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Karnevalsband HöhnerMit „Prinzessin“ einen Abend lang durch die Kölner Säle

Lesezeit 5 Minuten

Sechs Auftritte, sechsmal ein anderer Saal: So läuft ein „ganz normaler“ Karnevalsabend bei den Höhnern. Wir haben sie begleitet.

Höhner-Tour, Umkleide, Endspurt vor dem Auftritt. Viertel nach zehn. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Die Lanxess-Arena wartet. Stress. Frontmann Patrick Lück, den man sonst nur mit breitem Lächeln kennt, runzelt die Stirn. „Mir jeiht et jot jot jot! Ich föhle mich frei“ stimmt auf einmal gar nicht mehr. Die Techniker rollen das Schlagzeug durch den Backstage-Bereich. „Los, Tür auf, schnell.“ Fünf Minuten bis zum Auftritt.

Die lange Verabschiedung des Moderators im Maritim-Hotel hat Zeit gekostet. Sie mussten auch die zweite Zugabe ausfallen lassen. Und jetzt möchte hier noch jemand ein Foto mit allen Höhnern. „Komm, wir gehen schon mal zur Bühne“, sagt Jens Streifling.

Den Stress, den die Höhner gerade haben, ist er längst gewohnt. Er ist mit 20 Jahren Band-Mitgliedschaft seit dem Ausscheiden von Henning Krautmacher im November 2022 das erfahrenste Hohn – eine ungewohnte Situation für ihn. „Bisher war ich immer der Junge hier, der Neue. Aber es ist schon okay.“

Die Höhner stehen nebeneinander.

(v.l.) Freddi Lubitz, Patrick Lück, Jens Streifling, Micki Schläger, Edin Čolić und Heiko Braun im schwarzen Höhner-Outfit.

Seit 50 Jahren erfolgreich im Kölner Karneval

Die Höhner sind seit Jahrzehnten eine feste Größe im Karneval. 180 Auftritte in der Session, eigene Zirkus-Show, Träger der Willi-Ostermann-Medaille, 34 Studioalben, über 40 Chart-Platzierungen. In diesem Jahr landeten sie mit „Prinzessin“ wieder einen absoluten Sessions-Hit. 2022 feierte die Band 50-jähriges Bühnenjubiläum.

Schon stimmt der Text vom Höhner-Klassiker „Mir jeiht et jot“ wieder. Die Karnevalsband Miljö ist noch auf der Bühne. Zeit zum Durchatmen. Bassgitarrist Freddi Lubitz, der genau wie seine Band-Kollegen Edin Čolić und Patrick Lück erst 2021 zu den Höhnern gestoßen ist, schaut gebannt in die Menschenmasse.

Höhner-Frontmann Patrick Lück schaut beim Singen in die Kamera.

Patrick Lück ist der neue Frontmann der Höhner.

Neue Gesichter bringen neue Energie in die Kölner Band

Die Lanxess-Arena ist voll, 20.000 Menschen passen hier rein. Auf geht’s, die Höhner sind dran. „Ich bin 'ne Räuber“ spielen sie als ersten Song. Die Menge schunkelt sofort mit. Und spätestens, als Patrick die erste Zeile von „Prinzessin“ anstimmt, rasten alle aus. Man merkt den sechs Männern ihre Faszination für ein so großes Publikum an.

Für die Zuschauer sind die Höhner auch nach 50 Jahren noch der Wahnsinn. Die 20-jährige Laura, die der Band aus der ersten Reihe zujubelt, ist begeistert von den Höhnern. „Die überzeugen mich immer“, sagt sie. „Prinzessin“ ist in dieser Session ihr Lieblingslied. „Die Melodie und die Choreographie, die Patrick hinlegt, sind cool. Er bringt auch mehr Pepp rein.“

Micki Schläger, der schon seit 2015 Teil der Höhner ist, und Jens Streifling sind sehr glücklich mit der jetzigen Konstellation. „Wir haben eine gute Energie in der Band und spielen frisch auf“, sagt Jens. Freddi hat bei den Höhnern eindeutig seine neue musikalische Heimat gefunden. „Dass wir alle gemeinsam einen Einfluss auf die Musik nehmen erzeugt ein richtiges Band-Gefühl.“

Höhner-Mitglied Micki Schläger spielt Klavier.

Micki Schläger spielt bei den Höhnern Akkordeon und Klavier. Er singt „Die schönste Stroß'“.

