„Halte ich gar nichts von“So reagieren Anwohner auf den Bündnisplan zum Parkausweis
Köln – Viele Kölner machen es am Freitagmittag in der Südstadt schon so, wie die Politik es gerne hätte: Der Autoverkehr ist mäßig, die meisten Passanten sind zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs. Um den Besitz eines Autos in der Stadt unattraktiver zu machen, plant das neue Ratsbündnis aus Grünen, Volt und CDU, die Gebühren für das Anwohnerparken auf das „Niveau europäischer Metropolen“ zu heben. Das heißt: Die Kosten für den Parkausweis könnten um rund das Zehnfache steigen. Das stößt bei Anwohnern nicht gerade auf Begeisterung.
„Es ein bisschen zu erhöhen fände ich okay“
Andreas Bode hat in der Rosenstraße gerade seinen Kombi rückwärts am Straßenrand eingeparkt. Vom Vorstoß des Ratsbündnisses, den Anwohnerparkausweis zu verteuern, wusste er bislang noch nichts. „Da halte ich gar nichts von“, sagt er. 30 Euro im Jahr zahlt er momentan für seinen Anwohnerparkausweis in der Südstadt. „Das ist schon auch günstig. Es ein bisschen zu erhöhen fände ich okay – aber man muss auch was für die Anwohner tun“, sagt er.
Grundsätzlich verzichtet Bode oft auf das Auto und nutzt das Fahrrad – „jetzt haben Sie mich gerade mit dem Auto erwischt“, sagt er. „Bei den steigenden Kosten würde ich auch auf das Auto verzichten – aber mit zwei kleinen Kindern ist man auch irgendwo darauf angewiesen“, sagt er.
Viele Menschen sind auf das Auto angewiesen
Das sieht auch Professor Roman Suthold, Mobiltätsexperte beim ADAC Nordrhein, so. „Es muss auch weiterhin möglich bleiben, in Innenstadtgebieten zu leben und wohnortnah zu parken. Viele, gerade auch ältere Menschen sowie Familien sind auf das Auto und kurze Wege vom Pkw zur Wohnung angewiesen“, sagt er. „Dass Städte wie Köln knappen Parkraum effektiver bewirtschaften und die sehr niedrigen Gebühren für Anwohnerparkausweise anheben wollen, ist nachvollziehbar“, so der Experte. Die Möglichkeit, das Auto wohnortnah abzustellen, dürfe aber nicht zur sozialen Frage werden. „Wir fordern die Stadt deshalb auf, die Gebühren sozialverträglich zu gestalten und für die Anwohner zumutbare Höchstsätze festzulegen“, sagt Suthold.
„30 Euro Gebühren sind natürlich ein Witz“, sagt Herbert Braun, Anwohner der Severinstraße. „Aber 500 bis 600 Euro oder was dieser mittlere dreistellige Betrag dann werden soll, das ist ja unglaublich.“ Von der Erhöhung wäre auch er betroffen. Die vorgestellten Pläne des Ratsbündnisses gehen ihm deutlich zu weit. Bei einer Umsetzung sieht er bereits politische Konsequenzen kommen: „Dann werden die Grünen wohl nicht mehr gewählt werden“, so der Anwohner.
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ADAC fordert Alternativen zum Auto, bevor die Kosten erhöht werden
Der ADAC Nordrhein fordert vor allem, zunächst bessere Alternativen zum Auto zu schaffen, bevor die Kosten angehoben werden. „Dazu zählen zum Beispiel Quartiersgaragen, ein günstiger und zuverlässiger ÖPNV mit dichtem Takt und Radwege, die ihren Namen auch verdienen“, sagt Suthold. Eine systematische Verkehrsplanung sollte daher „ideologiefrei die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigen und die Erreichbarkeit zentraler Orte gewährleisten“.
Lediglich eine Radfahrerin auf der Achterstraße, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, kann dem Vorstoß des Ratsbündnisses etwas abgewinnen. „Ich finde das gut“, sagt sie. „Von mir aus könnten von heute auf morgen alle Autos aus der Südstadt verschwinden.“