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Kölner KomikerBernd Stelter hat ein Sachbuch über das Älterwerden geschrieben

Lesezeit 4 Minuten
Bernd Stelter Sachbuch

Auch Bewegung gehört zum gesunden Altern dazu: Bernd Stelter.

Köln – „Mann, was für ein Opa“: Gedanken eines fast 15-Jährigen, der gemeinsam mit seiner Mutter in Unna auf dem Sofa vor dem Fernseher saß und Curd Jürgens mit seinem Lied „60 Jahre – und kein bisschen weise“ hörte. Das ist 46 Jahre her. Der Junge mit dem „Opa-Spruch“ von damals feierte im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag.

Was ihm zu der eigenen Sechs vorne eingefallen ist, erzählt Bernd Stelter in seinem neuen Buch „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“. Es ist ein Sachbuch mit autobiografischen Bezügen. Der Komiker und Autor richtet den Blick zurück, nach vorne und vor allem auf das Jetzt.

„Man wird plötzlich 60 und denkt sich: Hoppla, was ist das denn? Ich bin ja auf einmal alt. Aber das ist wunderbar. 60 zu werden, ist super“, sagt Bernd Stelter. Älterwerden sei gar nicht so schlecht, vor allem, wenn man sich die Alternative vor Augen führe.

„Ich muss niemandem mehr etwas beweisen“

Die Stelter-Hochrechnung fällt positiv aus. Er hat keinen Stress in der Partnerschaft. „Ich bin seit 30 Jahren glücklich verheiratet. Ich brauche nicht nachts durch die Kneipen und Bars zu ziehen, um nach einer jüngeren Frau Ausschau zu halten. Meine Frau ist jünger als ich.“ Der familiäre Stress ist weg. Die Kinder sind aus dem Haus, stehen mit beiden Beinen im Leben und haben tolle Jobs. Tochter Judith ist Lehrerin, Sohn Tim ist Weinküfermeister.

Auch der berufliche Stress ist vorbei. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Mir selber schon mal gar nicht. Ich stehe seit über 30 Jahren auf der Bühne, war 20 Jahre im Fernsehen präsent. Zehn Jahre bei „7 Tage, 7 Köpfe“ und zehn Jahre beim „NRW-Duell“.

Fröhlich ins dritte Drittel des Lebens

Nun gehe es darum, mit 60 fröhlich das dritte Drittel des Lebens zu gestalten. Wie das gelingen kann, ist die Grundidee des Buches. „Die Leser sollen Spaß beim Lesen haben und gerne ein paar Kniffe und Tipps für sich selber finden. Das wäre toll“, sagt Stelter. Mit viel Vergnügen liest man, mit welchen Ideen und Plänen er barrierefrei Neunzig werden möchte.

Die großen Themen kennt man. Es gilt körperlich und geistig fit zu bleiben. Dazu gehören Bewegung, Lernen, Lachen und soziale Kontakte. „Ich habe für das Buch sehr viel recherchiert. Und mit einigen Experten gesprochen. Das war mir wichtig. Ich wollte nicht so tun, als ob ich alles wüsste.“

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An den Gesprächen mit diesen Profis lässt der Kabarettist und Karnevalist seine Leserschaft teilhaben. So antwortet Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln, auf die Frage, ob man für das dritte Drittel noch neue sportliche Ziele in Angriff nehmen kann. „Ja natürlich. Das Leben muss doch spannend bleiben. Wissen Sie, ich finde, es ist ein erstrebenswertes Ziel, mit 99 von einem eifersüchtigen Ehemann in flagranti erstochen zu werden.“

Manfred Lütz, Psychiater, katholischer Theologe und Buchautor, rät zur Gelassenheit: „Nicht aggressiv sein, nicht neidisch sein, sich nicht ärgern. Das Wichtigste ist: Man muss vorher den Entschluss fassen, diese Verhaltensweisen aus seinem Leben zu verbannen“, sagt der ehemalige Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Porz.

Das tun, was einem Spaß macht

Stelter hat angefangen, Niederländisch zu lernen. Das klappt nach eigener Einschätzung ganz gut. Seine Versuche beim Jonglieren weniger. „Man soll ja etwas machen, was einem liegt und Freude macht. Und nein, Jonglieren macht mir nicht wirklich Spaß. Da muss ich mir etwas Neues suchen, was mich anspricht.“ Ein Volltreffer war dagegen der Kurs zur Ausbildung zum Junior-Sommelier.

„Mein Sohn ist Sommelier, ich nun Junior-Sommelier. Das ist genau mein Humor.“ Egal, was er macht, es soll stressfrei und mühelos sein. Merke: Gehen ist müheloser als Joggen. Mit dem E-Bike lacht man dem Gegenwind ins Gesicht. Mit einem herkömmlichen Fahrrad ist es umgekehrt.Für Bernd Stelter, der im April 61 Jahre alt wird, steht mit Blick auf das dritte Drittel fest: „Ja, ich freue mich! Ich freue mich auf das, was da kommt. Auf das Behalten und das Loslassen.“Bernd Stelter: „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“, 224 Seiten, Verlag Lübbe, 20 Euro