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Projekt vor dem AusKasino-Bau in Köln-Deutz droht zu platzen

Lesezeit 3 Minuten

Visualisierung des Entwurfs von AIP Consulting für das Kasino

Köln-Deutz – Es schien alles so sicher: Die Westdeutsche Spielbanken GmbH (Westspiel) errichtet am Deutzer Bahnhof das größte Kasino in Deutschland, ein Gewinnanteil in Höhe von fünf Millionen Euro wird jährlich in die Stadtkasse fließen. Doch nach einem Expertengespräch zwischen Vertretern des Bauherrn und der Stadtverwaltung ist fraglich, ob das Vorhaben jemals verwirklicht wird.

Wegen der darunter fahrenden U-Bahn und eines archäologischen Fundes in Form einer preußischen Festungsmauer sei das Grundstück äußerst schwierig zu bebauen, heißt es im Rathaus. Die enormen Zusatzkosten für das Fundament würden das Budget der Westspiel sprengen und dadurch die Investition insgesamt in Frage stellen. In dem Fall dürfte sich das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft der NRW-Bank, auf die Suche nach einem anderen Standort in der Kölner Innenstadt begeben.

Dass die U-Bahn unter der lange Zeit als Parkplatz genutzten Fläche verläuft, war zwar bekannt. Ebenso, dass sich Überbleibsel der Vergangenheit im Erdreich befinden. Eine genaue Untersuchung des Baugrunds erfolgte indes erst im Nachhinein. „Während der vergangenen Monate kam es zu einer Reihe neuer Einordnungen“, teilte ein Westspiel-Sprecher etwas nebulös mit. Im Klartext: Mit so hohen Kosten allein für das Fundament hatte man nicht gerechnet. Die Untersuchungsergebnisse werden dem Unternehmen zufolge „in enger Abstimmung zwischen den Partnern erörtert und neu bewertet“. Die Entscheidung über „das Projekt Ottoplatz“ sei noch nicht gefallen.

„Das es ein schwieriges Grundstück ist, war von Anfang an bekannt, sagte Verkehrsdezernentin Andrea Blome, die das Bauressort vertretungsweise leitet. Bauherr und Verwaltung hätten weitere Gespräche vereinbart, über die Probleme im Untergrund ebenso wie über die Gestaltung der Fassade.

„Höchst unprofessionell“

Die Stadt verlangt für das Grundstück fünf Millionen Euro. Die Kosten für den Rohbau sollten ursprünglich 23 Millionen Euro betragen. Der Ausbau zu einem Kasino mit Restaurant und Bar erfordert dem Vernehmen nach mindestens die gleiche Summe. Ob sich das angesichts der seit Jahren rückläufigen Erlöse traditioneller Kasinos noch lohnt, wird offenbar bezweifelt. Zudem hat sich das politische Umfeld geändert. Die FDP hatte vor der Landtagswahl gefordert, die Privatisierung der Spielbanken zu prüfen. In einer Anfrage will der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Martin Börschel von der schwarz-gelben Landesregierung wissen, ob sie den Verkauf der Westspiel erwägt und wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist.

„Das Vorgehen der Bauverwaltung in Bezug auf den Standort Deutz ist höchst unprofessionell“, sagte Börschel. „Wie konnte die Stadt eine solche Fläche überhaupt als Baugrundstück anbieten? Und auch Westspiel hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, denn warum kommt die Erkenntnis so spät?“ Für den Vorsitzenden des Planungsausschusses, Niklas Kienitz (CDU), ist es kaum nachvollziehbar, „dass der Baugrund auf einmal zum K.o.-Kriterium werden soll. Westspiel sollte schleunigst für Transparenz sorgen und erklären, ob es mit dem Casino an dieser Stelle weiter geht oder nicht“.