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Drohungen gegen Kölner LokalRussische Restaurants zwischen Angst und Solidarität

Lesezeit 3 Minuten
Hotel Lux

Jessica Becker (l.) und Sylvia Becker setzen mit Service-Kraft Martin Bogdoll im „Hotel Lux“ ein Zeichen für den Frieden.

Köln – Köln zeigt Flagge. Auch Andrej Ermolenko vom Restaurant „Sankt Petersburg“ in Zollstock. Es ist die ukrainische, die der in Russland geborene Gastronom auf der Webseite des Lokals und in sozialen Medien zeigt. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit – für andere eine Aktion, die Respekt und Beifall hervorruft. „Danke Freunde, ihr seid echt mutig“, heißt es etwa auf Facebook.

Der Angriff Putins auf die Ukraine, er hat Ermolenko und seinem Team so zugesetzt, dass er sich derzeit nicht näher äußern möchte. „Im Moment sind wir alle am Boden zerstört“, sagt der Wirt zum „Kölner Stadt-Anzeiger.“

Köln: Russisches Lokal zeigt Ukraine- Flagge

Stattdessen verweist er auf seine Zeilen, die er im Netz unter die blau-gelbe Flagge geschrieben hat: „Bei uns arbeiten Ukrainer und Russen Hand in Hand zusammen“, heißt es da. Und in Großbuchstaben, dass der Einmarsch in die Ukraine ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei. „Es gibt keinen Grund und keine Erklärung, die es rechtfertigen kann. Wir bitten um Verständnis, dass wir bis auf weiteres keine Feste und keine Feierlichkeiten durchführen.“

Der Krieg ist in diesen Tagen natürlich auch bei den russischen Restaurants in Köln das Thema. Lokale, in denen Russen und Ukrainer seit Jahren gemeinsam arbeiten. „Wir halten zusammen“, sagt Ermolenko. Das bestätigt auch Slava Okun, Mitinhaber der Kneipe „Roter Platz“.

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Bei seiner Wortwahl nutzt der Wirt einen Begriff aus den Zeiten der UdSSR: „Wir sind ein Sowjet-Lokal“. Damit soll betont werden, was im Lokal am Zülpicher Platz schon seit Jahren gelebte Realität ist. „In meinem Laden arbeiten Leute aus Russland, aus der Ukraine, aber auch aus Weißrussland und Tschadschikistan bestens zusammen.“ Das habe sich mit Putins Angriff auf die Ukraine auch nicht geändert. Man sei sich vielmehr einig: „Dieser Krieg muss sofort aufhören“, sagt Okun.

Ukraine-Krieg: Kölner Wirt fährt zur Grenze nach Polen

Er selbst stammt aus der Ukraine. Kurz nach dem Telefonat mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ klingelt Okuns Handy. Freunde von ihm stünden an der ukrainischen Grenze zu Polen, er fahre jetzt sofort los.

Das seit Jahren bekannte russische Restaurant „Hotel Lux“ in Deutz ist in polnischer Hand. Aber auch hier sind die Sorgen groß, inzwischen ist von Angst die Rede. „Meine Existenz steht auf dem Spiel, wenn der Krieg lange dauern sollte“, sagt Sylvia Becker, deren Mann die „KGB Bar HoteLux“ am Rathenauplatz betreibt.

Hotel Lux in Köln: Passanten pöbeln vor Sowjet-Lokal herum

Grund sind unter anderem Mails, die ihrer Tochter Jessica (21) die Tränen in die Augen treiben. Die polnischen Betreiber werden darin aufgefordert, sich öffentlich von Putin zu distanzieren. „Ansonsten wird auch an Ihren Händen das Blut von Kindern, Frauen und älteren Menschen kleben, und Sie werden erfahren, wie die deutsche Öffentlichkeit das bewerten wird“, heißt da unter anderem.

Kürzlich hätten Passanten vor dem Lokal in Deutz gestanden und herumgepöbelt: „Hier, da sind die Putins...“ Kein bisschen: Auch das Hotel Lux ruft auf seiner Webseite zu Spenden für die Ukraine auf.

Kölner Gastronom vom Lokal Odessa: Hoffen inständig auf Frieden in der Ukraine

Yuriy Krapivnyy betreibt in der Südstadt das Lokal „Odessa“. „Wir hoffen inständig auf Frieden“, sagt der Gastronom, der aus der Ukraine stammt. „Wer hätte gedacht, dass wir im 21. Jahrhundert noch einmal Krieg in Europa haben?“

Seine Gäste jedoch sollen von all den Sorgen und Ängsten nichts mitbekommen. „Unser Restaurant ist ein unpolitischer Ort. Unsere Kunden sollen genießen und sich entspannen.“ Ein Vorhaben, das in diesen Tagen gewiss kein einfaches ist.