Ihre Auftritte sind eine Mischung aus harmonischem Gesang, flotter Choreografie und einem Hauch von Humor. Auf Youtube laden sie Videos ihrer Darbietungen hoch, die erfolgreichsten wurden millionenfach angeklickt.

Harvard-Sänger auf Welttournee

Aktuell befinden sich die elf Sänger auf Welttournee und treten in Metropolen wie Tokio, Melbourne, Nairobi und Paris auf. Doch nachdem sie 2023 schon in der Volksbühne sangen, durfte Köln auch in diesem Jahr nicht auf der Liste fehlen – und das gleich an zwei Abenden. Das Auftreten der Studenten ist professionell, doch immer wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht, wenn es Applaus vom Publikum gibt. Die Solo-Rollen wechseln während der Aufführung durch. Das Repertoire der Band umfasst Jazz, Funk, Soul, Balladen und Pop. Nach schwierigen Solo-Auftritten nicken sich die Studenten anerkennend zu.

Die Krocks sind bekannt für ihren jugendlich-humorvollen Charme. Zwischen den Stücken versucht die Gruppe in Comedy-Einlagen ihre elitäre Herkunft von der berühmten Uni auf die Schippe zu nehmen. So wird etwa eine Frau aus dem Publikum auf die Bühne geholt, die gar nicht so recht weiß, wie ihr geschieht. Doch dann die Auflösung: Andy, einer der Sänger aus der Band, hat das Problem, dass er noch keine Freundin hat, weil er zu viel Zeit mit Proben verbringe.

Publikum in der Volksbühne am Ende zu Tränen gerührt

Deshalb singt er nun ein Solo für die Zuschauerin und tanzt mit ihr, um sie am Ende der Darbietung zu fragen, wie denn ihr Name ist. Als die Band gemeinsam mit einem langgezogenen „Lisa“ auflöst, lacht das Publikum und quittiert die Einlage mit Applaus. Einen weiteren Song widmet die Band dem „Philosophen, den sie letzte Nacht vor einem Kölner Hotel getroffen haben“, um dann zu singen „verdammt ist dieser Typ high, schau in seine Augen, er ist so high“.

Am Ende ihres 45-minütigen Auftritts sorgen die Krocks – wahrscheinlich ohne es zu wissen – noch für einen besonderen Moment für das Kölner Publikum. Erneut tritt einer der Sänger ans Mikrofon. Und während er auf der Bühne über die „Bonnie bonnie banks of Loch Lomond“ singt, summt der ein oder andere im Publikum wahrscheinlich im Kopf den deutschen Text mit. Denn die Melodie des Liedes der schottischen Band Runrig diente den Höhnern als Vorlage für die Hymne des 1. FC Kölns „Mer stonn zu dir“. Bei manch einem im Publikum fließen sogar Tränen.