Entspannung und Konzentration vor dem Auftritt im Maritim-Hotel in Köln

Von dem Stress, den die Höhner auf ihrem Weg zur Arena haben, spüren sie noch nichts, als sie in der Bar „Kölsche Stuff“ des Maritim-Hotels sitzen. Noch eine halbe Stunde bis zum Auftritt. Edin Čolić und Jens Streifling trinken Tee, die anderen Kaffee.

Gerade scheint hier nicht die Erfolgs-Band Höhner zu sitzen, hier sitzen sechs Freunde, die ihre gemeinsame Zeit genießen. Micki Schläger zahlt, los geht’s zu Saal I. Hohn Heiko Braun trommelt konzentriert auf einem sogenannten Drum-Übungspad, das sein Schlagzeug simulieren soll.

Dann ist es soweit: Die Höhner stellen sich auf, der Moderator sagt sie an, vor ihnen geht die Saaltür auf, Menschenmassen singen, jauchzen, kreischen. Mit den Songs, die die Höhner hier spielen, verpassen sie der Sitzung ihre ganz eigene Note. „Alles was ich will“, „Echte Fründe“ und „Prinzessin“ sorgen für jubelnde Zuschauer, zu „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ und der neuen Höhner-Ballade „Die schönste Stroß'“ schunkeln alle.

Der Wechsel von Krautmacher zu Lück funktioniert

Die Energie, von der Jens vorhin gesprochen hat, ist deutlich zu spüren. Patrick läuft über die Bühne, seine Mimik und Gestik sind unfassbar ausdrucksstark. Das Publikum kennt die Texte längst auswendig.

Zuschauer Dietmar Schaefer, der dieses Jahr Bauer im Dreigestirn seines Heimatdorfs ist, begeistern die Höhner. „Es ist klar, dass sie absolut zu den Top-Bands im Karneval gehören, immer noch.“ Der Wechsel von Henning Krautmacher zu Patrick Lück als Frontmann würde dem keinen Abbruch tun. „Patrick kommt sehr gut an. Die haben den Turnaround auf jeden Fall geschafft“, sagt der 58-Jährige.

Männer räumen eine Kiste in einen Laster ein.

Die Techniker der Höhner müssen das Schlagzeug für die Auftritte jedes Mal aus- und einräumen.

Kölner Ur-Höhner im Herzen dabei

Die Höhner wollen mit ihren Liedern Tradition und Moderne verbinden. Patrick ist überzeugt, mit „Prinzessin“ sei das gelungen. „Mit der ‚Prinzessin‘ sehen wir uns auch in der Zukunft. Wir werden versuchen, uns immer wieder neu zu erfinden und so jung und frisch zu wirken, wie wir es jetzt gerade sind.“

Micki Schläger fügt hinzu, durch die Lieder sei man auch weiterhin mit den ehemaligen Höhnern verbunden. „Die Lieder sind unsere Kinder und in unseren Kindern leben wir weiter.“ Dadurch wären Peter Werner, Janus Fröhlich und die anderen Ur-Höhner zwar körperlich nicht mehr dabei, „aber der Geist und die Kreativität bleiben“.

Die Halle Tor 2 in Köln – bis zum Ende Gas geben

Als die Höhner im Sartory ankommen, warten in der Umkleide Käsebrötchen und Suppe auf sie. Marc Metzger kommt von der Bühne zu ihnen, man unterhält sich kollegial. Patrick Lück und Micki Schläger sprechen über Fußball, Jens Streifling schlürft Suppe. Später, auf der Bühne, spielt er bei „Alles was ich will“ Saxophon – eines von neun Instrumenten, die er beherrscht.

Der letzte Auftritt für heute führt die Höhner zum Bützje Ball in Die Halle Tor 2. „Jetzt noch mal durchziehen, Männer“, ruft Patrick seinen Band-Kollegen zu. Das Publikum singt schon „Prinzessin“, als die sechs die Bühne betreten.

Jeder Auftritt ist etwas Besonderes.
Freddi Lubitz, Bassgitarrist der Höhner

Obwohl es schon halb eins ist und die Höhner hier der vorletzte Programmpunkt, tobt die ganze Halle. Patrick inszeniert die Songs fast wie ein Schauspiel. „Wow, was für ein fantastischer Chor zu so später Stunde“, bedankt er sich. Zum Abschluss schießen Kanonen Konfetti ins Publikum.

„Jeder Auftritt ist etwas Besonderes“, betont Freddi, als sie von der Bühne kommen. Die Höhner sind eben eine feste Größe. Für Laura, für die Lanxess-Arena, für den Karneval.