Kölner Sommerblut-Festival„Exile Company“ für Künstler aus der Ukraine
Köln – „Das Festival radikaler Liebe“ steht auf einem Plakat, auf anderen Postern heißt es „…brutaler Empathie“, „…produktiver Unruhe“ oder „…keimender Unvernunft“. Rolf Emmerich ist begeistert von der neuen Corporate Identity seines Sommerblut-Festivals: „Radikal entspricht dem, was wir machen“, sagt der Leiter bei der Vorstellung des neuen, 21. Programms im Mülheimer Depot, das vom 6.-22. Mai an zahlreichen Orten in Köln wieder live stattfinden wird.
„Bei uns werden Tabubrüche kreativ inszeniert. Bei uns werden Impulse für gesellschaftliche Diskussionen gegeben. Bei uns wird dem Publikum ein neuer Horizont und eine andere Perspektive aufgezeigt“, so Emmerich. Das Festival widmet sich diesmal besonders den unterschiedlichsten Formen von Liebe und Beziehung. In Eigenproduktionen, Gastspielen und lokalen wie internationalen Kooperationen will man an Körpernormen rütteln, Sehgewohnheiten ändern, Strukturen aufbrechen und eine gewisse Sinnlichkeit in den Mittelpunkt stellen.
Im Depot 1, der Außenstelle des Schauspielhauses, geht es am 6. Mai los mit „Happy Island“, einer Performance der Choreographin La Ribot mit der inklusiven Tanzkompanie Dançando com a Diferença, die den zeitgenössischen Tanz mit Elementen aus Live Art, Performance und Videokunst verbindet. Im Anschluss gibt es ein großes Eröffnungsfest im Carlsgarten mit Musik und Redeimpulsen. Darauf freut sich auch Hausherr Stefan Bachmann schon: „Ich find’s super, dass ihr hier seid. Das Motto »Mach mal neu!« ist sehr passend nach der Lähmungsphase. Toi, toi, toi!“
Spannend klingt auch das Fotoprojekt „Unseen“ der britischen Fotografin Suzie Larke. Sie nutzt konzeptionelle Kunstfotografie, um innere Zustände –etwa Zerbrechlichkeit – zu visualisieren, also unsichtbare Krankheiten mittels digitaler Bearbeitung sichtbar zu machen. Die Bilder werden in der urbanen Natur, im Stadtgarten, auf Stoffbahnen ausgestellt.
In der Alten Feuerwache im Agnesviertel realisiert Regisseurin Petra Wüllenweber „Alles Aber Anders“, ein Theaterprojekt über Sehnsüchte, Ängste, Zwänge, Gier oder Hilfsbereitschaft mit berührenden Geschichten wie der von der Palliativkrankenschwester, die letzte Wünsche erfüllt.Im MAKK gibt es „Biotope“, eine Dauerperformance im Museumsraum der United Cowboys aus den Niederlanden. „Es ist dem Publikum überlassen, wie es Biotpe erleben will: Aus der Nähe oder aus der Ferne. Und einzutauchen, in einen lebendigen Organismus. Ohne Anfang und ohne Ende“, heißt es dazu.
Eine Text-Toninstallation wird den Wiener Platz bespielen, am Äußeren Grüngürtel wird eine künstlerische Forschungsstation in Form eines Audiowalks eingerichtet, und in Kölns bekanntester Männersauna eine queer-feministische Nacht veranstaltet. Es wird eine Straßenparade geben zum Abschluss am Ebertplatz.
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Auch mit dem Thema Ukraine befasst sich Sommerblut. "Wir arbeiten gerade daran, eine "Exile Company" aufzubauen für Künstler, die aus der Ukraine fliehen mussten", kündigt Rolf Emmerich an. Und Nico Randel, Schauspieler mit Down-Syndrom, hat 100 Friedenstauben gebastelt, die beim Eröffnungsfest verkauft werden sollen. Außerdem wurde bekannt gegeben, das Erwin Aljukic, seit vier Jahren Ensemble-Mitglied der Münchner Kammerspiele, neuer Vorsitzender des Sommerblut-Vereins ist.