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Rizin-Bomber-ProzessSief Allah H. beklagt sich am Telefon über „Ungläubige“

Lesezeit 2 Minuten

Der mutmaßliche Rizin-Bomber wird festgenommen

Köln – Groß war der Hass auf „Ungläubige“, der Sief Allah H. in der Zeit beherrschte, als er zusammen mit seiner Frau Yasmin H. in Chorweiler einen islamistisch motivierten Sprengstoffanschlag vorbereitet haben soll. Das geht aus mitgehörten Telefonaten hervor, aus deren Wortprotokollen am Dienstag im so genannten Rizinbomber-Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht Auszüge verlesen wurden.

In jener Zeit bemühte sich der heute 31 Jahre alte Tunesier darum, von Deutschland aus einen neuen Pass zu bekommen, weil ihm sein alter abhanden gekommen war. Doch bei den tunesischen Behörden hatte er keinen Erfolg – offenbar aus dem Grund, dass er in seiner Heimat, wo er zwei Mal kurz in Untersuchungshaft gesessen hatte, unter Terrorverdacht stand.

„Ungläubigen“ töten und „von seinem Blut zu trinken“

Der Misserfolg stachelte seinen Hass an. Er sah sich als Moslem von der weltlichen Staatsgewalt herabgewürdigt. In einem Telefongespräch mit seiner Schwester klagte er wütend, die „Ungläubigen“ würden ihn und den Islam, „Allah und seinen Gesandten“ bekämpfen, den Gläubigen „Schwierigkeiten und Schikanen“ bereiten; deshalb sei er entschlossen, umgekehrt sie zu bekämpfen.

Als Feinde verteufelte er pauschal Juden, „Zuhälter“ „Korrupte“, Leute, „die Unzucht treiben“, Schwule und Lesben. Sie alle würden „beschützt“, Moslems dagegen nicht. Das Beste wäre es, einen„Ungläubigen“ zu töten und „von seinem Blut zu trinken“.

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Ende Oktober hatte Sief Allah H. zugegeben, sich islamistisch radikalisiert, Kontakt zu Angehörigen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aufgenommen, sich Material für einen Sprengstoffanschlag besorgt und damit experimentiert zu haben. Allerdings nicht, um in Deutschland eine „schwere staatsgefährdende Gewalttat“ zu verüben, wie die Bundesanwaltschaft annimmt, sondern um bei seiner sehnlich herbeigewünschten Einreise in vom IS kontrolliertes Gebiet in Syrien militärische Kenntnisse vorweisen zu können.

Frau Yasmin am Telefon: Ihr Mann verhalte sich merkwürdig

Seine Frau Yasmin H. , 44, äußerte sich in einem mitgeschnittenen Telefonat mit einer ihrer Töchter auf eine Weise, die sie entlasten kann – klammert man einmal die gegen sie sprechenden Indizien aus. Das Gespräch lässt annehmen, dass sie nicht wusste, was ihr Mann trieb. Er verhalte sich „merkwürdig“ und „unverständlich“, erzählte sie ihrer Tochter, ständig „hängt er im Internet“, und wenn sie auftauche, drehe er die Handys um, damit sie nicht auf die Displays schauen könne.

Sie habe das Gefühl, dass er etwas plane, worüber sie nicht informiert sei. „Irgendetwas ist nicht in Ordnung“, fasste sie ihren Eindruck zusammen

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.