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„Köln bekommt es nicht hin“Open-Air-Veranstalter streicht die Segel – Von Bülow sauer

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Konzerte auf Distanz möglich: die Summer Stage im Kölner Jugendpark.

Köln – Brigitta von Bülow ist „erschüttert, ärgerlich und enttäuscht“. Köln „bekomme es nicht hin“, in Corona-Zeiten Open-Air-Veranstaltungen „schnell und unbürokratisch zu ermöglichen“.

Konkreter Anlass für die Äußerung der grünen Bürgermeisterin: Die Summer Stage und das „At The B-Sites“-Festival im Jugendpark findet in diesem Sommer nicht statt. Jens Ponke und das Veranstaltungsbüro Planbar Productions haben die Notbremse gezogen und ihre Planungen abgebrochen. Grund: Es fehle die Planungssicherheit. Konkret geht es um zu späte finanzielle Zusagen für zu lange, zu teure, zu komplizierte Genehmigungsverfahren für Open-Air-Veranstaltungen seitens der Stadt. Dabei hätten sie die Saison seit dem vergangenen Jahr geplant, seit Januar konkret vorbereitet. „Wir können nicht einschätzen, ob es an der fehlenden politischen Direktive lag oder an der Verwaltung, die angesichts der Ausnahmesituation nicht wirklich lösungsorientiert agieren konnte“, erklärt Ponke diplomatisch.

Brigitta von Bülow: „Eine Missachtung der Kölnerinnen und Kölner“

Das Problem liege nicht bei Sachbearbeitern. Man habe zum Kulturamt und zur Stabstelle Events ein sehr gutes Verhältnis, man könne auch der Bauaufsicht konkret keinen Vorwurf machen. „Alle gemeinsam hätten wir rechtzeitig einen anderen Verfahrensweg wählen müssen.“ Das jetzige Verfahren der dauerhaften Baugenehmigung sei in der Kürze der Zeit nach den Corona-Lockerungen nicht umsetzbar. Es würden Brandschutzgutachten, Architektenpläne und vieles mehr verlangt. „Das ist so komplex wie kostspielig. Für dieses Verfahren hatten wir im Januar kein Geld, und als die öffentlichen Mittel, mit denen wir es finanzieren konnten, kamen, war der Zeitdruck schon enorm hoch.“

Brigitta von Bülow

Dass es „Köln“ nicht hinbekommt, erklärt dazu Brigitta von Bülow, zeige „eine Missachtung der Kölnerinnen und Kölner in ihrem Bedürfnis Kunst und Kultur zu erleben“, eine Missachtung der Künstlerinnen und Künstler, der Veranstaltenden und Kreativen, sowie der Politik und ihrer politischen Beschlüsse, „die seit mehr als einem Jahr Rahmenbedingungen für Open-Air-Veranstaltungen beschlossen und geschaffen haben, die viel zu wenig umgesetzt wurden. Alle sind dabei die Verlierer.“

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Bleibt die Frage: Wer eigentlich ist dieses „Köln“? Ist es die Verwaltung? Ist es die Oberbürgermeisterin? Ist es das Ratsbündnis? Diese Fragen wollte auch der Ausschuss Kunst und Kultur des Stadtrats auf seiner Sitzung am Dienstag geklärt wissen. Denn auch die SPD erklärte auf der eigens einberufenen Aktuellen Stunde ihr „vollständiges Unverständnis“ des Kölner Genehmigungsdesasters und forderte ein „proaktives Genehmigungsverfahren“.

Der Kulturausschuss tagte coronabedingt im Lichthof des Rathauses. Das ist ein hoher, glasgedeckter Saal, in dem vier Lautsprecher für ein kakophonisches Open-Air-Klangerlebnis der besonderen Art sorgen. Die hinter Atemmasken Stellung nehmenden Ämtervertreter ließen hören, „wir tun alles, was möglich ist“. Ein anderes Statement: „Ich kann das Problem nicht lösen, aber erklären.“ Ausschuss-Mitglieder bestätigten auf Anfrage, sie hätten selbst kaum verstanden, was da gesagt wurde. Kurzum: Aus rein emissionsschutzrechtlichen Gründen hätte Köln auch diese Ausschutzsitzung eigentlich nicht genehmigen dürfen.

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Planbar Productions hätte sein Open-Air-Programm indes sehr gerne angeboten. „Wir wurden ja von Stadt und Politik sehr unterstützt, diesen Spielort wieder zu schaffen und ein Angebot für die Szene zu organisieren.“ Im letzten Jahr habe man Auftritte von 40 Bands ermöglicht. „Wir sind selbst überrascht, dass wir vor solchen Schwierigkeiten stehen“, sagt Ponke. Der Jugendpark sei ja veranstaltungstechnisch relativ einfach zu erschließen und sei hunderte Male abgenommen worden. „Wir hätten Kopfhörer-Konzerte mit allen notwendigen Corona-Sicherheitsmaßnahmen organisiert.“

Die Klubkomm sammelt nun Erfahrungsberichte aus anderen Städten. In Berlin seien 15 Freiflächen Kollektiven zur Verfügung gestellt worden. „Das ging offenbar einfacher als in Köln. In anderen Städten gibt es zum Teil deutlich mehr Flächen, die für Pop-up-Veranstaltungen zur Verfügung stehen“. Den Mangel an genehmigungsfähigen Open-Air Flächen in Köln bestätigte im Kulturausschuss auch das Kölner Kulturamt.Für die Freiluftveranstaltungen, die allen Hürden zum Trotz in Köln durchführbar sind, kündigten die Ratsfraktionen von Grünen, CDU und Volt einen Antrag an: Die AWB möge zusätzliche Reinigungsleistungen auf 15 ausgewählten Grünflächen und Plätzen erbringen. Auch sollen weitere mobile Toiletten aufgestellt und regelmäßig gereinigt werden. Bleibt abzuwarten, ob Köln – wer immer das ist – es hinbekommt.