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Kölner Podcast für IntrovertierteGiulia Becker und Chris Sommer über „Drinnies“

Lesezeit 6 Minuten
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Chris Sommer und Giulia Becker sind Comedy-Autoren und leben und arbeiten in Köln.

Köln – Ein Podcast über das zu Hause bleiben: Die Kölner Comedy-Autoren Giulia Becker und Chris Sommer haben mit „Drinnies“ das perfekte Format für die Corona-Zeit geschaffen. Dabei geht es in ihrem Podcast nicht nur um das heimische Sofa, sondern viel mehr um alle Herausforderungen, die der Alltag für „Drinnies“ bereithält – also für Menschen, die sich als eher introvertiert verstehen. Rund 60.000 Hörerinnen und Hörer verfolgen jede Woche Beckers und Sommers Tipps, wie man am besten unangenehme Telefongespräche vermeidet und mit welcher Nachmittags-Fernsehsendung sich die Zeit vertreiben lässt.Im Interview erzählen beide, warum ein „Drinnie“ im Supermarkt das Gemüse zuletzt aufs Band legt, warum sie ihren Podcast als Komfortzone verstehen und wie es sich als introvertierter Mensch in Köln lebt.

Für alle, die es noch nicht wissen, klärt doch bitte noch einmal auf: Was ist überhaupt ein „Drinnie“?

Chris Sommer: Ein Drinnie zu sein, hat mehrere Aspekte. Das ist zum einen eine Person, die gerne zu Hause bleibt und eher introvertiert ist. Zum anderen kann man auch draußen drinnen sein - wenn man zum Beispiel gern allein spazieren geht oder Sport macht. Diese Leute sind dann auch Drinnies - obwohl sie draußen sind.

Giulia Becker: Das Wort ist sehr negativ konnotiert, man denkt sofort an Couchpotatos. Wir wollen damit aufräumen und zeigen: Es ist voll in Ordnung, wenn man nicht immer Party machen und mit Fremden reden will.

Über den Podcast

Seit Dezember veröffentlichen Giulia Becker und Chris Sommer an jedem „Drinnie“-Dienstag eine neue Folge ihres Podcasts auf allen gängigen Streaming-Plattformen. Humorvoll blicken sie auf das Zeitgeschehen und die Unterhaltungsbranche. In Rubriken wie dem „Introverttipp“ oder dem „Drinnie des Monats“ berichten sie von eigenen Anekdoten und denen anderer „Drinnies“ und verraten, wie sich unangenehmer Small Talk und ungeplante Telefonate vermeiden lassen. www.drinnies.de. (awe)

Was war eure Idee hinter „Drinnies“? Podcasts gibt es ja bereits wie Sand am Meer.

Becker: Wir haben auch sehr lange überlegt, ob wir es wirklich machen sollen und haben gedacht, das will doch keiner hören, es hat ja schon jeder einen Podcast. Aber wir waren dann eh zu Hause und führen halbwegs lustige Gespräche. Außerdem hatten wir das Gefühl, dass es in der Form noch nichts gibt.

Sommer: Wichtig ist da vielleicht zu sagen, dass wir den Podcast auch ohne die Pandemie gemacht hätten. Der Podcast führt über die aktuelle Situation hinaus – wir bleiben auch Zuhause, wenn keine Pandemie ist. (lacht)

Drinnies Cover

Erscheint jeden Dienstag: „Drinnies - Der Podcast aus der Komforzone“.

Worum geht es bei „Drinnies“ und welches Gefühl wollt Ihr beim Hören vermitteln?

Becker: Wir wollen einen Ort kreieren, an dem man sich wohlfühlen kann – vor allem jetzt gerade, wo man täglich mit sehr vielen Nachrichten konfrontiert ist. Es ist eine Zeit, in der wir uns selbst danach gesehnt haben, uns davon gedanklich möglichst weit zu entfernen. Der Podcast ist eine kleine Insel, deshalb sagen wir auch wir sind „Der Podcast aus der Komfortzone“. Die Leute sollen einfach eine gute Zeit haben.

Sommer: Richtig, aber ohne dass wir so tun würden, als würden wir in einer perfekten Welt leben. Das war uns wichtig, dass es echt ist – wir wollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sachen gerade in einer Schieflage sind.

Becker: Ja, und das es auch in Ordnung ist, wenn es einem scheiße geht.

