AboAbonnieren

Diskussionsreihe Kölner PerspektivenWie die Stadt Köln widerstandsfähiger werden kann

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Experten auf der Bühne.

Mehr Hitze, stärkere Regenfälle und wie sich die Stadt wappnen kann – darüber wurde im Wallraf-Richartz-Museum diskutiert.

Im Wallraf-Richartz-Museum diskutierten Experten über die Herausforderungen, vor die der Klimawandel die Stadt Köln stellt.

Mehr Hitze, stärkere Regenfälle, eine wachsende Bevölkerung. Städte stehen vor enormen Herausforderungen, die vor allem der Klimawandel diktiert. Meteorologe Karsten Schwanke erwartet für Köln ab 2070 bis zu 45 „Wüstentage“ pro Jahr mit Temperaturen von mehr als 35 Grad. Gleichzeitig sind Regenereignisse in der Lage, ganze Regionen zu zerstören, wie sich gerade wieder in Spanien gezeigt hat. Was können also Städte tun, um die Folgen für die Bewohner abzumildern? Wie können Städte resilienter werden, also Belastungen besser aushalten?

Karsten Schwanke gehörte zu den Experten, die sich dazu in den vergangenen Monaten im Rahmen der „Kölner Perspektiven“ austauschten, ein mehrteiliges Diskussionsformat im Wallraf-Richartz-Museum, das von der Stadt Köln und weiteren Partnern wie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ organisiert wird. Nicht nur der Klimawandel stand dabei im Fokus, sondern auch technische Möglichkeiten durch Digitalisierung und innovative Formen des Stadtumbaus. Denn auch die Mobilitätswende hin zu weniger CO2-Emissionen will gemeistert sein.

Bahnhofsplatz Mülheim und Verkehr auf den Ringen sind Negativbeispiele

Der Anpassungsdruck ist groß, „die Städte werden sich verändern müssen“, sagte Anja Bierwirth vom „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“ jetzt zum Einstieg in den Kölner Diskurs, der abschließenden Diskussionsrunde für 2024. Orte, wo in Köln Regenmengen nicht versickern können und Asphaltwüsten die Hitze verstärken, gibt es genug. An diesem Abend gehörten Fotos vom Mülheimer Bahnhofsvorplatz oder vom Verkehr auf den Ringen zu den Negativ-Beispielen. Grünflächen und Bäume statt Beton sind ein Teil der Lösung.

Laut Anja Bierwirth sei schon viel gewonnen, wenn sich Städte auf die Bereiche konzentrierten, die besonders von Hitze und Überschwemmungsgefahr betroffen seien und wo die meisten Menschen darunter zu leiden hätten. Außerdem müssten öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser energetisch besser gegen hohe Temperaturen gewappnet werden. Der Investitionsstau in Deutschland sei immens, aber „hitzefrei ist kein Dauerzustand“, so die Expertin: „Kinder werden in ein Zuhause geschickt, das sich eventuell in einem noch schlimmeren Zustand befindet als die Schule.“

Kölner Stadtentwicklungsdezernent plädiert für mehr Ruhe und Maß

„Es gibt unglaublich viele Themen, die gleichzeitig bewältigt werden müssen“, so der Kölner Wirtschafts- und Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack. Dennoch sei mehr Gelassenheit nötig: „Man strebt hier nicht nur 100 Prozent an, sondern 110 Prozent“, monierte Haack. Es fehle an Ruhe, Maß und Mitte. Bart Brands, Landschaftsarchitekt und Miteigentümer des niederländischen Büros „Karres en Brands“, schlug „weniger Richtlinien und ein bisschen mehr Experiment“ vor. Doch das scheint leichter gesagt zu sein, als getan. „Es ist nicht so einfach, irgendwo einen Baum hinzustellen“, sagte Andree Haack.

Leitungen im Erdreich wollen beachtet sein, Feuerwehrwege ebenfalls. Auch auf die Frage, wie eine klimagerechtere Umwandlung der riesigen Bestandsquartiere mit ihren zahlreichen Eigentümern organisiert werden soll, habe er noch keine Antwort. Die Gesetzgebung scheint einer nachhaltigen Stadtentwicklung eher im Weg zu stehen. In der Novelle des Baugesetzbuchs spiele Klima-Resilienz keine Rolle mehr, kritisierte Frauke Burgdorff, Beigeordnete für Planung, Bau und Mobilität der Stadt Aachen.

Die Umsetzung wichtiger Ziele sei nicht selten eine „komplexe Managementaufgabe“, so Burgdorff. Dabei seien die Voraussetzungen für eine Anpassung an den Klimawandel in Köln eigentlich gut, meinte Andree Haack. Es gebe den Rhein als kühlenden Fluss, die Grüngürtel und „Kölnerinnen und Kölner, die ihre Stadt verändern wollen“.