Der deutsche Javier Bardem aus Köln„Synchronsprechen ist Knochenarbeit“
Köln – Flamenconächte, Korruption, feuriges Temperament: Der ZDF-Film „Ein Sommer in Andalusien“ bediene sich zwar auch gängiger Südländer-Klischees, sagt Carlos Lobo. Aber eben nicht nur. „Ich spiele einen Anwalt und habe zwei große Szenen. Ich bin 50, heirate gerade. Hier wird also nicht stereotyp der Andalusier gezeigt, der mit 20 heiratet, Kinder bekommt und die Frau zuhause nur noch schreit“, sagt der Schauspieler im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Er sei zwar der „Spanienvertreter“ in dem Film, in dem auch Birte Hanusrichter, Collien Ulmen-Fernandes und Heiko Ruprecht mitspielen. Aber das habe nur Vorteile gehabt. „Ich habe in Málaga eine Wohnung und in Cádiz haben wir gedreht: Das war super für mich. Immer wenn ich Arbeit mit einem Aufenthalt dort verbinden kann, freue ich mich“. Klar, habe er auch für TV-Produktionen öfters die Rolle als Südländer bekleiden müssen, sagt Lobo.
Der Deutsch-Spanier lebt seit Jahren in Köln
Aber nicht nur: In der ARD-Serie „Väter allein zu Haus“ spielt er etwa einen Robert: „Einen Fußballmanager, ein Arschloch“ und deutsch, so der 50-Jährige, der sieben war, als seine Eltern als Gastarbeiter mit ihm aus Spanien nach Mannheim eingewandert sind.
Er ist daher bilingual aufgewachsen („Mein Vater sagte immer »Bis vor die Haustür deutsch und nach innen spanisch«“). Da verwundert es nicht, dass neben seiner Schauspielerei für TV und Theater − von Staatsbühnen bis hin zum Broadway in New York − seine Stimme die wichtigste Ressource ist: Lobo ist nämlich Synchronsprecher und seit 2008 die deutsche Stimme des international erfolgreichen spanischen Schauspielers und Oscar-Preisträgers Javier Bardem.
Bei seinem ersten Einsatz im Hollywood-Streifen „Vicky Christina Barcelona“ (Regie: Woody Allen) von 2008 war es Lobos Singsang, mit dem er die Touristinnen, gespielt von Scarlett Johansson und Rebecca Hall, unverhohlen zu einer Dreier-Liaison einlädt.
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Auch im James-Bond-Film „Skyfall“ (2012) synchronisiert Lobo Bardem. So sehr er von diesen Aufträgen profitiere: Er sei doch lieber Ganzkörper-Schauspieler. „Ich möchte natürlich nicht nur auf meine Stimme reduziert werden. Außerdem ist Synchronisation eine Knochenarbeit“, erzählt Lobo. Je aufwendiger die Produktion, desto größer die Geheimniskrämerei.
Von James-Bond-Fans bestochen
„Man kennt den Text meist vorher nicht, weil sie Angst haben, man spoilert. Man sieht auch nicht den ganzen Film, arbeitet sich von Szene zu Szene, und bei James Bond habe ich teilweise nur den Mund durch einen Balken gesehen“. Zurecht, könnte man meinen: Verrückte hätten ihn angerufen und sogar bestochen, um zu erfahren, wie es ausgehe. Da bleibe man vielleicht lieber im Dunkeln, auch wenn es Lobo viel Energie abverlangt.
„In »Mother!« von 2017 hat Bardem so einen Psycho gespielt. Da muss man sich ja auch hineinversetzen, das war schon krass“. In Deutschland funktioniere die Synchronisation gut, findet er. Manche amerikanische Serie klinge aber furchtbar. „Man kann Phil Dunphy in »Modern Family« einfach nicht gut synchronisieren, das klingt sofort falsch“.
Doch er kennt das Phänomen: Sprecher verschmelzen auch in der kindlichen Wahrnehmung häufig mit großen Schauspielnamen. „Mir ging es mit De Niro immer so. Christian Brückner ist besser als Robert De Niro. Da gibt es kein vertun“.
„Ein Sommer in Andalusien“ wird am Sonntag, 4. Oktober, um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.