Über das Podcast-Duo

Giulia Becker und Chris Sommer leben und arbeiten zusammen in Köln.Giulia Becker, geboren 1991 in der Nähe von Siegen, lebt seit 2013 in Köln. Sie erlangte Bekanntheit durch ihre Mitarbeit an Jan Böhmermanns Sendung „Neo Magazin Royale“. Für ihr Romandebüt „Das Leben ist eins der Härtesten“ (Rowohlt) erhielt sie 2019 den Debütpreis der Litcologne.Chris Sommer, geboren 1992 in der Schweiz, arbeitet als Autor für Comedy-Sendungen wie „Kroymann“, „Neo Magazin Royale“ oder die Funk-Formate „Aurel“ und „Browser Balett“. (awe)

Ihr habt selbst im Podcast gesagt, es ist gerade die beste und die schlechteste Zeit, einen Podcast zu starten. Warum?

Sommer: Es ist die beste Zeit, weil man sonst nicht viel machen kann. Man hat in seiner Freizeit neue Kapazitäten gefunden, man kann nicht raus, darum ist es eine gute Zeit für uns. Eine schlechte Zeit ist es, weil nicht so viel passiert – also erlebt man auch nicht so viel, wovon man im Podcast erzählen könnte.

Becker: Wir versuchen deswegen lustige Rubriken zu entwickeln und erzählen viel von Dingen, die wir in der Vergangenheit erlebt haben, aber man muss schon sehr einfallsreich sein, um gerade etwas auf die Beine zu stellen.

Sommer: Das ist aber eine Challenge, die wir gerne annehmen!

In eurer Rubrik „Introverttipp“ gebt ihr Ratschläge, wie man den Alltag als „Drinnie“ bewältigen kann. Was ist der bislang beste Tipp, den ihr auf Lager habt?

Sommer: Der beste Tipp ist eigentlich, dass man online über seine Krankenkasse Termine bei Ärztinnen und Ärzten machen kann und dadurch nicht dort anrufen muss!

Becker: Mir gefällt der Tipp, dass man beim Einkaufen an der Kasse sein Obst und Gemüse als letztes aufs Band legen soll. Wenn der Kassierer oder die Kassiererin das wiegt, hat man mehr Zeit, seine Einkäufe einzuräumen. Es macht mich sehr glücklich, wenn ich so kleine Life Hacks habe!

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Die Podcaster sehen das Introvertiert-Sein nicht als Makel.

Welche Resonanz bekommt ihr auf euren Podcast?

Sommer: Viele Leute schreiben, sie sind froh, dass sie sich jetzt als Drinnie outen können. Wir sind davon ausgegangen, dass wir eine absolute Nische bedienen und jetzt hat sich ein ganz anderes Bild gezeigt. Wir haben uns auch dazu überwinden müssen, deshalb ist es cool, wenn einem die Leute jetzt schreiben: Krass, ich bin nicht der oder die einzige, die in einer bestimmten Situation schwitzige Hände kriegt.

Becker: Viele wussten wohl nicht, dass sie ein Drinnie sind und haben es jetzt rausgefunden, wir haben also schon fast eine therapeutische Wirkung! (lacht) Aber es trägt einen schon, wenn die Leute einem sowas schreiben. Das zeigt, dass wir hier nicht nur Comedy machen.

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Wie lebt es sich als Drinnie in einer Stadt voller extrovertierter Leute wie Köln?

Becker: Für Chris war das auf jeden Fall doppelt krass, er kam ja nicht nur nach Deutschland, sondern dann auch noch direkt nach Köln.

Sommer: Wenn man aus der Schweiz kommt, sind alle in Deutschland für einen sehr direkt, für Schweizer Verhältnisse fast schon übergriffig. (lacht) Köln macht das Ganze wett, weil die Menschen hier sehr herzlich sind, wenn sie auf einen zugehen. Das hat es mir erleichtert.

Im Podcast habt ihr erwähnt, Köln sei eine Stadt der Extreme. Was habt ihr damit gemeint?

Becker: Sagen wir mal so – optisch ist in Köln noch Luft nach oben, das ist ja kein Geheimnis! Keiner wohnt in Köln, weil es hier so schön ist. Aber deshalb ist die Arschlochdichte hier auch niedriger, alles ist ein bisschen unprätentiöser. Man ist aus irgendeinem Grund hier angespült worden und deshalb connected man viel mehr mit den Leuten um sich herum. Das gefällt mir.

Sommer: Mein Bruder aus der Schweiz war vor zwei Jahren das erste Mal hier zu Besuch. Der hat nach einer Woche Köln gesagt: Die Schweiz ist so ein bisschen das Märchenland – aber hier ist das echte Leben.