Fahrradfahren, Fleischverzicht oder Mülltrennung - was tun die Menschen in Köln, um das Klima zu schützen? Wir haben uns umgehört.
Beitrag, Forderungen und WünscheWas tun Kölner gegen den Klimawandel?
Am Aachener Weiher sitzt Paul Ranscht mit einem Freund auf einer Bank. Eigentlich würden sie sich im Freundeskreis nicht über Klimaschutz unterhalten, erklärt der 18-Jährige:„Wir haben ganz andere Themen und ehrlich gesagt, beschäftige ich mich ansonsten auch nicht mit dem Thema.“ Sie würden aber darauf achten, dass sie keinen Müll in der Natur liegen lassen, ergänzt Pauls Freund. Mülltrennung und sparsame Nutzung des Autos, das seien die Dinge, die er für das Klima tue. Mit seinen Eltern teilt sich Paul ein Auto, meist fahre er aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder gehe zu Fuß. Kein Fleisch zu essen könne er sich nicht vorstellen: „Ich esse super gerne Fleisch, da kann ich nicht drauf verzichten.“
Heike genießt auf den Stufen am Aachener Weiher in der Sonne ihre Mittagspause. Ihr Auto hat sie verkauft, zum einen aus Kostengründen, zum anderen, weil die Parkplatzsituation in Köln so schlecht sei und sie generell sehr selten das Auto genutzt habe. Seitdem sei sie mit dem Fahrrad, der KVB und der Deutschen Bahn unterwegs. „Es ist aber eine Herausforderung, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich anzukommen. Am besten, man fährt immer einen Tag früher los“, scherzt sie. Um ihre Familie in Westfalen zu besuchen, sei sie mehr als sechs Stunden mit der Bahn unterwegs gewesen - mit dem Auto benötige sie nur zwei Stunden.
Besonders ärgert Heike, dass oft Autos auf Fahrradwegen parken würden oder so groß seien, dass sie die Radwege versperren. Aus ihrer Sicht reicht es nicht aus, wenn sich einzelnen Personen für den Klimaschutz engagieren. Stattdessen brauche es konkrete politische Regelungen und Gesetze. Aktuell werde noch zu wenig für den Klimaschutz getan. „Mit den ganzen Krisen und Kriegen gerät der Klimaschutz leider in den Hintergrund.“
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Sie selbst verzichte fast komplett auf Fleisch. „Wenn ich mal Fleisch esse, will ich auch etwas Vernünftiges haben“, meint sie. Heike kaufe dann nicht beim Discounter, sondern nur hochwertiges Fleisch aus guter Haltung.
Mittagspause haben auch Nora, Lina und Henni auf dem Universitäts-Gelände. Die drei Studentinnen versuchen, nur Mehrweg-Verpackungen zu verwenden. „In der Mensa zahlt man mittlerweile sogar drauf, wenn man Einweg-Geschirr nimmt“, erzählt Nora. Sie nutze außerdem gerne die Pfandboxen vom Studierendenwerk, um Essen zu transportieren. Die seien zudem auslaufsicher. Die drei Studentinnen sind vor allem mit dem Fahrrad in Köln unterwegs. Mit den Radwegen in der Stadt ist Lina allerdings nicht zufrieden: „Es hat sich zwar schon etwas verbessert, aber man merkt, dass Köln als Autostadt gebaut wurde.“
Henni erzählt, sie fahre Rad und fliege möglichst selten. Das sei gar nicht immer einfach, Züge seien oft sehr teuer, zudem sei es mitunter aufwändig, sich eine Reiseroute zusammenzustellen. Wenn sie doch mal ins Flugzeug steigt, dann nie für ein Wochenende, sondern nur für eine längere Reise. Einmal in fünf Jahren gönne sie sich das etwa.
Anja Bettenworth und Jürgen Hammerstedt sind auf dem Rückweg von ihrer Mittagspause. „Eigentlich mache ich wenig fürs Klima“, sagt Hammerstedt. Er wohne zwar nicht weit von seinem Arbeitsplatz entfernt, aus Bequemlichkeit fahre er aber meist mit dem Auto. „Ich fahre nur Fahrrad, ich habe gar kein Auto“, sagt seine Kollegin Anja Bettenworth. Das allerdings weniger aus Klimaschutzgründen, sondern weil sie ungern Auto fahre und mit dem Fahrrad im Alltag besser zurecht komme.
Um des Klimas wegen auf Fleisch zu verzichten, kommt für beide nicht in Frage. „Es gibt bei uns eine lange Kochtradition mit herrlichen Fleischgerichten“, meint Jürgen Hammerstedt. Vegane oder vegetarische Ernährung habe eine viel kürzere Tradition. Anja Bettenworth möchte auch nicht ganz auf Fleisch zu verzichten: „Das ist mir zu unausgewogen.“ Vor einigen Jahren sei bei ihr Eisenmangel festgestellt worden. Für Bettenworth sei klar gewesen, dass Fleisch mit hohem Eisenanteil ihr helfen könne, ohne Tabletten zu leben. Sie frage sich außerdem, ob hochverarbeitete Fleischersatzprodukte wirklich klimafreundlicher als regionales Fleisch aus Biohaltung sind. „Ich würde lieber weniger, hochwertiges Fleisch als nur Ersatzprodukte essen.“
Die Studentinnen Lisa und Eva sind mit ihren Fahrrädern unterwegs. So wie fast immer. Zum einen aus Klimagründen, sagt Lisa, aber sie findet das Rad auch „viel bequemer“, zudem bekomme sie so etwas „Alltagsbewegung“. Eva habe zwar darüber nachgedacht, sich einen Motorroller anzuschaffen, mit dem Fahrrad könne sie aber problemlos Strecken bis sieben Kilometern zurücklegen. „Was will man in der Stadt überhaupt mit einem Auto, wenn man noch gut zu Fuß ist?“ Ihr wichtigster Klimaschutzbeitrag sei, auf Fleisch zu verzichten.
Eva und Lisa wünschen sich, dass mehr für Fahrradfahrer getan wird. Als Studierende nutzt sie ein Deutschlandticket. Um ein Fahrrad im Zug oder in der Bahn mitnehmen zu können, müssen sie allerdings ein zusätzliches Fahrradticket kaufen. „Man hat außerdem das Gefühl, dass man nicht wirklich willkommen in der Bahn ist“, meint Lisa. Oft sei es zu voll, um das Rad zu transportieren.