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Kfz-ZulassungenWarum es in Köln trotz Verkehrswende so viele Autos gibt wie nie zuvor

Lesezeit 3 Minuten
Blick Richtung Dom und Innenstadt auf den Autobahntunnel in Köln-Kalk

Stau auf der Kölner Stadtautobahn mit dem Dom im Hintergrund

Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik hat die Daten für das Jahr 2024 ausgewertet. Demnach sind in Köln 496.526 Pkw angemeldet.

Die Zahl der in Köln zugelassenen Kraftfahrzeuge hat im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Die Stadt Köln hat insgesamt 591.180 Kfz offiziell erfasst – so viele wie nie zuvor. Darunter befanden sich 496.526 Pkw, von denen 407.504 privat und 89.022 gewerblich genutzt wurden. Das geht aus einer aktuellen Veröffentlichung des Amts für Stadtentwicklung und Statistik hervor.

In einer anderen Abteilung der Kölner Stadtverwaltung dürfte diese Statistik auf wenig Gegenliebe stoßen. Verkehrsdezernent Ascan Egerer hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Verkehrswende zu beschleunigen und Autofahrer zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel zu bewegen. Grundsätzlich funktioniert das auch. Eine Befragung aus dem Jahr 2022 ergab, dass die Kölnerinnen und Kölner nur 25 Prozent aller Wege mit dem Auto zurücklegen. 2017 waren es noch 35 Prozent, 2006 waren es 43 Prozent.

Autofahrer legen jedes Jahr weniger Kilometer zurück als im Jahr davor

Die Veränderung im Verhalten ist also deutlich erkennbar. Und dennoch nimmt die Zahl der Autos in Köln jedes Jahr weiter zu. Wie kommt dieser Widerspruch zustande? Experten wie Roman Suthold vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und Ralph Herbertz vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sind sich einig, dass die Zahl der Fahrzeuge zwar stetig zunimmt, die Autofahrerinnen und Autofahrer damit aber jedes Jahr weniger Kilometer zurücklegen als im Vorjahr. Das bestätigt auch das Kraftfahrtbundesamt.

Viele Autos stehen demnach über längere Zeit unbenutzt auf Parkplätzen oder am Straßenrand, tatsächlich unterwegs sind sie selten. Hinzu kommt, dass die Zahl der Wohnmobile in den vergangenen Jahren zugenommen hat, ein Effekt der Corona-Pandemie. Die Fahrzeuge sorgen für höhere Zulassungszahlen, ihre Besitzer bewegen sie allerdings vergleichsweise selten.

Doch warum leisten sich Menschen ein Auto, das im Unterhalt auch Kosten verursacht, wenn es nicht gefahren wird und benutzen es dann nur selten? „Das Gefühl, ein Auto vor der Tür stehen zu haben, erfüllt ein Sicherheitsbedürfnis“, sagt VCD-Experte Herbertz. Die schwierige Situation der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) mit einem Mangel an Personal und unsicheren Fahrplänen trage dazu bei, sich gegen mögliche Ausfälle absichern zu wollen. 

Ein weiteres Problem sei der zu langsame Ausbau der Schienennetze, das betreffe neben den Stadtbahntrassen der KVB auch das S-Bahn-Netz. So fehle etwa ein S-Bahn-Angebot, um aus Brühl und Bonn nach Köln zu gelangen. „Andere Regionen, wie zum Beispiel Hamburg, haben deutlich bessere Schienennetze als wir“, sagt Herbertz. In der Stadt gibt es zurzeit mehr Menschen mit einem Deutschlandticket als zugelassene Autos.

Zahl der Elektroautos hat in Köln um 40 Prozent zugenommen

Auch die ausreichende Verfügbarkeit von Schulen und Kinderbetreuung, die sich in der Nähe des eigenen Wohnorts befinden, spiele eine Rolle. „Umso näher die Kita oder die Schule sind, desto eher benötige ich kein Auto, um dort hinzufahren“, sagt Herbertz. Seiner Ansicht nach seien es viele kleine Bausteine, die dazu führen, dass sich Menschen ein Auto kaufen.

„Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn der öffentliche Nahverkehr ordentlich ausgebaut wird“, sagt ADAC-Experte Roman Suthold. In Köln fehle es bei der KVB an der Zuverlässigkeit, die es in Städten wie Dresden, München und Hamburg gebe. „Da haben wir in Köln ein Riesenproblem“, sagt Suthold. Ein weiterer Faktor sei die Bequemlichkeit. Weite Wege zur Bahnhaltestelle und Busse, die nur selten fahren, seien Gründe, ein eigenes Auto besitzen zu wollen. 

Eine positive Entwicklung gebe es aber trotz steigender Zulassungszahlen, sagt Suthold. Die Anzahl der Pkw mit Elektroantrieb nahm gegenüber dem Jahr 2023 um 40 Prozent zu, es gibt nun in Köln 20.280 Fahrzeuge. Auch in die Zukunft blickt er optimistisch. „Ich gehe davon aus, dass es irgendwann wieder weniger Zulassungen geben wird, weil die jungen Menschen ihre Mobilität ganz anders organisieren“, sagt Suthold. Wer in Zukunft autonom fahrende Elektroautos über das Smartphone buchen könne, für den verliere ein eigenes Auto seinen heutigen Stellenwert.