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Kölner Paar im Video-Interview„Viele haben gefragt, warum wir zurückgekommen sind“

Lesezeit 4 Minuten
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Die Kölner Alina Gessel und Giuseppe Di Stefano im KStA-Live-Gespräch mit Chefkorrespondent Joachim Frank.

  1. Das Paar aus Köln, das vorrübergehend in Kolumbien gestrandet war, ist sicher zurück in ihrer Heimat.
  2. Di Stefano und Gessel hatten von feindseligen Reaktionen berichtet, mit denen sie zu tun hatten – aber auch sehr vielen hilfsbereiten Menschen.
  3. Ihre Heimreise wurde unter anderem durch die Hilfe der katholischen Kirche möglich.
  4. Im 15-minütigen Video erzählen sie von ihrer abenteuerlichen Rückreise, die nur durch viele Menschen, die zusammengearbeitet haben, möglich war. Und wie es für die Hebamme und ihren Freund jetzt weitergeht.

Köln – Die Erleichterung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Strahlend erzählen Giuseppe Di Stefano und seine Freundin Alina Gessel am Sonntag in Köln vom Ende ihrer Kolumbien-Reise, auf der sie wegen einer landesweiten Corona-Ausgangssperre in einem Küstendorf an der Grenze zu Panama festgesessen hatten.

Als sie am Freitag auf dem Flughafen der kolumbianischen Hauptstadt Bogota nach stundenlangem Warten ihre Tickets für den Heimflug hatten, da erst hätten sie gewusst: Wir haben es geschafft, sagt der 32 Jahre alte Kölner.

Seine 33 Jahre alte Freundin ergänzt: „Der Moment, in dem der Mann von der deutschen Botschaft zu mir sagte, »Sie können jetzt durchs Gate«, das war einfach unglaublich.“

„Ohne die Kirchen-Leute hätten wir es nicht geschafft"

Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und des deutschen Konsulats in Bogota, vor allem auch mit Hilfe der katholischen Kirche hatte das Paar sein Urlaubsdomizil Sapzurro verlassen können, das unversehens zu einer Art Gefängnis geworden war. „Ohne die Leute von der Kirche hätten wir es nicht geschafft“, sagt Gessel.

Wieder zu Hause in Köln: Alina Gessel und Giuseppe Di Stefano

Der Ortspfarrer, Padre Leonidas, und der Bischof von Apartado, einer Großstadt mit 200.000 Einwohnern in der Region Urabá, sorgten für den Transfer in die Großstadt Medellin. „Das Besondere war: In einem Auto der Kirche und mit dem Chauffeur des Bischofs hat uns keiner aufgehalten. Wir wurden überall durchgewinkt und brauchten nicht einmal den Passierschein des deutschen Konsulats vorzuzeigen“, erzählt Di Stefano.

In Medellin standen Busse der Botschaft bereit, um ausreisewillige Deutsche nach Bogota zu bringen. Von seinem Urlaubsort im entlegenen Hinterland bis nach Medellin hatte sich das Paar selbst durchschlagen müssen. Padre Leonidas, fuhr Di Stefano und Gessel zunächst in Bischofsstadt Apartado.

„Dort durften wir eine Nacht im Bischofshaus schlafen und bekamen auch zu essen.“ Als Bischof Hugo Alberto Torres Marín und Padre Leonidas erfahren hätten, dass ihre Gäste just an diesem Tag ihr Sechsjähriges begingen, hätten sie „eine Flasche nach der anderen für uns aufgemacht“, sagt Di Stefano lachend. „Wer kann das schon von sich behaupten, zu so einem Jubiläum mit einem Bischof und einem Pfarrer Rotwein getrunken zu haben?“

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Die beiden Kölner zeigten sich in der Rückschau berührt von der selbstlosen Hilfe der Kolumbianer. „Da sieht man, dass die Leute eigentlich sehr, sehr nett und hilfsbereit sind. Aber jetzt war es auch für sie eine Ausnahme-Situation.“

Dank an den „Kölner Stadt-Anzeiger"

Und dann ein Wort des Dankes auch an den „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ohne Ihre Verbindung zu den katholischen Hilfswerken Adveniat und Misereor mit deren Kontakten in die Region hätten wir es auch nicht geschafft."

Von ihrem ersten Kolumbien-Besuch 2019 waren die beiden so begeistert gewesen, dass sie unbedingt noch einmal hinwollten. „Diesmal haben wir ein anderes Land erlebt. Wir haben uns nicht mehr willkommen gefühlt, weil die Leute Angst hatten, Angst vor Corona.“

Vor ihrer Hinreise hätten sie sich noch eingehend informiert, versichern die beiden. „Es gab zu dieser Zeit noch keine Reisewarnung, keine Bedenken des Reiseveranstalters oder der Fluggesellschaft – und in Kolumbien keinen einzigen bestätigten Infizierten. Wir sind guten Gewissens hingeflogen, betont Di Stefano.

Gessel ergänzt: „In der ersten Woche nach unserer Ankunft war noch alles wie im vorigen Jahr. Die Menschen waren auf den Straßen, tanzten Salsa, tranken ihren Rum. Später hörten wir, dass der erste Infektionsfall am 8.  März bestätigt wurde – einen Tag nach unserer Ankunft.“

Für die beiden Vielreisenden sei es der erste Urlaub gewesen, auf dem sie selbst Feindseligkeiten erlebt hätten. „Das ist mir auch deshalb so nahe gegangen, weil ich gedacht habe, wie sich wohl die Flüchtlinge bei uns in Deutschland fühlen müssen“, sagt Gessel.

Auf ihrem Trip der besonderen Art haben die beiden nach eigenen Worten sehr viel gelernt: „Wenn man jeden Tag die letzten Pesos umdrehen und den Apfel für umgerechnet 50 Cent liegen lassen muss, weil einem der zu teuer ist, das ist schon ein sehr, sehr eigenartiges Gefühl“, sagt Di Stefano.

Da die Geldautomaten in der Umgebung nicht mehr zugänglich und Auslandsüberweisungen unmöglich waren, war ihnen das Bargeld ausgegangen. „Man wird plötzlich viel achtsamer und dankbar für die Ressourcen, die einem zu Hause wie selbstverständlich zur Verfügung stehen.“

Obwohl Kolumbien nicht als Corona-Risikogebiet eingestuft ist, wollen die beiden Rückkehrer zunächst vorsorglich in Quarantäne bleiben und sich beim Gesundheitsamt erkundigen, wie sie weiter vorgehen sollen. „Vielleicht“, überlegt Gessel, „bekomme ich als Hebamme mit systemrelevantem Job ja auch einen Schnelltest.“ Denn eigentlich würde sie jetzt gern wieder arbeiten.