„Besser durch Köln“ beschreibt in fünf Zielbildern eine übergeordnete Vision der Mobilität im Jahr 2035. Worum es in dem Plan konkret geht.
„Besser durch Köln“ bis 2035Das sind Kölns konkrete Ziele in der Mobilität

„Besser durch Köln“ beschreibt in fünf Zielbildern die übergeordnete Vision von der Mobilität in Köln im Jahr 2035 (Symbolbild: Barbarossaplatz).
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„Besser durch Köln“. Das dürfte der kleinste gemeinsame Nenner sein, auf den sich alle Interessengruppen einigen können, die sich mit der Zukunft der Mobilität in einer wachsenden Millionenstadt befassen müssen, aber ständig über Kreuz liegen, wenn es um die Details geht: Bahnpendler und Autofahrer, U-Bahn-Gegner und Befürworter, Fußgänger und Radfahrer.
„Besser durch Köln“ steht über dem nachhaltigen Mobilitätsplan für das Jahr 2035, dessen erste Stufe jetzt gezündet wird. Vor zwei Jahren hatte der Stadtrat das Konzept in Auftrag gegeben. Jetzt liegt die Strategie vor und soll am 3. April vom Stadtrat verabschiedet werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Welches Ziel verfolgt die Stadt Köln mit dem Mobilitätsplan?
Es geht um eine Bestandsaufnahme, die auch eine Mängelanalyse beinhaltet. Wie ist die Ausgangslage? Wo sind die größten Defizite? Wie muss die Mobilität in zehn Jahren aussehen, damit sie als klimaschonend, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig gelten kann? Klar ist: Der Verkehrssektor muss einen wichtigen Beitrag leistet, damit die Stadt Köln bis 2035 möglichst nah an das selbstgesteckte Ziel der Klimaneutralität herankommt.
Wie sieht die Strategie aus?
„Besser durch Köln“ beschreibt in fünf Zielbildern die übergeordnete Vision von der Mobilität in Köln im Jahr 2035. Eines von fünf Zielbildern lautet zum Beispiel „Ich komme gut durch Stadt und Umland: Mobilität ist schnell, zuverlässig und gut vernetzt“.
Wie soll der Kölner Mobilitätsplan konkret aussehen?
Rund 10.000 Kölnerinnen und Kölner haben sich daran beteiligt, den Mobilitätsplan mit Leben zu füllen. Dazu wurden zunächst sieben Handlungsfelder identifiziert, die sich am Ende möglichst zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen lassen: Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV, motorisierter Individualverkehr, vernetzte Mobilität, Wirtschafts- und Lieferverkehr sowie Raumplanung und Raumnutzung.
Das klingt gut, aber wie soll das gehen?
Durch klare strategische Maßnahmen: Beim Radverkehr beispielsweise ist entscheidend, ein zusammenhängendes Netz von Radwegen weiterzuentwickeln und Radpendler-Routen aus dem Umland in die Stadt auszubauen. Für den öffentlichen Nahverkehr – also vor allem für die KVB – gilt, dass mehr ringförmige Querverbindungen zwischen den Stadtteilen geschaffen werden und Nutzer nicht länger gezwungen sind, immer über die Innenstadt fahren zu müssen. Für den Autoverkehr mit der Entwicklung des Grundnetzes von Straßen mit überörtlicher Bedeutung steht die Planung schon.
Bleiben wir kurz bei der KVB. Personalmangel, Finanzprobleme, Streit um den Ausbau der Ost-West-Achse. Werden da nicht Hoffnungen geweckt, die sich nicht erfüllen lassen?
„Wir haben die Netzentwicklung des ÖPNV auf das Jahr 2035 anpassen müssen“, sagt Verkehrsdezernent Ascan Egerer. „Wir wissen natürlich, dass der Ausbau nicht schnell genug vorankommt.“ Dennoch sei es wichtig, weitergehende Perspektiven zu dokumentieren. „Beispielsweise die Linie 17 rechtsrheinisch bis Bonn. Es ist klar, dass das 2035 nicht fertig ist, sondern noch einige Jahre dauern wird“, so Egerer. Das Mobilitätskonzept stecke den Handlungsrahmen ab, innerhalb dessen man sich bewege.
Gibt es auch konkrete Ziele?
Ja. Und zwar für jedes der sieben Handlungsfelder. Beim öffentlichen Nahverkehr beispielsweise fordert der Mobilitätsplan, dass sich die Pünktlichkeit bei der Stadtbahn bis 2035 beispielsweise von derzeit 79 Prozent auf künftig 90 Prozent erhöhen muss. Die Ausfallquote soll von aktuell 6,4 Prozent auf unter zwei Prozent sinken. Für 82 Prozent der Bevölkerung soll in zehn Jahren der öffentliche Nahverkehr im Zehn-Minuten-Takt zu Verfügung stehen. Bisher sind es nur 75 Prozent.
Wie wurde die Strategie erarbeitet?
Sie ist das Ergebnis eines intensiven Prozesses, in dem die Ausgangslage sowie Chancen und Mängel analysiert wurden und anhand eines klaren Leitbildes die Ziele für zukünftige Maßnahmen entwickelt worden sind – gemeinsam mit vielen Fachleuten aus Politik, Wirtschaft, Soziales, Umwelt und den Kölnern und Kölnerinnen selbst.
Wie geht es jetzt weiter?
Ab Herbst 2025 soll der Mobilitätsplan mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden. Außerdem werden Budget, Prioritäten, Zeitplan, Ressourcenbedarf und Zuständigkeiten festgelegt und ein Evaluationskonzept erstellt. So könnte beispielsweise das Vorhaben, mehr ringförmige ÖPNV-Verbindungen zwischen den Stadtteilen zu schaffen, in der zweiten Stufe zu Verbesserungsvorschlägen für das Busliniennetz führen.
Was kostet das Projekt?
Die beiden ersten Stufen bis 2027 werden mit rund 1,4 Millionen Euro veranschlagt.
Macht Köln das alles freiwillig?
Nicht ganz. Seit Juli 2024 regelt eine neue Verordnung der Europäischen Union, dass Großstädte, die als Knotenpunkte im europäischen Verkehrsnetz gelten, bis zum 31. Dezember 2027 nachhaltige Mobilitätspläne aufstellen und verabschieden müssen. Diesem Netz gehören 432 europäische Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern an. Künftig werden EU-Fördermittel auch danach vergeben werden, ob die Städte dieses Kriterium erfüllen.