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„Dokumentation der Qual“Tierschützer wollen Pferde im Rosenmontagszug filmen

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Reiter im Rosenmontagszug dürfen künftig maximal 1/5 so schwer sein wie das Pferd.

Köln – Die Auflagen für Pferde und Reiter im Kölner Rosenmontagszug werden weiter verschärft. So wird das Verhältnis von Reitergewicht zum Pferdegewicht neu geregelt, wie die Stadt am Dienstag bekanntgab.

Das Gewicht der Reiterinnen und Reiter (inklusive Sattel) darf maximal 20 Prozent des Pferdegewichtes haben. Auch die Zuglast der Kutschpferde und deren Belastung unter den Bedingungen des Rosenmontagszuges liegt im Fokus der laufenden Gespräche zwischen dem Festkomitee und der Stadtverwaltung, die die neue Regelung einvernehmlich trafen. Für das Jahr 2021 soll, so heißt es weiter, „eine einheitliche Prüfung für den Einsatz von Pferden bei Brauchtumsveranstaltungen erarbeitet werden, die die Pferde speziell und explizit auf diese Anforderung, auch von einem Rosenmontagszug, vorbereitet“.

Rosenmontagszug 2020: Rund 300 Anmeldungen für Pferde

Rund dreihundert Anmeldungen für Pferde im Rosenmontagszug 2020 gibt es zur Zeit. Das sagte das Festkomitee Kölner Karneval dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. Die Zahl entspricht in etwa denen der Vorjahre. Allerdings waren 2019 die Pferde wegen einer Sturmwarnung aus dem Rosenmontagszug genommen worden, die Reiter waren zu Fuß mitgegangen. Für alle Zochteilnehmer würden die neuen Auflagen rechtzeitig umgesetzt, so Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus.

In den vergangenen Jahren hatten das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln und das Festkomitee Kölner Karneval zahlreiche Verbesserungen für die Pferde im Rosenmontagszug erarbeitet. Dabei wurden wissenschaftliche Erkenntnisse und Untersuchungen berücksichtigt.

Kölner Karneval: Tierärzte entnehmen Pferden Blut

Tierärztinnen und Tierärzte des Amtes entnehmen auch beim diesjährigen Rosenmontagszug stichprobenartig mindestens 50 Blutproben von den Pferden. Die Blutproben werden auf unerlaubt eingesetzte Beruhigungsmittel überprüft. Sie führen ihre Inspektionen an den verschiedenen Aufstellorten während des Zuges und im Anschluss an den Umzug durch. Während des Rosenmontagszugs 2018 hatte es unter den 48 entnommenen Blutproben ein positives Ergebnis gegeben.

Bereits seit April 2017 gibt es gemeinsam erarbeitete Richtlinien, etwa die FN-Gelassenheitsprüfung, die auf spezielle Erfordernisse abgestimmt ist und ebenso nachgewiesen werden muss wie zahlreiche vorgeschriebene Impfungen. Auch die Reduzierung der Beschallung an besonders exponierten Plätzen ist darin enthalten. Und es sollen keine Musikinstrumente, wie zum Beispiel Trommeln, auf dem Pferd gespielt oder direkt am Pferd getragen werden.

Tierschützer wollen Pferde im Zug filmen

Vor dem Rosenmontagszug 2019 wurde erstmals der Kutschenführerschein „B Gewerbe“ für das Führen von Kutschen gefordert, dieser ist auch 2020 Teilnahmevoraussetzung. Auslöser hierfür war ein Unfall im Rosenmontagszug 2018 mit einer Kutsche, deren Pferde durchgegangen waren. Dabei waren mehrere Personen verletzt worden.

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Die Debatte um die Pferde im Zoch wiederholt sich Jahr für Jahr. Das „Netzwerk für Tiere Köln“ hat nun angekündigt, die Pferde des Zuges vom Aufstellplatz bis zum Ende mit Kameras zu begleiten. Die Tierschützer wollen damit „das Verhalten der Reiter und die Qual der Pferde dokumentieren“, heißt es in der Ankündigung. Jeder dokumentierte Verstoß gegen das Tierschutzgesetz soll im Nachhinein bei der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V. angezeigt werden.

Tierschützer wollen beim Rosenmontagszug protestieren

Die Organisation reagiere damit auf „die fehlende Bereitschaft“ der Stadt Köln sowie des FK, auf Pferde im Rosenmontagszug zu verzichten. Das Netzwerk ruft auf seiner Webseite zusätzlich zu einer Protestaktion während des Rosenmontagszugs 2020 auf: Die Tierschützer wollen vorbeiziehenden Pferdegruppen die „rote Karte“ zeigen. Diese sei auf der Webseite zum freien Download verfügbar.

Rosenmontagszugleiter Holger Kirsch will auf jeden Fall an den Pferden festhalten: „Pferde waren von jeher Begleiter des Menschen. Ich erfreue mich von Kind an an dem Bild eines stolzen Gardisten hoch zu Pferd. Das ist ein Bild, das ich liebe. Also klare Aussage: Ich befürworte Pferde im Zoch.“

Die Richtlinien zum Tierschutz und zur Qualifikation von Pferd und Reiter seien inzwischen so, wie sie sein sollten. Da dürfe man auch keinen Spielraum lassen. „Da fahren wir eine Null-Toleranz-Strategie“, so Kirsch im Gespräch mit dieser Zeitung. „Von unserer Seite aus wird das Sicherheitsrisiko auf ein Minimum heruntergeschraubt.“