Eine Befragung hat ergeben, dass Kölner immer öfter auf ihr Auto verzichten. Verkehrsdezernent Egerer leitet daraus einen Auftrag ab.
Neue Studie zum VerkehrsverhaltenKölner nutzen Autos deutlich seltener als noch vor fünf Jahren – Fahrräder inzwischen gleichauf
„Die viel zitierte Verkehrswende ist kein Mythos“, sagte Verkehrsdezernent Ascan Egerer am Mittwoch, als er stolz die Auswertung einer Befragung aus dem vergangenen Herbst vorstellte. Demnach legen die Kölnerinnen und Kölner nur noch jeden vierten Weg mit dem Auto zurück. Bei der letzten vergleichbaren Befragung aus dem Jahr 2017 waren es noch 35 Prozent, 2006 lag der Anteil bei 43 Prozent. „Wir sind durchaus überrascht davon, wie deutlich die Ergebnisse ausfallen“, so Egerer weiter. „Ich hätte das nicht erwartet.“ Verstärkt wird der Befund noch dadurch, dass die Menschen in Köln insgesamt rund zehn Prozent weniger Wege zurücklegen, im Schnitt 3,2 pro Tag.
Allerdings berücksichtigt die Befragung, die das Nürnberger Unternehmen „PB Consult“ durchgeführt hatte, nicht die Pendler, die sich auch auf Kölner Stadtgebiet fortbewegen. Das Unternehmen hat 57.000 Kölner Haushalte in allen Stadtbezirken adressiert, insgesamt 6092 Haushalte und 11.426 Kölnerinnen und Kölner haben letztlich an der Befragung teilgenommen. In dieser haben sie ihre Verkehrsnutzung an einzelnen Tagen genau dokumentiert.
KVB-Nutzung eingebrochen: „Die Pandemie hatte deutlichen Einfluss“
Zwei Verkehrsmittel haben im Vergleich zu 2017 deutlich zugelegt: 33 Prozent der Wege werden zu Fuß zurückgelegt, fünf Jahre zuvor waren es noch 26 Prozent. Einen ähnlichen Anstieg gibt es beim Radverkehr: Für genau ein Viertel der Wege nutzen Kölnerinnen und Kölner das Fahrrad, 2017 waren es 18 Prozent. Damit liegen Auto und Fahrrad – im Vergleich der Zahl zurückgelegter Wege – inzwischen gleichauf. Der rückläufige Trend, der beim Autoverkehr zu beobachten ist, gilt allerdings auch für den öffentlichen Verkehr. Bus und Bahn haben die Befragten nur in 17 Prozent der Fälle genutzt (2017: 21 Prozent).
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Dies führt die Stadt vor allem auf einen Grund zurück: Die Corona-Pandemie. „Die Pandemie mit ihren Auswirkungen hatte deutlichen Einfluss“, sagt Christian Dörkes, stellvertretender Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, über die Gesamtbefragung. „Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs ist durch Corona eingebrochen und noch nicht zurück auf dem vorherigen Niveau. Die Fahrzeuge sind leerer.“ Dörkes vermutet weiterhin Vorbehalte wegen des engen Kontakts und möglicher Infektionen innerhalb der Straßenbahnen. Im Befragungszeitraum vom 25. Oktober bis zum 24. November 2022 galt noch die Maskenpflicht in Bus und Bahn – laut Dörkes könnte dies einige Menschen von der Nutzung abgehalten haben.
Ehrenfeld bei Fahrrad-Nutzung ganz vorne
Und die Krisenlage der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), bei denen schon im Herbst wegen des hohen Krankenstandes vermehrt Fahrten ausfielen? Ist aus Sicht von Egerer kein Hauptgrund für den Einbruch. „Der rückläufige Trend im Zuge von Corona geht durch die gesamte Branche“, sagte er. Das Befragungsunternehmen, das auch in anderen Städten zur Mobilitätsentwicklung forscht, bestätigte diese Einschätzung. „Ja, es gab schon im Befragungszeitraum Probleme mit Fahrausfällen. Das ist auch ein Punkt, der im Vergleich zum Pandemie-Effekt aber deutlich weniger Einfluss hat.“
Deutliche Unterschiede gibt es der Befragung zufolge zwischen den Stadtteilen. In Ehrenfeld ist der Fahrrad-Anteil mit 37 Prozent am höchsten, in Chorweiler mit 16 Prozent am niedrigsten. Beim öffentlichen Verkehr liegt Kalk mit 24 Prozent vorne, Porz mit 13 Prozent ganz hinten. Die Unterschiede bei den zu Fuß zurückgelegten Wegen sind überschaubar, der Anteil liegt in allen Bezirken zwischen 29 und 38 Prozent. Auto-Spitzenreiter ist Chorweiler mit 39 Prozent, auf dem letzten Platz liegt Ehrenfeld (17 Prozent).
Stadt Köln will Autos weiter zurückdrängen
Die Stadt zieht aus den Ergebnissen verschiedene Rückschlüsse. Zum einen sieht sie sich darin bestärkt, die Autos weiter zurückzudrängen. Die jüngst beschlossene Erhöhung des Anwohnerparkens, das ab 2024 bis zu 390 Euro pro Jahr kostet, soll diesem Ziel dienen. Vor allem geht es der Stadt darum, nun auch die Zahl der zugelassenen Pkws zu reduzieren. Es brauche aber auch mehr Alternativangebote, „damit die Pkw-Besitzquote der Nutzungsquote folgt“, heißt es in einer Präsentation zu den Zahlen.
Ascan Egerer versteckte die Ambitionen, die er mit Blick auf die Zahlen hegt, nicht. Er werde sie „absolut“ als Argument dafür nutzen, eine konsequente Verkehrswende im Gespräch mit der Politik und innerhalb der Stadtspitze zu verteidigen. Es gebe eine Nachfrage, die bedient werden müsse. „Der Weg der eingeschlagenen Maßnahmen fruchtet“, sagte der Verkehrsdezernent.