Wie Karneval, nur im Sommer. Zum neunten Mal sorgen Miljö, Cat Ballou, Eldorado und Co. bei strahlendem Sonnenschein für Partystimmung.
Party im Kölner JugendparkBuntes Farbenmeer aus 11.000 Menschen bei „Jeck im Sunnesching“
„Ja, ist es denn schon wieder so weit?“ Ein auf der Hohenzollernbrücke spazierender Mann schaut sich verwirrt um, als am frühen Samstagmorgen erst ein leuchtend gelber Luftballon vorbeizieht, bevor ihm kurz darauf ein glitzerndes Alien aus einem vorbeifahrenden Taxi ein freudiges „KÖLLE!“ zuruft. „ALAAF“, entgegnet er, ohne genau zu wissen, warum ausgerechnet heute. „Irgendwo in Köln ist immer Karneval“, sagt er noch, bevor er seinen Spaziergang fortsetzt. Am Samstag heißt „irgendwo“ allerdings konkret im Kölner Jugendpark.
Mit „Jeck im Sunnesching“ wird ein bisschen Karneval und ganz viel kölsche Feierlaune zum neunten Mal in Folge in den Sommer geholt. Den ganzen Tag lang bringen Kasalla, Klüngelköpp und viele mehr eine verkleidete Menge aus 11.000 Jecken zum Tanzen.
„Kölsche Musik ist für alle“
Schon seit Anfang des Jahres war das große kölsche Sommerfestival ausverkauft. Am Samstag strömen diejenigen, die noch eine Karte bekommen haben, massenhaft in Richtung Jugendpark. Wie in jedem Jahr könnte der Anblick bunter nicht sein. Vor allem ein Sommergetränk scheint auf der Kostümliste bei vielen ganz weit oben gestanden zu haben. Inspiriert durch die sommerlichen Temperaturen von 28 Grad am Wochenende schmissen sich Marie und „ihre Girls“ für „Jeck im Sunnesching“ in knallorangene Tüllröcke im Aperol-Stil.
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Die selber gebastelten und angemalten Orangen haben sie noch ganz früh am Morgen draufgenäht. „Für das wahrscheinlich letzte Festival diesen Sommer will man ja auch was hermachen“, begründet Marie den Einsatz ihrer Truppe. Und der lohnt sich: „Wir sind schon auch das ein oder andere Mal auf unser Kostüm angesprochen worden“, sagt sie und belohnt sich mit einem Schluck aus ihrem flüssigen Aperol im Glas.
Noch frisch mit dabei sind am Samstag auch Mätropolis. Die Band besteht rund um Frontsängerin Linda Teodosiu nur aus Frauen und ist damit auch heute immer noch eine eher seltene Konstellation in der kölschen Musiklandschaft. „Lasst mal sehen, wie eure Rakete aussieht“, animiert Linda die Masse, ihren gleichnamigen, bisher noch unveröffentlichten Song mit der Band zu performen.
„Früher wurde ich ausgelacht, wenn ich kölsche Musik gehört habe. Heute feiern wir einen Tag lang nur kölsche Musik und so viele Menschen, egal wie alt, sind extra dafür hergekommen“, freut sich Moderator Lukas Wachten über den grandiosen Auftakt der Frauenband.
Dass „Jeck im Sunnesching“ in diesem Jahr wirklich alle und jeden mitnimmt, bestätigt sich ein paar Meter weiter im Tanzbrunnen Theater. Bei „Jeck im Sunnesching för Pänz“ gibt’s das Festivalprogramm für die ganze Familie. Viele tragen passende Kostüme, damit man erkennt: Wir gehören zusammen. Von den Wilden Kerlen bis hin zu Cosmo und Wanda treibt es die großen und kleinen Karnevalfans zum Tanzbrunnen.
Jeck ist Hochzeitstag, Kegelclub und Firmenfeier
Gegen halb zwölf wird das kölsche Fest dann auch offiziell eröffnet. Mit drei Schlägen sticht Heinrich Philipp Becker das Bierfass an. Als Chef der Privatbrauerei Gaffel unterstützt Becker das große Zusammenkommen bei „Jeck im Sunnesching“ schon seit vielen Jahren. Mit ein paar Worten wendet er sich direkt ans Publikum: „Ohne euch gäb’s das hier alles nicht. Genießt diesen letzten Tag des Hochsommers und feiert richtig ab.“
Das lassen sich die knapp 11.000 Jecken nicht zweimal sagen. Teilweise sind sie in ganzen Gruppen unterwegs. 17 rote T-Shirts mit der gelben Aufschrift „Arbeitsbienen“ haben sich einen Schattenplatz direkt neben der Bühne gesichert. Sie sind extra aus Kranenburg im Kreis Kleve am Niederrhein angereist, um das Sommerevent mitzunehmen. In ihrem Dorf leben nur etwa so viele Menschen, wie am Samstag das Festival besucht haben. Und dennoch haben die „Arbeitsbienen“ einen eigenen kleinen Karnevalsverein auf die Beine gestellt.
„In der Karnevalsaison schreiben wir alle Reden selbst und kümmern uns auch um die Musik. Heute herzukommen gehört natürlich dazu“, erzählt Angela Berkemeijer Heek.
„Jeck im Sunnesching” nächstes Jahr auch in Aachen
Bis in die Dämmerung heizen die kölschen Bands der bunten Menge ein. Brings steht als letzter Act auf dem Plan und ist für viele das Highlight des ganzen Tages. Schluss mit Konzerten heißt aber nicht Schluss mit „Jeck im Sunnesching“. Bis tief in die Nacht wird bei der offiziellen Aftershow im Tanzbrunnen weitergefeiert.
Traditionell verzichtet der Veranstalter Jochen Gasser während des Festivals auf eine ausschweifende Rede über Organisation und Zukunft des Programms. In diesem Jahr aber kündigt er großes an. Zum zehnten Jubiläum im nächsten Jahr kommt „Jeck im Sunnesching“ neben Köln und Bonn erstmalig auch nach Aachen. Die Ankündigung mündet in tosendem Applaus der vielen Menschen, die in großen Teilen extra aus den umliegenden Städten angereist sind.